OECD-Studie

Deutsches Gesundheitssystem: Teurer Durchschnitt

Berlin - 09.12.2009, 12:50 Uhr


Das deutsche Gesundheitssystem ist im internationalen Vergleich leistungsfähig und sichert für nahezu die ganze Bevölkerung die Versorgung. Allerdings ist es auch sehr teuer

In vielen OECD-Ländern sind die Menschen bei geringeren Kosten gesünder und leben länger als in Deutschland, konstatiert die am 8. Dezember vorgestellte Studie. Nach den aus dem Jahr 2007 stammenden Daten fließen hierzulande 10,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Gesundheitsversorgung – 2,4 Prozentpunkte hiervon zahlen die privaten Haushalte. Damit liegt Deutschland im OECD-Gesamtranking auf Platz vier nach den USA, Frankreich und der Schweiz. Die Ausgaben pro Kopf liegen mit 3.588 US-Dollar kaufkraftbereinigt um 20 Prozent über dem OECD-Schnitt von knapp 3.000 US-Dollar. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die hiesigen Gesundheitsausgaben anders als in den meisten anderen Ländern nicht schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung – und das trotz der rasch alternden Bevölkerung und des damit wachsenden medizinischen Bedarfs.

Ausgesprochen gesund lebt es sich in Deutschland dennoch nicht. Zumeist halten wir uns ungefähr im Schnitt der OECD-Länder – mal etwas darüber, mal etwas darunter, so auch bei Sterblichkeit infolge von Herzinfarkten oder verschiedenen Krebsarten. Eine ungesunde Lebensweise – so etwa der Alkohol- und Tabakkonsum – ist in Deutschland ebenfalls in gleichem Maße verbreitet, wie in anderen Ländern. Etwas besser bestellt ist es um die Lebenserwartung der Deutschen, dennoch belegen wir lediglich Platz 14 von 31 Ländern. Was Jugendliche betrifft, steht Deutschland sogar etwas schlechter da als der Durchschnitt. Bei 15-jährigen Mädchen etwa liegen wir mit einem Raucherinnenanteil von 22 Prozent nach Österreich und Tschechien an 3. Stelle in der OECD. Zudem hat sich der Studie zufolge bei den 15-jährigen Mädchen hat sich der Anteil der Fettleibigen zwischen 2001 und 2006 verdoppelt und ist damit so schnell gestiegen wie in fast keinem anderen OECD-Land.

Hinsichtlich der Ausgaben stellt die Studie beispielsweise fest, dass die Kosten für Medikamente pro Kopf kaufkraftbereinigt um 17 Prozent über dem OECD-Schnitt liegen. Nirgendwo sonst in den OECD-Ländern geben die Krankenkassen so viel Geld für Arzneimittel aus. Als Kostentreiber werden auch die vielen Krankenhausbetten ausgemacht. Auf 1.000 Einwohner kommen hier 5,7 Krankenhausbetten, im OECD-Schnitt sind es 3,8. Mit 1,5 Allgemeinmedizinern je 1000 Einwohner hat Deutschland zudem eine deutlich höhere Ärztedichte als die OECD-Länder im Schnitt (0,9 Allgemeinmediziner je 1000 Einwohner. Regional sind die Ärzte in Deutschland allerdings gleichmäßiger verteilt als in fast allen anderen OECD-Ländern. Die Bruttoeinkommen der selbstständigen Allgemeinmediziner liegen nach Abzug der Praxiskosten in Deutschland beim 3,3-fachen des Durchschnittslohns. Das ist nach Großbritannien, Mexiko und den USA das höchste relative Einkommen in den 13 OECD-Ländern, für die diese Daten erhältlich sind.

Auch im Bereich der Verwaltungskosten hat Deutschland der Studie zufolge überdurchschnittlich hohe Ausgaben. Ihr Anteil an den Gesundheitsausgaben liege mit 5,7 Prozent deutlich höher als in den meisten anderen OECD-Ländern. Bei einem vergleichbaren Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttosozialprodukt machen in der Schweiz die Verwaltungskosten nur 4,8, in Österreich nur 3,8 Prozent aus.


Kirsten Sucker-Sket