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Was die Messwerte bedeuten

(diz). Als die atomare Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 Deutschland bedrohte, kannten auch die Schulkinder Begriffe wie Becquerel, Sievert und Gray. Als die schlimmste Gefahr abgeklungen war und es ruhiger um die Strahlenbelastung wurde, verschwanden die Begriffe jedoch wieder aus dem täglichen Sprachgebrauch. Die durch das Erdbeben im japanischen Atomkraftwerk Fukushima ausgelöste Katastrophe ruft sie ins Gedächtnis zurück. Wir haben hier die wichtigsten Begriffe zusammengetragen.

Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima scheint außer Kontrolle geraten zu sein. Wasserstoffexplosionen haben mehrere Reaktorgebäude zerstört, man weiß zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, ob eine Kernschmelze eingetreten ist, zumindest dürfte sie unmittelbar bevorstehen. Dies bedeutet eine Zerstörung riesigen Ausmaßes, Radioaktivität wird in größerem Umfang freigesetzt werden. Experten gehen davon aus, dass Deutschland aufgrund der Entfernung zu Japan von einer radioaktiven Wolke verschont bleiben wird. Durch Verdünnung in der Luft und durch Abregnen kann Radioaktivität stark gemindert werden.

Wir haben hier kurz die wichtigsten Begriffe zum Thema Strahlenbelastung zusammengetragen.

Maßeinheiten

  • Gray (Gy) ist eine Maßeinheit, um die Strahlenbelastung, also die Einwirkung von ionisierender Strahlung, zu quantifizieren, ohne eine Aussage über die biologische Wirkung dieser Strahlung zu machen. Gray bezeichnet also die spezifische Energiemenge (1 Gray ist 1 Joule pro Kilogramm), die von einer bestimmten Materiemenge durch Absorption der Strahlung aufgenommen wird.

  • Sievert (Sv) ist die Maßeinheit verschiedener gewichteter Strahlendosen (Produkt aus Organenergiedosis und Wichtungsfaktor heißt Organdosis, früher Äquivalentdosis). Die Organdosis dient zur Messung der Strahlenbelastung biologischer Organismen. Da 1 Sv eine relativ große Äquivalentdosis darstellt, werden die Werte meist in Millisievert (1 mSv = 0,001 Sv) angegeben. Ein Anhaltspunkt: Jeder Deutsche ist durch die natürlich Bodenstrahlung etwa 0,3 mSv pro Jahr ausgesetzt. Röntgenaufnahmen und Computertomographien belasten die Deutschen mit 1,9 mSv jährlich. Eine akute Strahlenkrankheit (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit) tritt nach hoher Strahlenbelastung auf (kurzfristige Belastung von 0,25 Sv und mehr). Bei längerer Belastung können Stammzellen vernichtet werden, die Betroffenen sterben an inneren Blutungen.

  • Becquerel (Bq) ist die Einheit der Aktivität eines radioaktiven Stoffes. Das Becquerel gibt die mittlere Anzahl der Atome an, die pro Sekunde radioaktiv zerfallen. Für Lebensmittel gilt in Deutschland beispielsweise der Grenzwert von 600 Bq pro Kilogramm, für Milch und Babynahrung sind es 370 Bq/kg.

Und hier die Stoffe, die bei einem Super-Gau eines Atomkraftwerks freigesetzt werden können:

Uran-235 (Gammastrahlung, Halbwertszeit über 700 Mio. Jahre), Uran-238 (Alpha-Strahlung, Hwz. 4,5 Mrd. Jahre) Cäsium-137 (Beta-Strahlung, Hwz. 30 Jahre), Strontium-90 (Beta-Strahlung, Hwz. 28 Jahre), Plutonium-239 (Alpha- und Gamma-Strahlung, Hwz. 24.000 Jahre), Jod-131 (Gamma-Strahlung, Hwz. 8 Tage). Die Stoffe haben erbgutverändernde Wirkungen (Uran), können Stammzellen schädigen (Cäsium) oder sich in Knochen und Zähnen anreichern (Strontium) und Krebs verursachen (Uran, Strontium, Plutonium, Jod).

Alpha-Strahlung gilt als sehr aggressiv, allerdings nur auf kurze Distanz, während Gamma-Strahlung weniger aggressiv ist, aber sie kann über eine größere Distanz wirken, in den Körper dringen.



DAZ 2011, Nr. 11, S. 19

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