Pharmaziegeschichte

50 Jahre „Pille“

02.02.2010, 10:57 Uhr


Ein 50-jähriges Jubiläum wirft seine Schatten voraus: Am 18. August 1960 wurde in den USA das erste orale Kontrazeptivum zugelassen: Enovid. Die Innovation war so folgenreich für die

Die Sexualhormone wurden bereits zwischen den beiden Weltkriegen erforscht. Adolf Butenandt stellte 1929 das Estron dar, kurz darauf folgte die Entdeckung der Östrogene Estriol und Estradiol sowie der Androgene Androsteron und Testosteron. Gleichzeitig wurden die ersten Konzepte entwickelt, durch die Anwendung von Sexualhormonen oder ihren Derivaten den Zyklus der Frau so zu beeinflussen, dass eine Empfängnis und folglich eine Schwangerschaft verhindert wird. Die Zeitumstände behinderten aber vorerst ihre Realisierung, bis sich drei Männer dieser Aufgabe annahmen: der Chemiker Carl Djerassi, der Physiologe Gregory Pincus und der Gynäkologe John Rock.

Der in Wien geborene, in die USA emigrierte Djerassi, der sich in seiner Autobiographie als „Mutter der Pille“ bezeichnete, hatte 1951 die Testosteron-Derivat Norethisteron und Norethinodrel synthetisiert, die darauf in Tierversuchen und in der Klinik geprüft wurden. 1957 erhielt Enovid, eine Kombination von Norethinodrel mit dem Östrogen Mestranol, in den USA die Zulassung für die Indikation „Zyklusregulation“. Erst drei Jahre später folgte die Zulassung für „hormonelle Kontrazeption“.

In Deutschland hat Norethinodrel niemals eine Rolle als Arzneistoff gespielt. Das 1961 in der Bundesrepublik zugelassene Präparat Anovlar enthielt Norethisteron und Ethinylestradiol, eine auch heute noch übliche Kombination, während das 1965 in der DDR in den Markt eingeführte Präparat Ovosiston eine Kombination von Chlormadinonacetat mit Mestranol darstellte.

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Dr. Wolfgang Caesar