Arzneimittel und Therapie

Chronische Hepatitis C: Zulassung von pegyliertem Interferon alfa-2a verbessert

Pegyliertes Interferon alfa-2a (Pegasys®) ist nun auch in Deutschland für die Behandlung der histologisch nachgewiesenen chronischen Hepatitis C bei Erwachsenen, einschließlich Patienten mit Leberzirrhose im Frühstadium, angezeigt. Zugelassen ist es sowohl für die Anwendung in Kombination mit Ribavirin als auch für den Einsatz als alleiniges Medikament (Monotherapie) für Patienten, die Ribavirin nicht vertragen.

Innerhalb von zwölf Jahren wurde durch die Kombination von gering wirksamem Interferon alfa (Ansprechraten unter 20%) und unwirksamem Ribavirin eine effektive Therapie gegen das Hepatitis-C-Virus entwickelt mit Heilungsraten von etwa 40%. Als weiterer Fortschritt gelten die pegylierten Interferone, die bei einmal wöchentlicher Applikation konstante Wirkspiegel garantieren, effektiver sind und dem Patienten die Therapie deutlich einfacher machen.

Verlängerte Halbwertszeit durch Pegylierung

Seit Mitte Juni dieses Jahres ist auch in Deutschland neben dem pegylierten Interferon alfa-2b (PegIntron®) ein zweites pegyliertes Interferon zugelassen: Interferon alfa-2a (Pegasys®). Ein wesentlicher Unterschied zu Interferon alfa-2b ist die verzweigte Polyethylenglykol(PEG)-Kette mit einem Molekulargewicht von 40 kD, die stark und damit lösungsstabil an das Interferon gebunden ist. Dies sorgt für eine lange Halbwertszeit von etwa 80 Stunden und, wie der Vergleich der Plasmaspiegel über sieben Tage zeigt, für gleichmäßigere hohe Wirkstoffspiegel.

Deutlicher Effektivitätsgewinn

Für die Zulassung wurde pegyliertes Interferon alfa-2a in der Monotherapie und als Kombination mit Ribavirin bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion mit herkömmlichem Interferon verglichen. Der entscheidende Messparameter in diesen Studien war das dauerhafte virologische Ansprechen auf die Behandlung.

Kurz die Ergebnisse: In der Monotherapie lagen die Ansprechraten unter Interferon alfa-2a lediglich bei 19%, unter dem pegylierten Interferon alfa-2a bei 39%. Bei Patienten, die bereits eine Zirrhose entwickelt hatten, lagen die Werte bei 8% gegenüber 30%.

Entscheidender aber ist der Blick auf die in der Praxis inzwischen übliche Kombinationstherapie mit Ribavirin. Hier konnte durch Verwendung des verzweigtkettigen pegylierten Interferon die Zahl der Patienten, die dauerhaft auf die Behandlung ansprachen, von 45% unter Interferon-Therapie auf 56% erhöht werden.

Initialer Virusabfall als prädiktiver Wert

Bedeutsam ist, dass die Viruslast nach Beginn der Therapie rasch abfällt. Dieser initiale Virusabfall gilt als prädiktiver Wert für Patienten mit einer chronischen Hepatitis C, die durch Viren vom Genotyp 1 verursacht ist. Und das sind etwa 67% aller Infektionen. Fällt hier die Viruslast innerhalb der ersten zwölf Wochen um den Faktor 100 ab, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein dauerhaftes Ansprechen bei 65%. Ist dies nicht der Fall, ist die Prognose äußerst schlecht mit der Konsequenz, dass die Therapie abgebrochen werden kann. Dies spart dem Patienten eine langwierige uneffektive Therapie und reduziert gleichzeitig Kosten.

Therapie dem Virus-Genotyp anpassen

Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Genotyp 1 hohe Ribavirindosen von 1000 bis 1200 mg täglich tatsächlich einen Vorteil gegenüber niedrigeren Dosen von 800 mg bringen, nicht dagegen bei Viren vom Genotyp 2 und 3. Auch die längere Therapiedauer von 48 statt 24 Wochen ist nur bei HCV-1-Infektionen sinnvoll. Daraus ergeben sich konkrete Empfehlungen für die Praxis:

  • Bei einer Hepatitis-C-Infektion mit Viren vom Genotyp 1 wird eine Basistherapie über zwölf Wochen mit pegyliertem Interferon plus Ribavirin in hoher Dosis durchgeführt. Sinkt die Viruslast um das 100fache, wird die Therapie über 48 Wochen weitergeführt. Bei Non-Respondern kann die Behandlung abgebrochen werden.
  • Bei Genotyp 2 und 3 wird über 24 Wochen mit niedriger Ribavirindosis behandelt.

Augenmerk auf depressive Patienten

Die Interferontherapie ist für den Patienten kein Zuckerschlecken. Mit besonderem Interesse wurde daher die Frage verfolgt, ob pegyliertes Interferon möglicherweise mehr Nebenwirkungen verursacht. Doch genau das war nicht der Fall. Es scheint vielmehr aufgrund der fehlenden Interferonspitzen im Serum eher verträglicher zu sein. Fieber, Muskelschmerzen, Rigor und Haarausfall waren deutlich seltener als unter der Behandlung mit nicht-pegyliertem Interferon. Dies spiegelt sich auch in den Abbruchraten wider (9,4% versus 6,9%).

Ein wesentlicher Punkt ist die Depression als unerwünschte Begleiterscheinung, deren Auftreten mit 30% bzw. 21% durchaus relevant ist. Es scheint allerdings so zu sein, dass Patienten, die unter Interferon eine Depression entwickeln, bereits in ihrer Vorgeschichte zu depressiven Störungen neigten oder bereits eine manifeste Depression hinter sich haben. Es ist daher empfehlenswert, auf diese Patienten ein besonderes Augenmerk zu richten und möglichst rechtzeitig eine Therapie mit Antidepressiva zu beginnen.

Kastentext: HALT-C: Interferon gegen Leberzirrhose?

Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion entwickeln häufig eine Leberzirrhose. Nun verdichten sich die Daten, dass eine Interferontherapie, auch wenn sie das Virus nicht eliminiert, die Progression in die Zirrhose aufhalten bzw. verlangsamen kann. Die HALT-C(Hepatitis C Antiviral Long-term Treatment against Cirrhosis)-Studie, die als eine der bedeutendsten Untersuchungen in den nächsten Jahren gilt, soll diese Frage klären. Sie untersucht bei Patienten, die auf die Therapie mit pegyliertem Interferon alfa-2a virologisch nicht ansprachen, den Effekt einer niedrig dosierten PEG-IFN-alfa-2a-Therapie über 3,5 Jahre im Vergleich zu Plazebo.

Zitat

"Früher war die Lebertherapie sehr billig, weil es keine gab." Prof. Dr. Michael Manns

Quelle Prof. Dr. Michael Manns, Hannover, Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Frankfurt, Einführungspressekonferenz: "Neue Perspektiven in der Hepatitis-C-Therapie", Frankfurt/Main, 24. Juni 2002, veranstaltet von der Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen.

Pegyliertes Interferon alfa-2a (Pegasys) ist nun auch in Deutschland für die Behandlung der histologisch nachgewiesenen chronischen Hepatitis C bei Erwachsenen, einschließlich Patienten mit Leberzirrhose im Frühstadium, angezeigt. Zugelassen ist es sowohl für die Anwendung in Kombination mit Ribavirin als auch für den Einsatz als alleiniges Medikament (Monotherapie) für Patienten, die Ribavirin nicht vertragen.

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