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EU-Kommission will neue Drogen stärker bekämpfen

BRÜSSEL (eu/diz). Die Europäische Kommission setzt sich für strengere Maßnahmen ein, um das zunehmende Problem neuer synthetischer Drogen anzugehen. Einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission zufolge hat die EU 2010 die Rekordzahl von 41 psychoaktiven Substanzen, die die Wirkung gefährlicher Drogen wie Ecstasy oder Kokain imitieren und legal vertrieben werden, ermittelt.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, bedeutet dies eine Zunahme um 24 Substanzen gegenüber dem Vorjahr. Diese Drogen, die ebenso gefährlich sein können wie verbotene Substanzen, werden häufig über das Internet und im "Fachhandel" vertrieben. Der Bericht legt die gegenwärtigen EU-Vorschriften zur Bekämpfung neuer psychoaktiver Drogen dar. Die Kommission beabsichtigt eine Verschärfung dieser Vorschriften, um zu verhindern, dass diese unsicheren Substanzen frei auf dem Markt gehandelt werden.

Neue Substanzen immer beliebter

Einer aktuellen, am 11. Juli veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage zufolge werden die neuen Substanzen, die die Wirkungen illegaler Drogen nachahmen, bei den 5% der jungen Europäer, die angeben, dass sie sie bereits genommen haben, immer beliebter. Der höchste Anteil entfällt auf Irland (16%), gefolgt von Polen (9%), Lettland (9%), Großbritannien (8%) und Luxemburg (7%). Allerdings befürwortet laut Eurobarometer eine große Mehrheit der 15- bis 24-Jährigen in allen 27 EU-Mitgliedstaaten ein Verbot dieser Substanzen.

Rasante Verbreitung der neuen Substanzen

Dem Bericht zufolge werden neue psychoaktive Substanzen in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit in ganz Europa verbreitet. Seit 2005 wurden 115 derartige Substanzen ermittelt. Allein 2010 wurde die Rekordzahl von 41 neuen Drogen bekannt, gegenüber 24 im Jahre 2009 und 13 im Jahre 2008. Hierzu gehörten eine pflanzliche Substanz, synthetische Derivate bekannter Drogen und sogenannte "Designerdrogen". Das Arbeitspapier der Kommission listet hier Substanzen auf wie synthetische Cathinone, synthetische Cannabinoide (u. a. Spice), einen Abkömmling des Phenyethylamin und des Tryptamins und Piperazins.

Bei den neuen psychoaktiven Substanzen handelt es sich zunehmend um ein weltweites Problem. Während die Verwendung "herkömmlicher Drogen" wie Kokain, Heroin und Ecstasy "allgemein stabil" ist, sind die neuen Drogen auf dem illegalen Drogenmarkt im Vormarsch.

Bekämpfung neuer psychoaktiver Substanzen

Ein am 11. Juli veröffentlicher Bericht befasst sich mit Maßnahmen der EU, wie die neuen psychoaktiven Substanzen auf dem europäischen Markt besser bekämpft werden können. Bereits 2005 war ein Frühwarnsystem der EU-Mitgliedstaaten eingerichtet worden, um solche neuen Substanzen zu erfassen, eine Risikobewertung sowie potenzielle europaweite Kontrollmaßnahmen durchzuführen.

Das Frühwarnsystem habe gut funktioniert, so der Bericht, allerdings habe der Gesamtmechanismus Probleme, die große Anzahl neuer Substanzen, die auf den Markt kommen, zu bewältigen. Beispielsweise sei es einfach, die gegenwärtigen Kontrollmaßnahmen zu umgehen und neue Drogen zu entwickeln, die möglicherweise legal sind, aber äußerst schädliche Wirkungen haben. Dem gegenwärtigen System mangele es ebenfalls an effektiven Möglichkeiten für Kontrollmaßnahmen.

Die Kommission prüft nun verschiedene Optionen, um die EU-Vorschriften wirksamer zu gestalten.

Drogenkonsum bei jungen Menschen

Aus der aktuellen Eurobarometer-Umfrage geht hervor, dass die 5% der Befragten, die den Konsum synthetischer Drogen zugaben, als Hauptbezugsquellen Freunde (54%), Partys oder Clubs (37%), "Fachgeschäfte" (33%) oder das Internet (7%) angaben.

Laut Eurobarometer-Umfrage hat ein Drittel der jungen Männer (32%) mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert, hingegen nur ein Fünftel der jungen Frauen (20%). Die 15-24-jährigen Europäer unterscheiden sowohl im Hinblick auf die Verfügbarkeit als auch auf die Gesundheitsfolgen eindeutig zwischen Cannabis und anderen illegalen Drogen. Für äußerst gesundheitsgefährdend halten die jungen Leute Kokain (95%) und Ecstasy (92%) gegenüber Cannabis (67%) und Alkohol (57%). Von den jungen Menschen, die noch nie in ihrem Leben Cannabis konsumiert haben, waren 75% der Auffassung, dass der regelmäßige Konsum gesundheitsgefährdend ist, gegenüber 36% derjenigen, die die Droge im letzten Jahr konsumiert haben. 57% der Befragten glauben, dass sie Cannabis innerhalb von 24 Stunden leicht beschaffen können, während nur 22% dies für Ecstasy oder Kokain angaben.


"Die neuen synthetischen Drogen werden mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit in ganz Europa verbreitet. Sie können giftig sein, machen süchtig und haben langfristige schädliche Wirkungen. Wir müssen auf EU-Ebene handeln und unsere Kinder schützen. Das gegenwärtige System zur Feststellung dieser neuen Drogen ist unzureichend, um die erhebliche Zunahme dieser Substanzen auf dem Markt zu bekämpfen. Die Vorschriften müssen verschärft werden, damit die Jugendlichen vor diesen gefährlichen Drogen geschützt werden. Wir müssen sicherstellen, dass der Rechtsrahmen zur Bekämpfung dieser Substanzen solide und wirksam ist. "

Viviane Reding, für das Ressort Justiz zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission


Foto: European Commission



DAZ 2011, Nr. 28, S. 37

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