Mukoviszidose

Inhalationen mit hypertoner Salzlösung

Die regelmäßige Inhalation einer hypertonen Salzlösung zeigt bei Mukoviszidose-Patienten einen deutlichen Benefit. Dieser schlägt sich in einer Abnahme pulmonaler Exazerbationen, einer höheren Lebensqualität und einer moderaten Verbesserung der Lungenfunktion nieder.

Bei der Mukoviszidose liegt ein Defekt des CFTR-Proteins (CFTR = cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) vor. Dieses Protein fungiert bei Gesunden in der apikalen Basalmembran von Epithelzellen als Chloridkanal. Bei einer Mukoviszidose ist der nach außen gerichtete Chlorid-Ionen-Strom gestört oder blockiert. In der Folge kommt es zu einem vermehrten Einstrom von Natrium-Ionen. Damit wird den oberflächlich gelegenen Sekreten Wasser entzogen, was zu einer pathologischen Zusammensetzung der Sekrete und einer deutlichen Viskositätszunahme führt. Der Flüssigkeitsfilm auf dem Lungenepithel trocknet ein und der zähe Schleim verstopft die Lunge. Die Zilientätigkeit zur Selbstreinigung der Lunge wird dadurch beeinträchtigt und bakterielle Infektionen setzen sich in der Lunge fest.


Inhalation einer hypertonen Salzlösung

In kurzzeitigen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die Inhalation einer hypertonen Salzlösung die mukoziliäre Clearance erhöht und die Lungenfunktion verbessert. Diese positiven Ergebnisse wurden nun in einer Langzeitstudie überprüft. Für die doppelblinde Studie wurden 164 Mukoviszidose-Patienten ausgewählt und randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Die Patienten der Verum-Gruppe inhalierten zweimal täglich mit einem Inhalationsgerät 4 ml einer hypertonen (7%-ige) Salzlösung, die Probanden der Placebo-Gruppe eine physiologische Kochsalzlösung (0,9%). Um den Geschmack zu maskieren, wurde den Inhalationen 0,25 mg/ml Quininsulfat beigefügt. Vor jeder Inhalation wurde ein Bronchodilatator gegeben, da die hypertone Lösung einen Bronchospasmus auslösen kann. Die sonstige Medikation wurde beibehalten. Die Inhalationen mit den hypertonen bzw. physiologischen Salzlösungen wurden 48 Wochen lang durchgeführt. Der primäre Studienendpunkt waren Veränderungen bei der Lungenfunktion, die über FEV1 (Einsekundenkapazität), FVC (forcierte Vitalkapazität) und FEF25-75 (forcierte Flussrate, der Atemfluss beim scharfen Aus–atmen zwischen 25 und 75% der Vitalkapazität) ermittelt wurden. Sekundäre Studienendpunkte betrafen die Lebensqualität sowie mikrobiologische und physiologische Parameter.


Weniger pulmonale Exazerbationen

Betrachtet man alle Parameter der Lungenfunktion (FVC, FEV1 und FEF) zusammen über den gesamten Behandlungszeitraum von 48 Wochen, so unterschieden sich die zwei Therapien nicht signifikant. Teilweise waren die Lungenfunktionen in der Verum-Gruppe besser als in der Kontroll-Gruppe. So lagen bei den Probanden, welche die hypertone Lösung inhalierten, die Werte für FEV1 und für FVC höher als bei den Studienteilnehmern, die eine physiologische Lösung inhalierten.

In der Verum-Gruppe wurden signifikant weniger pulmonale Exazerbationen verzeichnet als in der Placebo-Gruppe (relative Reduktion um 56%) und ein signifikant höherer Prozentsatz erlitt keinerlei Verschlechterung (76% vs. 62%). Dies schlug sich u. a. in einem geringeren Verbrauch von Antibiotika und weniger Fehlzeiten beim Schulbesuch oder bei der Arbeitsstelle nieder. Die Inhalation der hypertonen Salzlösung führte zu weniger Nebenwirkungen als die Inhalation der physiologischen Lösung.

Therapieoptionen zur Verbesserung der Lungenfunktion


  • Physiotherapietechniken zur Reinigung der Lunge (autogene Drainage, oszillatorische PEP-Atmung)

  • Inhalation von Mukolytika (rekombinante rDNase, Antibiotika, Bronchodilatatoren)

  • schematisierte antibiotische Therapiestrategien

  • Sport

  • physikalische Heilmaßnahmen (Kuren)

  • externe Sauerstoffgaben, Atemhilfen

  • Lungentransplantation


Quelle: Weiser, M.; et al.: Helfen, Forschen, Heilen. Mukoviszidose – eine Herausforderung. Deutsche Zeitschrift für klinische Forschung 7/8, 74 – 78 (2006).


Kommentare

Die Autoren der Studie ziehen folgendes Resümee: Durch die Inhalation einer hypertonen Salzlösung wird die Lungenfunktion nur geringfügig verbessert. Der eigentliche Benefit besteht in der deutlichen Abnahme pulmonaler Exazerbationen, was mit einer Verbesserung der Lebensqualität einhergeht. Sinkender Antibiotikaverbrauch, geringe Kosten und wenig unerwünschte Wirkungen sprechen ebenfalls für den Einsatz einer hypertonen Salzlösung. Ein weiterer Kommentator weist jedoch auch auf Schwächen der Studie hin, unterstreicht den begrenzten Benefit der hypertonen Salzlösung und macht gleichzeitig auf effektivere Therapien aufmerksam. Diese bestehen aus der regelmäßigen Gabe des Aminoglykosidantibiotikums Tobramycin, da die meisten Mukoviszidose-Patienten mit dem Keim Pseudomonas aeruginosa infiziert sind, der wiederum die Lungenzerstörung forciert. Tobramycin verbessert die Lungenfunktion und reduziert pulmonale Exazerbationen. Tobramycin wurde in obiger Studie nur selten eingesetzt, was – so die Meinung des Kommentators – mit den heutigen Standardtherapien nicht übereinstimmt.


Quelle

Elkins, M.; et al.: A controlled trial of long-term inhaled hypertonic saline in patients with cystic fibrosis. N. Engl. J. Med. 354, 229-240 (2006).

Ratjen, F.: Restoring airway surface liquid in cystic fibrosis. N. Engl. J. Med. 354, 291-293 (2006).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



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