Arzneimittel und Therapie

Hepatitis C: Frühzeitig therapieren – Chronifizierung verhindern

Wird die akute Hepatitis-C-Infektion mit einer Interferon-Monotherapie behandelt, kann bei 98 Prozent der Patienten eine Ausheilung erreicht werden. Ist sie bereits chronisch, verspricht die Kombination aus pegyliertem Interferon plus Ribavirin in gewichtsadaptierter Dosierung den größten Erfolg.

Bleibt eine akute Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) unbehandelt, entscheidet sich nach sechs Monaten, ob sie ausheilt oder, wie bei 50 bis 90 Prozent der Patienten, chronifiziert. Da die Therapie des chronischen Infekts noch immer unbefriedigend ist, wird immer häufiger eine frühzeitige Intervention angemahnt.

Das Problem: Die Akutinfektion ist äußerst schwer zu identifizieren. Es treten allenfalls unspezifische Symptome wie Grippe, Übelkeit, Gelenkschmerzen und Gelbsucht auf. Auch bei Verdacht ist die exakte Diagnosestellung zu diesem Zeitpunkt schwierig, denn die Bestimmung der aussagefähigen Anti-HCV-Antikörper ist anfangs noch negativ.

Chronifizierung bei 98 Prozent verhindert

Dass sich eine frühe Intervention durchaus lohnen würde, zeigt eine aktuelle Pilotstudie, in der 44 Patienten mit akuter Hepatitis-C-Virus-Infektion innerhalb der ersten vier Monate nach der Ansteckung behandelt wurden. Durchschnittlich lagen zwischen Infizierung und Therapiebeginn 89 Tage.

Das Therapieregime: 5 Mio. I. E. PEG-Interferon-alfa-2b (PegIntron®) täglich über vier Wochen, anschließend über weitere 20 Wochen 5 Mio. I.E. dreimal pro Woche. Bereits nach zwei Wochen war bei 70 Prozent, am Therapieende bei 98 Prozent der Patienten (43 von 44) keine Hepatitis-C-Virus-RNA mehr nachweisbar. Zum Vergleich: In einer italienischen Studie mit adäquatem Patientenkollektiv, das nicht behandelt wurde, entwickelten 70 Prozent eine chronische Hepatitis C. Eine Kombination von Interferon mit Ribavirin, wie sie in der Behandlung der chronischen Hepatitis C inzwischen Standard ist, ist in der Akuttherapie nicht notwendig.

Auch Ribavirindosis entscheidet über Therapieerfolg

Noch aber wird die Hepatitis C bei den meisten Patienten erst dann festgestellt, wenn sie bereits chronisch ist. Bei schnell progredientem Verlauf entwickelt sich innerhalb von fünf bis zehn Jahren eine Leberzirrhose. Das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom liegt dann bei 2 bis 3 Prozent. Bei langsamem Progress kann es zwischen 30 und 50 Jahre dauern, bis sich die Leber pathologisch verändert. Nur die Histologie ermöglicht eine Einschätzung des individuellen Verlaufs.

Als Standard in der Therapie gilt inzwischen die kombinierte Gabe von pegyliertem Interferon plus Ribavirin. In der Zulassungsstudie für PegIntron® sprachen deutlich mehr Patienten auf das pegylierte Interferon als auf Standardinterferon an. Das beste Ergebnis konnte mit einer durchgehenden Dosierung von 1,5 µg Interferon-alfa-2b in Kombination mit Ribavirin erreicht werden. Die dauerhafte virologische Ansprechrate lag hier bei 54 Prozent gegenüber 47 Prozent unter Standardinterferon plus Ribavirin.

Eine retrospektive Analyse der Daten zeigte darüber hinaus, dass entscheidend für den Therapieerfolg auch die Dosierung von Ribavirin (Rebetol®) ist. Als optimal erwies sich die gewichtsadaptierte Dosierung von mindestens 10,6 mg/kg KG. Die durchschnittlichen Heilungsraten lagen dann bei 61 Prozent. Interessant ist in diesem Zusammenhang das unterschiedliche Ansprechen der HCV-Genotypen auf das Therapieregime: Hepatitis-C-Viren vom Genotyp 2 und 3 lassen sich zu 88 Prozent dauerhaft eliminieren, der Genotyp 1 nur zu 48 Prozent (die Ergebnisse mit Standardinterferon: 80 Prozent und 34 Prozent).

Interferon auch für therapierefraktäre Patienten?

Auch wenn mit der Interferon-Gabe keine Viruselimination erreicht wird, hält sie möglicherweise die Fibrosierung der Leber auf und senkt das Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom. Zumindest weisen retrospektive Studien an Patienten mit chronischer Hepatitis C darauf hin. In prospektiven Untersuchungen an therapierefraktären Patienten soll nun geprüft werden, ob die Langzeit-Applikation von Interferon einer Fibrosierung tatsächlich entgegenwirken kann. Das Ergebnis muss mit Spannung erwartet werden. Denn letztlich entscheidend für den Patienten ist weniger, ob die Viren eradiziert und der Infekt ausgeheilt ist, sondern vielmehr ob die Leber ihre Funktion weiterhin erfüllen kann.

Quelle

Dr. M. Cornberg, Hannover, Prof. Dr. H. Porst, Dresden, Prof. Dr. D. Schuppan, Erlangen, Symposium "Hepatitis C – eine chronische Erkrankung ist heilbar", Wiesbaden, 7. April 2002, veranstaltet von der Essex Pharma GmbH, München.

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