Arzneimittel und Therapie

Chronische Bronchitis: Besserung durch Surfactant?

Surfactant verbessert bei Patienten mit chronischer Bronchitis die Lungenfunktion und erleichtert den Sputumtransport durch das Flimmerepithel.

Eine chronische Bronchitis ist unter anderem durch die Verschleimung der Atemwege und zähes, schlecht abhustbares Sputum gekennzeichnet. In einigen Untersuchungen wurde ferner festgestellt, daß bei einer chronischen Bronchitis die Menge des körpereigenen Bronchialsurfactants verringert ist. Da Surfactant die Sputumadhäsion verringert und somit zu einer Verbesserung der Sputumclearance führt, könnte es theoretisch auch bei einer chronischen Bronchitis eingesetzt werden.

Zweiwöchige Behandlung mit Surfactant In einer prospektiven, randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie an vier Lehrkrankenhäusern in den USA wurde die Wirkung einer zweiwöchigen Behandlung mit Surfactant untersucht. Dazu wurden zwischen Oktober 1994 und Februar 1995 87 erwachsene Patienten mit stabiler chronischer Bronchitis ausgewählt, deren Medikation, Rauchgewohnheiten, medizinische und demographische Daten vergleichbar waren. 66 Studienteilnehmer erhielten dreimal täglich ein synthetisch hergestelltes Surfactant (Palmitoylphosphatidylcholin) als Aerosol in unterschiedlicher Dosierung (202,5 mg/d; 607,5 mg/d; 1215 mg/d); die 22 Teilnehmer der Plazebogruppe ein physiologisches Kochsalzaerosol. Vor Therapiebeginn, nach der zweiwöchigen Behandlung und eine Woche nach Therapieende wurden Lungenfunktion (FEV1 und FVC), respiratorische Symptome (z.B. Schwere und Häufigkeit des Hustens, Dyspnö, Schleimzähigkeit) und Sputumeigenschaften (Sputumadhäsion, Spinnbarkeit, Beweglichkeit, Transportfähigkeit durch Flimmerhärchen) festgehalten.

Ergebnisse
• Das forcierte Exspirationsvolumen FEV1 (Luftvolumen, das nach maximaler Inspiration bei maximal forcierter Exspiration in der ersten Sekunde ausgeatmet werden kann) wurde vor und nach der Gabe eines Bronchodilatators gemessen. Bei Patienten, die täglich 607,5 mg Surfactant erhalten hatten, war nach 21 Tagen das FEV1 vor der Bronchodilatation von 1,22 auf 1,33 angestiegen, was einer 11,4%igen Verbesserung entspricht. Das FEV1 nach der Bronchodilatation verbesserte sich in dieser Gruppe nach 14 Tagen um {te}10,4% (von 1,39 auf 1,52).
• Die forcierte Vitalkapazität FVC (Luftvolumen, das nach maximaler Einatmung maximal ausgeatmet werden kann) stieg bei den Patienten, die 607,5 mg Surfactant erhalten hatten, um mehr als 200 ml, bei den Patienten, die 1215 mg erhalten hatten, um 280 ml. Bei den Studienteilnehmern, die ein Plazebo oder 202,5 mg Surfactant inhaliert hatten, konnten keine signifikanten Veränderungen der Lungenfunktionen festgestellt werden.
• Die respiratorischen Symptome hatten sich nach Therapieende bei allen Patienten gebessert; zwischen den einzelnen Gruppen war kein statistisch signifikanter Unterschied feststellbar.
• Bei der Sputumanalyse zeigte sich, daß das Sputum durch die Surfactantgabe besser von den Flimmerhärchen transportiert wurde; dieser verbesserte Sputumtransport war dosisabhängig und stieg bei höherer Surfactantgabe an. Die Zähigkeit des Sputums nahm unter der Behandlung mit Surfactant ab, was zur Folge hatte, daß der Schleim besser abgehustet werden konnte.

Literatur Anzueto, A., et al.: Effects of aerosolized surfactant in patients with stable chronic bronchitis. J. Am. Med. Assoc. 278, 1426-1431 (1997).

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