Arzneimittel und Therapie

Auf dem Weg zur IFN-freien Therapie

Deleobuvir bei chronischer Hepatitis C auf dem Prüfstand

Die Fortschritte in der Therapie der chronischen Hepatitis C waren in den letzten Jahren eklatant. Was noch fehlt, sind Interferon-freie Regimes, denn Interferon wird von vielen Patienten nicht vertragen, abgelehnt oder ist kontraindiziert. Mit dem DAA (direct acting agent) Deleobuvir in Kombination mit Faldaprevir und Ribavirin konnten in den Phase-II-Studien SOUND-C2 und SOUND-C3 positive Ergebnisse erzielt werden. Die Ergebnisse des Phase-III-Studienprogramms HCVerso® werden in Kürze erwartet.

Noch ist pegyliertes Interferon (IFN), das subkutan injiziert werden muss und mit einer ganzen Palette möglicher Nebenwirkungen einhergeht, fester Bestandteil einer antiviralen Therapie der chronischen Hepatitis C. Das aber könnte sich schon in kurzer Zeit ändern. Denn das Ziel, Interferon-freie Therapieregimes zu entwickeln, ist in greifbare Nähe gerückt, wie auf einer von der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG unterstützten Veranstaltung am 3. Dezember 2013 in Frankfurt deutlich wurde. Erreichen lässt es sich aller Voraussicht nach mit einer Kombination des neuen Deleobuvir mit Faldaprevir und Ribavirin.

Positiv in Phase II

Das Potenzial, Interferon verzichtbar zu machen, hat Deleobuvir, wenn es mit Faldaprevir und Ribavirin kombiniert wird. Deleobuvir ist ein oral applizierbarer, nicht nukleosidischer Inhibitor der NS5B-Polymerase, eines Enzyms, das eine Schlüsselrolle in der Replikation des HCV-Genoms einnimmt. Der Wirkmechanismus ergänzt das Wirkprinzip von Faldaprevir, einem HCV-Protease-Inhibitor der zweiten Generation, der in IFN-basierten Studienprogrammen bereits erfolgreich untersucht wurde (siehe DAZ 2013, Nr. 7, S. 54). In den Phase-II-Studien SOUND-C2 und SOUND-C3 hat die Dreifachkombination bereits positive Resultate bei therapienaiven Patienten mit HCV-Genotyp 1a und 1b gezeigt, auch bei Patienten mit Leberzirrhose. In SOUND-C2, in der die Patienten über 16, 28 oder 40 Wochen behandelt wurden, lag die Heilungsrate (SVR 12) in der Gesamtpopulation bei bis zu 69%, bei Patienten mit dem häufigen Genotyp 1b sogar bei 85%. Die Heilungsraten hielten auch 24 Wochen nach Therapieende an. In der SOUND-C3-Studie, in der die Patienten nur 16 Wochen behandelt wurden, ließ sich bei 95% der Patienten mit Genotyp 1b eine Heilung erzielen.

Ergebnisse bald erwartet

Die Interferon-freie Dreifachkombination aus Deleobuvir, Faldaprevir und Ribavirin wird derzeit im Phase-III-Studienprogramm HCVerso® auf den Prüfstand gestellt. HCVerso® 1, 2 und 3 sind multizentrische, randomisierte, doppelblinde placebokontrollierte Studien, die die antivirale Wirksamkeit und Sicherheit von Faldaprevir (einmal täglich 120 mg), Deleobuvir (zweimal täglich 600 mg) plus Ribavirin über 16 oder 24 Wochen untersuchen. Primärer Endpunkt ist jeweils das SVR12. Eingeschlossen sind etwa 1100 therapienaive Patienten mit chronischer Genotyp-1b-Infektion, einschließlich Patienten mit kompensierter Leberzirrhose und Patienten, die für eine IFN-Therapie nicht infrage kommen. Die Ergebnisse werden für das 2. Quartal 2014 erwartet.  

Apothekerin Dr. Beate Fessler

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