Prisma

Immer dem Licht entgegen

Käfer entflieht dem Verdauungstrakt

Foto: Fabian – stock.adobe.com

us | Ein Insekt, das von einem Räuber gefressen wird, hat schlechte Karten. Selbst wenn es unzerkaut verschluckt wird, bereiten die sauren, anaeroben und proteolytischen Bedingungen des Magen-Darm-Traktes ihm den Garaus. Nicht so dem Wasserkäfer Regimbartia attenuata. Zwar steht er auf dem Speiseplan mehrerer Froscharten, in den meisten Fällen gelingt es ihm jedoch den Verdauungstrakt zu passieren und lebendig zu entkommen. Diese Beobachtung machte der japanische Biologe Prof. Shinji Sugiura und dokumentierte sie in einer Versuchsreihe. Von 15 Käfern, die er Exemplaren der asiatischen Froschart Pelophylax nigromaculatus zum Fraß vorwarf, über­lebten 14 die Passage durch den Darm und erblickten innerhalb von vier Stunden wieder das Tageslicht. Auch bei anderen Froscharten überlebten zwischen 67% und 100% der Versuchskäfer. In einem weiteren Versuch fixierte der Wissenschaftler 15 Käfern die Beine. Keines der Tiere schaffte es, die Frösche lebendig zu durchqueren, und ihre Überreste wurden erst nach über 50 Stunden wieder ausgeschieden. Sugiura schlussfolgerte, dass die Käfer aktiv ihre Beine nutzen, um den Verdauungsapparat des Fressfeindes zu durchqueren und den Stuhlgang des Frosches anregen, um möglichst schnell an die frische Luft zu gelangen. Weiterhin dürfte ihnen ihre perfekte Anpassung an ein Leben unter Wasser zugute kommen. Das harte Exoskelett wirkt schützend gegen den Magensaft und ihre stromlinienförmige Gestalt vereinfacht die Passage durch die Gedärme. Außerdem verfügt R. attenuata über ein kleines Luftreservoir unter seinen Deckflügeln, das es ihm ermöglicht, zumindest eine begrenzte Zeit von der Luft abgeschnitten zu überleben. Der Versuch wurde mit einer anderen Wasserkäferart, Enochrus japonicus, wiederholt. Keinem einzigen Exemplar dieser Art gelang dasselbe Kunststück wie dem hartgesottenen R. attenuata. |

Literatur

Sugiura S. Active escape of prey from predator vent via the digestive tract. Current Biology 30, 2020:R867-R868. doi:10.1016/j.cub.2020.06.026

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