Das Nein zu Pick-up

Peter Ditzel

Der Entwurf zum Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb nimmt Gestalt an. Schaut man sich die Passagen zum Thema Gesundheitswesen an, findet sich Erfreuliches – auch in Richtung Apotheken. Oberstes Credo: alle Menschen in Deutschland sollen unabhängig vom Einkommen, Alter, sozialer Herkunft und gesundheitlichem Risiko weiterhin die notwendige medizinische Versorgung qualitativ hochwertig und wohnortnah erhalten und am medizinischen Fortschritt teilhaben können. Und: "Der Gesundheitsmarkt ist der wichtigste Wachstums- und Beschäftigungssektor in Deutschland."

Der Gesundheitsfonds wird voraussichtlich nicht abgeschafft, aber Änderungen werden kommen: mehr Wettbewerb für die Kassen, mehr Spielraum. Der Weg in die Einheitskasse und ein staatlich zentralistisches Gesundheitssystem ist der falsche Weg. So Schwarz-Gelb. Während Ulla Schmidt die privaten Krankenversicherungen am liebsten abgeschafft hätte, betrachtet sie die neue Koalition als ein "konstitutives Element in einem freiheitlichen Gesundheitswesen".

Bei Fragen zur Bedeutung der Apotheke dürften die Koalitionspartner ihre Wahlversprechen wohl einhalten. So stehen im Entwurf zum Koalitionsvertrag Schlagworte wie hohe Priorität für die flächendeckende Versorgung und das Bekenntnis zur Freiberuflichkeit der Apothekerinnen und Apotheker, die eine "zentrale und wichtige Rolle für die Arzneimittelversorgung spielen". Deshalb wird auch eine Änderung des bestehenden Mehr- und Fremdbesitzverbotes abgelehnt. Das liest sich gut, Schwarz-Gelb hat verstanden.

Die Auswüchse beim Versandhandel will man bekämpfen, so steht es weiter im Vertragsentwurf, "indem wir die Abgabe von Arzneimitteln in den sogenannten Pick-up-Stellen verbieten". Endlich, möchte man ausrufen. Ein Verbot ist machbar und muss rasch her! Mittlerweile stattet der Pick-up-Vorreiter dm seine 1105 Filialen, die noch keine Abholstation haben – und das sind nach eigenen Angaben nur noch um die 100 – mit diesen Pharmapunkten aus. Da werden Besitzstände geschaffen, Besitzstände, an denen der Kooperationsvertrag mit der Europa Apotheek Venlo dranhängt, die zum amerikanischen Medco-Konzern gehört. Die Koalition muss also schnell handeln und darf nicht einknicken. Ein Kompromiss in Richtung strengere Auflagen für die Abholstation ("Apotheken light") darf es nicht geben. Es muss ein für alle Mal klargestellt werden, dass Pick-up-Stationen, egal ob im Drogeriemarkt, im Blumenladen oder an der Tankstelle verboten sind.


Peter Ditzel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.