Prisma

Die heilende Kraft der Sonne

Der Mensch braucht die Sonne – das merkt man in der trüben Jahreszeit ganz deutlich. Wie wichtig sie für uns ist, konnten amerikanische Wissenschaftler vor kurzem zeigen. Sie entdeckten einen neuen Immunvorgang in der Haut, der durch Sonnenlicht gesteuert wird.

Sonnenlicht ist essenziell, um in der Haut Vitamin D in seine aktive Form umzuwandeln. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Neu ist allerdings das von einem Team um Eugene Butcher von der Standford Universität im Rahmen einer Studie gewonnene Wissen, dass das aktive Vitamin T-Zellen dazu veranlasst, in die oberste Schicht der Haut einzuwandern, um dort beschädigte Zellen zu zerstören und um andere Immunzellen zu regulieren. Dies erklärt laut den Studienautoren, wie T-Zellen "wissen" können, wann sie in der Haut benötigt werden. Sonnenlicht könnte über diesen Mechanismus dazu beitragen, Hautkrankheiten oder auch Krebs zu behandeln. Allerdings wirkt die heilende Kraft der Sonne nur bei maßvollem Einsatz. Bei einem Zuviel wandern die T-Zellen eher nach oben, um durch Sonne geschädigte Haut zu reparieren. ral

Quelle: Butcher, E. C. et al.: Nature Immunol., Online-Vorabpublikation, DOI:10.1038/ni1433

Sind Kondome künftig flüssig?

Wissenschaftler der Universität Utah entwickeln derzeit eine neue Verhütungsmethode für Frauen. Es handelt sich dabei um eine Art Flüssigkondom, das sowohl vor einer ungewollten Schwangerschaft als auch vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus schützen soll.

Als "intelligentes" Polymer-Gel bezeichnet Patrick Kiser das von ihm entwickelte Verhütungsprinzip. Es ist pH-sensitiv und temperaturempfindlich, bei Raumtemperatur flüssig und verwandelt sich beim Auftragen in die Vagina in ein Gel. In die Gelstruktur können verschiedene Wirkstoffe eingearbeitet werden, wobei die Entwicklung insbesondere auf den Schutz vor HIV abzielt. So sollen in das Gel zwei Wirkkomponenten eingebaut werden. Die eine soll im Gel verbleiben und den Viren das Eindringen in die Schleimhaut verwehren, die andere soll in die Schleimhaut übergehen und dort die Vermehrung von Viren hemmen. Zurzeit wird das Gel an Affen getestet. Kiser und sein Team hoffen, bis in fünf Jahren ein marktreifes Produkt anbieten zu können. ral

Quelle: Kiser, P.F. et al.: J. Pharmaceut. Sci. 96 (3): 670-681 (2007)

Zweisprachige Menschen sind im Vorteil

Kinder, die zweisprachig erzogen werden, haben es nicht nur in der Schule leichter. Die frühzeitige Sprachentwicklung wirkt sich offenbar das ganze Leben lang positiv aus. So haben kanadische Forscher festgestellt, dass eine Demenz bei zweisprachigen Menschen verzögert wird.

Dass regelmäßige Gehirnarbeit einen gewissen Schutz vor Demenzerkrankungen bietet, ist bereits seit längerem bekannt. Einen neuen Beweis hierfür liefern die Daten von Ellen Bialystok. Mit ihrem Team analysierte sie die Daten von 184 Personen, die im Zeitraum zwischen 2002 und 2005 eine Gedächtnissprechstunde aufgesucht hatten. 93 der Studienteilnehmer waren zweisprachig aufgewachsen, die restlichen 91 einsprachig. Die kognitiven Fähigkeiten waren in beiden Gruppen im Test vergleichbar. Allerdings waren die einsprachigen Patienten bei der Untersuchung im Schnitt vier Jahre jünger als die zweisprachigen. Verhindern kann Zweisprachigkeit eine Demenz nicht, so Bialystok. Durch die Förderung der Gehirnflexibilität sei sie jedoch in der Lage, das Auftreten einer Demenz deutlich hinauszuzögern. ral

Quelle: Bialystok, E. et al.: Neuropsychologia, 45 (2), 459-464 (2006).

Humor und Alkohol schließen sich aus

Der Humor ist für Neurowissenschaftler ein wichtiges Gradmaß für die Beurteilung der Hirnfunktion. Sind bestimmte Hirnbereiche geschädigt, funktioniert der Humor nicht mehr wie bei gesunden Menschen. Wie Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum nun festgestellt haben, scheint dies z. B. bei Alkoholikern der Fall zu sein.

Ob die Verarbeitung humorvoller Reize gelingt, hängt davon ab, ob jemand fähig ist, das Verhalten anderer Menschen vorhersagen zu können und sich in sie einzufühlen. "Diese Fähigkeiten fassen wir unter dem Begriff ‚Theory of Mind’ zusammen", erklärt Dr. Jennifer Uekermann. Wichtig ist weiterhin die Fähigkeit, Handlungen in Abhängigkeit von der Umwelt gezielt zu planen. Für solche Prozesse ist der präfrontale Kortex, ein stirnseitiger Bereich des Frontallappens der Großhirnrinde, von zentraler Bedeutung. Alkoholismus ist mit einer ganzen Reihe kognitiver Störungen und mit Problemen bei der Interpretation emotionaler Gesichter und Sprache verbunden. "Man nimmt daher an, dass besonders der präfrontale Kortex für die giftige Wirkung des Alkohols anfällig ist", so Uekermann. Um die Beziehung zwischen der Humorverarbeitung, exekutiven Funktionen und Theory of Mind bei Alkoholikern zu erforschen, untersuchte die Neurowissenschaftlerin 29 Alkoholiker und 29 gesunde Kontrollpersonen. Sie konfrontierte die Probanden mit unfertigen Witzen und ließ sie aus einer Auswahl die passende Pointe auswählen. Rückfragen an die Testpersonen zu ihrer Auswahl und ihrem Verständnis der Situation im Witz lieferten genauere Informationen über die Humorverarbeitung. Es zeigte sich, dass Alkoholiker seltener die richtige Pointe auswählten und die Pointen allgemein weniger witzig einschätzten als die gesunden Kontrollpersonen. Die Ergebnisse deuten damit darauf hin, dass bei Alkoholismus Fehlfunktionen des Frontallappens vorliegen. Laut Uekermann sollte diese Erkenntnis in die Rehabilitation von Alkoholikern künftig einfließen. ral

Quelle: Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum vom 23.1.2007

Pestizidvergiftungen effektiver behandeln

Bei Vergiftungen mit Organophosphaten gehört die sofortige intravenöse Gabe von Atropin und Oximen zur Standardbehandlung in asiatischen Krankenhäusern. Mit der Verwendung höherer Dosen z. B. von Pralidoxim könnte die Zahl der Todesfälle deutlich reduziert werden, berichtet "The Lancet".

In ländlichen Gebieten Indiens ist die Selbsttötung durch Vergiftung mit Pestiziden wie Phosphorsäureester keine Seltenheit. Die organischen Verbindungen legen dabei die Acetylcholinesterase lahm, wodurch der Neurotransmitter nicht mehr abgebaut wird. Das angereicherte Acetylcholin bewirkt typische muscarinerge und nicotinerge Reaktionen sowie zentralnervöse Störungen. Der Tod tritt infolge einer Atemlähmung oder eines Lungenödems ein. Um hier gegenzusteuern, werden neben resorptionsverhindernden Maßnahmen Krämpfe symptomatisch behandelt und Atropin bis zur Normalisierung der vegetativen Funktionen gespritzt. Anschließend soll eine Injektion mit Pralidoxim die Cholinesterase wieder reaktivieren. Indische Forscher untersuchten nun in einer kleinen Studie die Gabe höherer Dosen Pralidoxim gegen herkömmliche Standardmengen. 200 Patienten erhielten dazu entweder, wie bisher, eine einstündige Infusion von einem Gramm Oxim alle vier bis sechs Stunden oder eine Dauerinfusion von einem Gramm pro Stunde. Beide Behandlungen erfolgten über zwei Tage. Im Vergleich zur Kontrollgruppe mussten die Patienten mit höherer Pralidoxim-Dosis nur halb so lange künstlich beatmet werden und es traten deutlich weniger Todesfälle auf. Eine vorsichtige Anwendung der Oxime ist dennoch empfohlen, da überhöhte Dosen ihrerseits die Hemmung der Acetylcholinesterase bewirken können. Die Forscher verweisen auf den Benefit der Hochdosisbehandlung, sehen jedoch aufgrund der Kostspieligkeit des Pralidoxims aus finanzieller Sicht in Asien kaum Realisierungsmöglichkeiten. war

Quelle: Kirti, S. P. et al.: Lancet 368: 2136 (2007)

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