Aus Kammern und Verbänden

Mit Qualitätszirkeln fit für die Beratung

Wie können sich Apothekenteams auf die intensivierte Beratung als Hausapotheker und auf die praktische Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung vorbereiten? Ein praxisnaher und alltagstauglicher Weg sind Qualitätszirkel, in denen Kollegen untereinander Erfahrungen austauschen und alle voneinander lernen. Nach langjährigen guten Erfahrungen in Bayern sollen künftig in Niedersachsen vermehrt solche Qualitätszirkel entstehen. Im Rahmen des 3. Niedersächsischen Apothekertages am 28. Mai in Braunschweig trafen sich regionale Koordinatoren, um die Umsetzung an möglichst vielen Orten im Land voranzubringen.

Gegenüber der DAZ erläuterten Götz Schütte, ehemaliger Geschäftsführer der Apothekerkammer Niedersachsen, und Bernhard Thürmer, neu ernannter Beauftragter der Kammer für Qualitätszirkel, das Konzept. Demnach geht die Idee auf das ABDA-Thesenpapier von 1993 zurück, das zunächst zur Bildung von Arzt-Apotheker-Arbeitskreisen geführt hatte. Da die Ärzte bald ausstiegen, lösten sich die meisten Gruppen auf. In Bayern wurde die Idee der Qualitätszirkel aber 1999 als Maßnahme zur Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung neu belebt, diesmal nur mit Apothekern. Inzwischen haben sich aus den Hausapothekenverträgen zusätzliche Inhalte für die Zirkelarbeit ergeben.

Praxisorientiert und

eigenverantwortlich

Aufgrund der guten Erfahrungen in Bayern wird seit Ende 2004 in der Apothekerkammer Niedersachsen geplant, die Entwicklung solcher Zirkel gezielt zu fördern. Die Zirkelarbeit liegt jedoch immer in der Hand der teilnehmenden Kollegen vor Ort und wird von diesen selbst organisiert, sie zielt auf die Praxis und soll nicht wissenschaftlich überfrachtet werden. Qualitätszirkel führen keine klassischen Fortbildungen mit Frontalvorträgen durch, sondern die Mitglieder berichten jeweils ihre Erfahrungen zu klar umrissenen Themen, tragen diese zusammen und leiten daraus praxisorientierte Handlungs- und Beratungsempfehlungen ab, die alle Mitglieder anschließend in ihren Apotheken umsetzen können. Dort ist die Einbindung des ganzen Teams gefragt. Im Idealfall bringen alle Teilnehmer Kenntnisse und Ideen ein und nehmen ein Vielfaches davon wieder mit.

Arbeit für die Selbstmedikation ...

Die Auswahl der Themen ist praktisch unbegrenzt und ergibt sich aus der Praxis. Aus Sicht der Verantwortlichen in der niedersächsischen Kammer bieten sich in erster Linie Themen zur Selbstmedikation an, weil die Selbstmedikation durch das GMG sowohl für die Patienten als auch für die Apotheken an Bedeutung gewonnen hat und die Apotheker ihre Kompetenz auf diesem Gebiet besonders gut verdeutlichen können. Durch die Stärkung der Selbstmedikation soll die Zirkelarbeit die Apotheken auch wirtschaftlich unterstützen und für die Bevölkerung unentbehrlich machen. Mit Blick auf die Selbstmedikation können im Zirkel beispielsweise Präparate zu jahreszeitlich wichtigen Indikationen gemeinsam bewertet und sinnvolle Abgabehinweise zusammengetragen werden.

... und die Pharmazeutische Betreuung

Darüber hinaus können in den Zirkeln Anwendungshinweise zu verordneten Arzneimitteln und praktische Vorgehensweisen zur Pharmazeutischen Betreuung chronisch Kranker entwickelt werden, wie es in vielen Qualitätszirkeln bayerischer Apotheker bereits geschehen ist. Die vielfältigen neuen Aufgaben für Apotheken, die mitunter abschreckend wirken mögen, können in den Zirkeln in praktisch umsetzbare Einzelschritte gegliedert werden. So sollen schnell Erfolge sichtbar werden, die zu weiterem Engagement motivieren.

Letztlich zielen alle Maßnahmen darauf, die Qualität der Arzneimittelanwendung zu sichern und weiter zu verbessern und durch den richtigen Umgang mit Arzneimitteln die Lebensqualität der Patienten zu optimieren.

Konzept für Niedersachsen

Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten sehen Schütte und Thürmer die Aufgabe der Apothekerkammer überwiegend im Anschieben einer Entwicklung, die sich selbst tragen muss. Während einzelne Qualitätszirkel schon in Niedersachsen existieren, beispielsweise in Salzgitter und Oldenburg, dürften nach regionalen Einführungsveranstaltungen weitere Zirkel entstehen. An anderen Orten will der neue Beauftragte der Kammer gemeinsam mit den jeweiligen Bezirksapothekern Zirkel gründen. Als Ziel werden bis zum Jahresende etwa 15 Zirkel erwartet. Als maximal sinnvolle Größe gelten 20 Teilnehmer, bereits etwa fünf Apotheker können mit der Arbeit beginnen. Als optimal gelten etwa zehn Treffen pro Jahr.

Finanzielle Unterstützung

Damit die Zirkel gegenseitig von guten Ideen profitieren können, sollen die jeweiligen Koordinatoren zweimal jährlich zusammentreffen. Die Arbeit der Zirkel soll möglichst unbürokratisch ablaufen, aber ein Minimum an Dokumentation gilt als sinnvoll für die angestrebten Ziele und ist zugleich eine politisch wirksame Qualitätssicherung. Wenn jährlich über die Ergebnisse der Arbeit berichtet wird, kann die Kammer die Arbeit außerdem finanziell und durch die Vergabe von Fortbildungspunkten unterstützen. tmb

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