Gesundheitspolitik

Discounter und Dromärkte rüsten auf

Peter Ditzel

Es ist Fakt: Ein Verbot von Arzneimittel-Pick-up-Stellen in Drogerie- und Discountmärkten hat es auch ins Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz nicht geschafft. Gesundheitspolitiker aller Couleur sind vor einem sogenannten Gutachten aus dem Bundesjustizministerium und Innenministerium eingeknickt. Das "Gutachten", das nicht wirklich ein Gutachten war, verbreitete unter Politikern die Sorge, ein solches Verbot könne nicht gerichtsfest umgesetzt werden. Dabei gab es genügend kompetente Juristen, die bereits ausformulierte Vorschläge unterbreitet hatten, wie ein solches Verbot realisiert werden könnte. Da drängt sich doch das Gefühl auf: Man wollte einfach nicht.

Ob seitens der Politik ein neuer Anlauf unternommen wird, das im Koalitionsvertrag gemachte Versprechen umzusetzen, steht in den Sternen. Allzu viel Zeit bis zur nächsten Wahl bleibt auch nicht mehr. Nach meiner Einschätzung hat die Pick-up-Geschichte für die Gesundheitspolitiker wohl keine große Priorität. Hinter vorgehaltener Hand: Auch der eine oder andere Berufspolitiker meint mittlerweile, dieser Zug sei abgefahren.

Währenddessen rüsten sie kräftig auf, die Drogeriemärkte, Discounter und kooperierenden Versandapotheken. Dort werden Fakten geschaffen. Strategien und Konzepte der Dromärkte gehen davon aus, dass Pick-up-Stellen bleiben, auch wenn sie heute kaum Umsatz bringen. Der Drogeriemarkt dm soll schon über 1100 Pick-up-Stellen eingerichtet haben. Auch wenn Pick up bei Weitem nicht so läuft, wie von dm erwartet, man setzt dort auf die "perspektivische Entwicklung".

Der Discounter Lidl kooperiert seit Kurzem mit einer Versandapotheke, Rossmann schon lange, Schlecker hat seine eigene niederländische Versandapotheke und will nun ähnlich wie dm Pick-up-Stellen dieser Apotheke in seinen Filialen einrichten. Mit dem Übergang des Geschäfts auf die beiden Schlecker-Kinder soll die Marke Schlecker wieder ein besseres Image bekommen – dazu passt dann auch der Ausbau des Sortiments in Richtung Arzneimittel-Pick-up.

Hinzu kommt, dass alle Dromärkte und Discounter auf den wachsenden Gesundheits- und Wellness-Trend unserer Zeit setzen und sich diesen Markt nicht entgehen lassen wollen. Es werden weitere apothekenexklusive Marken in die Regale der Discounter abwandern, die Sortimente werden aufgerüstet und ausgebaut. Oh du fröhliche …


Peter Ditzel

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