Arzneimittel und Therapie

Diabetestherapie: Nateglinid reguliert den Blutzucker nach den Mahlzeiten

Standen früher Nüchternblutzucker und HbA1c-Wert im Mittelpunkt des Diabetikerlebens, sind es inzwischen die postprandialen Blutzuckerspitzen, denen verstärkt Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Zu Recht! Denn inzwischen konnte gezeigt werden, dass zwischen kardiovaskulärer Mortalität und postprandialer Hyperglykämie eine direkte Korrelation besteht, allerdings kein Zusammenhang mit dem Nüchternblutzucker. Der neue Insulinregulator Nateglinid (vorgesehener Handelsname Starlix) setzt genau dort an: Er sorgt dafür, dass die Blutzuckerspiegel auch direkt nach den Mahlzeiten im Normbereich bleiben. Nateglinid soll Anfang 2001 eingeführt werden.

Wer gesund ist, hat mit der Blutzuckerregulation keine Probleme: Etwa fünf bis zehn Minuten nach Beginn der Mahlzeit kappt ein früher Insulinpeak die gefährlichen postprandialen Blutzuckerspitzen. Er stimuliert die Glucoseaufnahme in die Skeletuskelzellen, hemmt den Glykogenabbau in der Leber und sorgt dafür, dass keine Glukoneogenese stattfindet. In der zweiten Phase der Insulinauschüttung wird dann bedarfsgerecht Insulin sezerniert und der Blutzuckerspiegel im Normbereich gehalten. Anders bei Typ-2-Diabetikern. Hier ist die biphasische Insulinsekretion bereits in einem sehr frühen Stadium gestört, oft schon, wenn der Diabetes mellitus noch längst nicht diagnostiziert ist. Da die frühe Insulinausschüttung ausbleibt, schnellt der Blutzucker nach den Mahlzeiten in pathologische Höhen. Als Reaktion darauf wird in der zweiten Phase sehr viel mehr Insulin sezerniert, um die hohen Glucosespiegel wieder abzubauen. Die Folge ist eine Hyperinsulinämie, die wiederum die Insulinresistenz verstärkt. Letztlich kommt es durch die Überbelastung der insulinsezernierenden Zellen zu einem allmählichen Funktionsverlauf. Der Diabetes wird manifest.

Insulinfreisetzung auf Knopfdruck

Der Insulinregulator Nateglinid, der direkt zu den Mahlzeiten eingenommen wird, sorgt dafür, dass bereits nach wenigen Minuten ausreichend Insulin ausgeschüttet und postprandiale Hyperglykämien verhindert werden. Da die Insulinausschüttung rasch wieder abgeschalten wird, ist das Risiko von Hypoglykämien gering. Während Sulfonylharnstoffe für die Insulinausschüttung kontinuierlich stimulieren und mit einem hohem Hypoglykämierisiko assoziiert sind, sorgt das Phenylalaninderivat für einen raschen An- und Abstieg der Insulinserumspiegel. Dieser Effekt lässt sich anschaulich als "Quick-on-quick-off"-Mechanismus beschreiben. Wie wirksam dieses Prinzip ist, zeigte eine doppelblinde Studie an 289 Typ-2-Diabetikern, die nur ungenügend durch Diät kontrolliert waren. Sie erhielten über zwölf Wochen entweder Nateglinid in Tagesdosen von 30 mg, 60 mg oder 120 mg oder Plazebo zu jeder Haupahlzeit. Unter der Therapie stieg die frühe Insulinsekretion dosisabhängig an. Parallel dazu reduzierte sich der postprandiale Blutzuckeranstieg deutlich. Eine statistisch signifikante Senkung des HbA1c-Wertes ließ sich nur mit den beiden höheren Dosen erreichen. Vertragen wurde der Insulinregulator problemlos. Kein Patient brach die Therapie wegen einer Hypoglykämie ab.

Ideal: Nateglinid plus Metformin

Nateglinid lässt sich als Monotherapeutikum einsetzen. Es kann aber auch mit anderen Antidiabetika wie beispielsweise den neuen Insulinsensitizern oder Metformin kombiniert werden. So zeigte eine Studie, dass die Kombination von Nateglinid und Metformin einen synergistischen Effekt auf den HbA1c-Wert besitzt. Der für die diabetische Stoffwechsellage aussagefähigste Langzeitparameter ging bei Patienten mit einem HbA1c-Ausgangswert von über 9,5 Prozent unter Nateglinid um 1,4 Prozent zurück, unter der Kombination um 2,5 Prozent. Lag der Ausgangswert niedriger, wurde eine Reduktion von 0,9 Prozent resp. 1,9 Prozent erreicht.

Kastentext

Der Insulinregulator Nateglinid, der direkt zu den Mahlzeiten eingenommen wird, sorgt dafür, dass bereits nach wenigen Minuten ausreichend Insulin ausgeschüttet und postprandiale Hyperglykämien verhindert werden. Das Risiko von Hypoglykämien ist gering.

Standen früher Nüchternblutzucker und HbA1c-Werte im Mittelpunkt des Diabetikerlebens, sind es inzwischen die postprandialen Blutzuckerspitzen, denen verstärkt Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Zu Recht! Denn inzwischen konnte gezeigt werden, dass zwischen kardiovaskulärer Mortalität und postprandialer Hyperglykämie eine direkte Korrelation besteht, allerdings kein Zusammenhang mit dem Nüchternblutzucker. Der neue Insulinregulator Nateglinid (vorgesehener Handelsname Starlix) setzt genau dort an: Er sorgt dafür, dass die Blutzuckerspiegel auch direkt nach den Mahlzeiten im Normbereich bleiben. Nateglinide soll Anfang 2001 eingeführt werden.

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