Aus der Hochschule

Zehn Jahre Studiengang Pharmazie in Mexiko

Vor zehn Jahren begannen die ersten Studentinnen und Studenten an der Benemérita Universidad Autónoma de Puebla (BUAP) mit dem Studium der Pharmazie. Erst seither ist es möglich, in Mexiko Pharmazie zu studieren.

Der Diplomstudiengang "Licenciatura en Farmacia" wurde im März 1994 von Prof. Dr. Hermann Roth (Tübingen) und einigen seiner Mitarbeiter (Alejandra Calderon de Gäb, Jörg Harms, Dr. Ulrike Hellwich, Dr. Matthias Schmidt, Dr. Thomas Scior) in Tübingen und vor Ort an der BUAP erarbeitet, abschließend beraten und am 18. Mai 1995 durch den Senat der BUAP in Kraft gesetzt.

Vorausgegangen waren viele Jahre hartnäckiger Verhandlungen. Historischer Ausgangspunkt war Ende der 70er-Jahre ein Gespräch zwischen Professor Roth, damals Direktor des Pharmazeutischen Instituts in Bonn, und Alejandra Calderon, einer aus Puebla stammenden Pharmaziestudentin in Bonn, die eindrucksvoll schilderte, dass in Mexiko das Studienfach Pharmazie nicht existiert.

Ende des 19. Jahrhunderts hatte Mexiko das Exklusivrecht der Apothekerschaft für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung aufgehoben, was zur Folge hatte, dass jeder beliebige Händler die industriell gefertigten pharmazeutischen Produkte verkaufen konnte. Psychotrope Stoffe wurden später in die Hände einiger weniger regionaler Abgabestellen gelegt, so z. B. der Universitätsapotheke in Puebla (zuständig für zwei Millionen Einwohner!). Seit etwa 1940 gibt es den Diplomstudiengang zum "Químico-Farmaco-Biologo" (QFB), der etwa unserem MTA entspricht.

Der Weg zum Studiengang Pharmazie in Puebla sei hier kurz zusammengefasst: 1978 Einladung von Professor Roth als Präsident der DPhG zur Jahreshauptversammlung der Mexikanischen Pharmazeutischen Gesellschaft (www.afmac.org.mx).

1987 nach hartnäckigen Sondierungsgesprächen Einladung des Rektors der BUAP, die Errichtung des Studiengangs Pharmazie zu diskutieren. Ein Jahr später vertragliche Vereinbarung der Zusammenarbeit zwischen der BUAP (www.buap.mx) und der Uni Tübingen. Wegen der beschränkten Finanzmittel beider Seiten konnte der vorgeschlagene Dozentenaustausch nicht stattfinden. 1992 wurde der von Professor Roth initiierte Antrag des mexikanischen Rektors auf finanzielle Hilfe durch die GTZ positiv beschieden. 1993 erklärte sich die Universität Tübingen bereit, das GTZ-Projekt zu unterstützen. 1993 bis 1994 erfolgte der Dozentenaustausch und 1994 die eingangs erwähnte Ausarbeitung und Verabschiedung des Studienplans als Pilotprojekt für alle mexikanischen Hochschulen.

Bis heute hält Roth den Kontakt durch jährliche Vorlesungszyklen in spanischer Sprache über Spezialgebiete der pharmazeutisch-medizinischen Chemie aufrecht, ohne dafür Honorar und Reisevergütungen zu erhalten.

Dr. Thomas Scior, Puebla

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