Arzneimittel und Therapie

Kurz wirksame Insulinanaloga fangen Blutzuckerspitzen ab

Eine möglichst optimale Blutzuckerkontrolle ist bei Menschen mit Typ-2-Diabetes auch aus kardiovaskulärer Sicht erstrebenswert. Und oft nur durch eine Insulintherapie zu erreichen. Dabei sollte nicht nur der HbA1c -Wert, sondern auch der postprandiale Blutzucker im Blick behalten werden.

Die Inzidenz diabetesbedingter Folgeerkrankungen ist hoch. So gehen jährlich 130.000 Polyneuropathien, 56.000 Retinopathien, 35.000 tödliche Herzinfarkte, 13.000 tödliche Schlaganfälle und 8000 Nierenversagen auf das Konto der "Zuckerkrankheit". Schlechte Blutzuckerkontrolle spielt dabei eine zentrale Rolle, auch im makrovaskulären Bereich. So zeigte eine aktuelle Metaanalyse, die Daten großer Studien, wie UKPDS, PROactive, ADVANCE und ACCORD berücksichtigte, dass sich nicht-tödliche Herzinfarkte durch eine intensivierte Diabetestherapie verhindern lassen. "Die Wahrscheinlichkeit für einen nicht-fatalen Myokardinfarkt sinkt durch bessere Blutzuckereinstellung um 17%", erläuterte Dr. Andreas Liebl, Bad Heilbrunn.

Startschuss für Insulin fällt oft zu spät

Ein wichtiger Baustein zum Erreichen besserer Blutzuckerwerte ist Insulin. Doch: "Zum Insulin kommen viele zu spät", mahnte Liebl. In Deutschland fällt der Startschuss für eine Insulintherapie erst bei einem mittleren HbA1c -Wert von 9,04. Dabei ist das Hormon laut aktueller Leitlinie bereits ab einem HbA1c von 7,5% eine Option, je nach individueller Situation entweder mit einem Basalinsulin oder mit einem kurzwirksamen Insulinanalogon wie Insulinaspart (NovoRapid®) zu den Mahlzeiten. Bei einem hohen Ausgangs-HbA1c -Wert kann ein kurz wirksames Insulin auch zusätzlich zu einem Basalinsulin notwendig werden um postprandiale Blutzuckerspitzen zu kappen. Gerade der postprandiale Blutzucker muss im Auge behalten werden, betonte Liebl. Denn er ist direkt assoziiert mit dem kardiovaskulären Risiko. Das zeigen auch Studien, die die kardiovaskulären Effekte von Insulinaspart und Humaninsulin untersuchten.

Postprandiale Hyperglykämien sollten behandelt werden

Bei gesunden Personen mit einer normalen Glucosetoleranz übersteigt der Blutzucker nach einer Mahlzeit normalerweise nicht die Grenze von 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Als postprandiale Hyperglykämie gelten Blutzuckerwerte über 140 mg/dl zwei Stunden nach der Einnahme von 75 g Glucose (oraler Glucosetoleranztest. Postprandiale Hyperglykämien treten meist schon früh in der Entwicklung eines Diabetes Typ 2 auf und verstärken sich im Lauf der Erkrankung. Postprandiale Hyperglykämien sollten behandelt werden, sie gelten als unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten von makrovaskulären Erkrankungen.

Kontrolle reduziert kardiovaskuläres Risiko

Eine kleine placebokontrollierte Cross-over-Studie mit 20 Typ-2-Diabetikern und 20 Kontroll-Probanden verglich die Wirkung von Insulinaspart und Humaninsulin auf das myokardiale Blutvolumen und die myokardiale Perfusion unmittelbar vor und 120 Minuten nach dem Verzehr einer standardisierten Mahlzeit. Nüchtern war der mittels myokardialer Kontrast-Echographie gemessene myokardiale Blutfluss in allen Gruppen vergleichbar. Postprandial aber stieg er unter Insulinaspart wie bei gesunden Kontrollpersonen an, während er unter Humaninsulin und Placebo abfiel. Aussagefähiger noch sind die Daten der NICE(Nippon ultrarapid Insulin and diabetic Complication Evaluation)-Studie, die den Effekt von Insulinaspartat mit Humaninsulin auf kardiovaskuläre Endpunkte verglich. Eingeschlossen waren 374 japanische Patienten mit Typ-2-Diabetes. Primärer kombinierter Endpunkt war die Zahl der kardiovaskulären Ereignisse (Myokardinfarkt, Angina pectoris, PCI/kardiale Bypass-OP, TIA und zerebraler Infarkt) innerhalb des Beobachtungszeitraums von 4,5 Jahren. Die kumulative Ereignisrate lag unter Insulinaspart bei 6,4% gegenüber 11,1%, und damit um 43% niedriger als unter Humaninsulin.

Quelle Dr. Andreas Liebl, Bad Heilbrunn: "Typ-2-Diabetes und Herz: Warum ist das Herz gefährdet?", Stuttgart, 12. Mai 2010, veranstaltet von der Novo Nordisk Pharma GmbH, Nürnberg.

 


Apothekerin Dr. Beate Fessler

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Diabetes mellitus Typ 2 – Die Spinne im Netz des metabolischen Syndroms.


DAZ 2009, Nr. 5, S. 46–65.

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