Arzneimittel und Therapie

Hilfe bei Darmkrebs

Biomarker zeigt Wirksamkeit einer Chemotherapie

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Bei lokal fortgeschrittenen kolorektalen Karzinomen erfolgt zusätzlich zur Operation eine Chemotherapie und/oder Radiochemotherapie. Dabei werden die Zytostatika meist in Kombinationen verabreicht. Mannheimer Wissenschaftler haben jetzt einen Biomarker identifiziert, der möglicherweise nicht nur Aussagen zum Erfolg einer Chemotherapie bei fortgeschrittenem kolorektalem Karzinom erlaubt, sondern auch Hinweise auf eine individuell angepasste Therapie und Therapieoptionen bei entsprechender Arzneimittelresistenz gibt.

Die Zahl der Neuerkrankungen an Darmkrebs hat in Mitteleuropa in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Die jährliche Inzidenz beträgt derzeit etwa 30 bis 35 pro 100.000 Einwohner. Kolorektale Karzinome sind für etwa 15% aller Krebstodesfälle verantwortlich, und sie sind nach Prostatakrebs bei Männern und Brustkrebs bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland, an der über 6% aller Menschen im Laufe ihres Lebens erkranken. 90% der kolorektalen Karzinome treten nach dem 50. Lebensjahr auf. Das Durchschnittsalter bei Erstdiagnose liegt bei 65 Jahren. Die Prognose ist von der Tiefe der Infiltration in die Darmwand und dem Vorhandensein von Lymphknoten- und Fernmetastasen sowie dem Differenzierungsgrad der Tumorzellen abhängig; die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt im Mittel bei etwa 40 bis 60%.

Epigenetischer Biomarker als Wegweiser

Zusätzlich zur Operation erfolgen bei lokal fortgeschrittenen kolorektalen Karzinomen eine Kombinationschemotherapie mit unterschiedlich wirksamen Zytostatika und/oder eine Radiochemotherapie. Obwohl eine Chemotherapie vielfach zu einer verlängerten Lebenszeit der Patienten führt, ist eine Prognose zu ihrer Wirksamkeit bislang nicht möglich, da Krebszellen häufig eine Arzneimittelresistenz aufweisen. In einer Studie mit mehr als 200 Patienten haben Wissenschaftler der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim jetzt einen neuen epigenetischen Biomarker identifiziert, der eine Prognose über das Ansprechen der Patienten auf die Chemotherapie möglich machen könnte. Dabei wurde einerseits eine Chemotherapie mit 5-Fluorouracil (5-FU) in Kombination mit weiteren Chemotherapeutika und andererseits 5-FU in Verbindung mit einer Strahlentherapie untersucht. Die Studie an vier Patientenkollektiven zeigt als Ursache einer Resistenz gegen 5-FU eine Hyper methylierung des Gens TFAP2E. Diese wiederum führt zu einer Überexpression des Gens DKK4, das bereits früher mit einer Resistenz gegen das Zytostatikum in Verbindung gebracht worden war.

Mit dieser ersten Studie zur Bedeutung des Methylierungsmusters eines Gens und damit auch als möglichem epigenetischen Biomarker für eine Chemoresistenz könnte – so Prof. Dr. Matthias Ebert – ein wichtiger Schritt zu einer individualisierten Krebstherapie getan sein. In einer prospektiven Studie sollen die erhaltenen Ergebnisse jetzt bestätigt und in weiterführenden klinischen Studien überprüft und auch der genaue Wirkmechanismus geklärt werden. Darüber hinaus könnte dann auch die Hemmung des Gens DKK4 eine mögliche Option für eine Chemotherapie mit 5-Fluoruracil sein.


Quelle
Ebert, M.P.A.; et al.: TFAP2E– DKK4 and Chemoresistance in Colorectal Cancer. N Engl J Med (2012) 366(1): 44 – 53.

Universitätsmedizin Mannheim: Individualisierte Krebstherapie: Kann epigenetischer Biomarker Chemoresistenz beim Darmkrebs vorhersagen? Pressemitteilung vom 4. Januar 2012.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 3, S. 50

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