Wirtschaft

Schwarze Zahlen

GKV-Finanzergebnisse fürs 1. Halbjahr 2022

ks | Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat zum Ende des ersten Halbjahres 2022 noch immer finanzielle Rücklagen und wird dieses Jahr in den schwarzen Zahlen bleiben. Doch die Prognosen für 2023 sind düster und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schwört weiterhin auf sein geplantes Spargesetz ein, das „die Lasten fair auf alle Schultern verteilen“ soll.

Wie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) am vergangenen Mittwoch mitteilte, haben die 97 Krankenkassen im ersten Halbjahr 2022 rund 287 Mio. Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Einnahmen in Höhe von 143,5 Mrd. Euro standen demnach Ausgaben in Höhe von 143,8 Mrd. Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten stiegen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021 um 5,4 Prozent. Die Zahl der Versicherten wuchs um 0,1 Prozent, die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen um 4,1 Prozent.

Die Finanzreserven der Kassen betrugen Ende Juni noch 9,6 Mrd. Euro bzw. rund 0,4 Monatsausgaben. Damit entsprachen sie dem Zweifachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve.

Dazu erklärte Minister Lauterbach: „Die gesetzlichen Krankenkassen werden dieses Jahr in den schwarzen Zahlen bleiben. Grund dafür sind größere Rücklagen und ein zusätzlicher Steuerzuschuss von 14 Mrd. Euro. Der entfällt allerdings im kommenden Jahr. Um die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler vor zu hohen Belastungen zu schützen, hat die Bundesregierung den Entwurf eines GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes beschlossen. Mit diesem Gesetz werden wir die GKV-Finanzen für 2023 konsolidieren und die Lasten fair auf alle Schultern verteilen.“

Wo die Ausgaben am stärksten steigen

Hinter dem Ausgabenanstieg von 5,4 Prozent stecken ein Plus von 5,2 Prozent für Leistungen und eines von 11,3 Prozent für die Verwaltungskosten. Das BMG verweist darauf, dass der Zuwachs Corona-bedingt auf einer niedrigen Basis aufsetze und daher mit Vorsicht zu interpretieren sei. Der deutliche Anstieg der Verwaltungskosten sei weiterhin maß­geblich auf die Bildung von hohen Altersrückstellungen einer ein­zelnen Krankenkasse im ersten Quartal zurückzuführen und dürfte im weiteren Jahresverlauf deutlich abflachen.

Überproportional stark gestiegen sind die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen (um 16,5 Prozent auf 1,14 Mrd. Euro), bei Vorsorge- und Rehabilitations­leistungen (um 15,9 Prozent auf 1,88 Mrd. Euro) sowie im Bereich der Heilmittel (um 12,5 Prozent auf 5,5 Mrd. Euro). Der Anstieg bei den Schutzimpfungen sei vorrangig auf die Gruppe der Herpes-Zoster-Impfstoffe zurückzuführen. Die Kosten für Corona-Impfstoffe fallen nicht darunter; diese werden vom Bund und nicht von den Krankenkassen finanziert.

Die Ausgaben für Arzneimittel wuchsen um 6,7 Prozent: Die Ausgaben hierfür lagen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei 24,17 Mrd. Euro. Mit 18 Prozent der GKV-Gesamtausgaben sind Arzneimittel der zweitgrößte Kostenblock hinter den Kliniken (32 Prozent) und vor der ambulanten ärztlichen Behandlung (17 Prozent). Bei den Krankenhäusern lag der Ausgabenanstieg bei 4 Prozent, bei den Ärzten bei 2,3 Prozent.

Was das alles am Ende für die Versicherten bedeutet, werden wir nach der nächsten Sitzung des GKV-Schätzerkreises wissen. Dieser kommt Mitte Oktober zusammen und hat die Aufgabe, die Ausgaben und Einnahmen der GKV für das laufende und das kommende Jahr auf Basis dann vorliegender aktuellster Erkenntnisse – auch unter Berücksichtigung des Gesetzentwurfs für ein GKV-Finanzstabilisierungsgesetz – zu prognostizieren. Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse wird das BMG dann den durchschnittlichen ausgabendeckenden Zusatzbeitragssatz für das Jahr 2023 bekannt geben. |

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