Arzneimittel und Therapie

Zulassung für Infliximab erweitert

Der TNFα-Blocker Infliximab (Remicade®), der bereits zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Morbus Bechterew eingesetzt wird, ist seit September 2004 auch –  in Kombination mit Methotrexat –  europaweit als Kurzinfusion für die aktive und fortschreitende Psoriasis-Arthritis zugelassen. Damit steht Patienten, die bislang unzureichend auf Basistherapeutika angesprochen haben, eine neue Therapieoption zur Verfügung.

Bei der Psoriasis-Arthritis (PsA) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der sowohl die Gelenke als auch die Haut krankhaft verändert sein können. Obwohl die Erkrankung in jedem Alter auftritt, manifestiert sie sich am häufigsten bei 30- bis 50-Jährigen, Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.

Doppelte Belastung

Besonders häufig sind die Gelenke der unteren Extremitäten (Knie-, Sprung- und Zehengelenke) sowie die Sakroiliagelenke (die Gelenke zwischen Kreuzbein und Darmbein) befallen. Auch Knochenstrukturen oder der Ansatzapparat von Sehnen und Bändern können entzündlich verändert sein. Obwohl Rheumafaktoren bei dieser Erkrankung nicht gefunden werden, treten typische rheumatische Beschwerden wie geschwollene und schmerzende Gelenke, eingeschränkte Beweglichkeit und Morgensteifigkeit auf, es kann zu bleibenden Deformitäten und Funktionsverlust kommen. Die Hautveränderungen, z. B. typische, scharf begrenzte Psoriasis-Herde mit silbrig-weißen Schuppen, finden sich hauptsächlich an den Streckseiten der Extremitäten und auf der Kopfhaut. Charakteristisch sind auch krankhafte Veränderungen der Nägel, beispielsweise Tüpfelnägel bis hin zu Ablösungen von der Nagelplatte.

Positive Wirkung auf Gelenke und Haut

Bisher erfolgte die Behandlung der Psoriasis-Arthritis vor allem mit nicht-steroidalen Antirheumatika wie Diclofenac, mit Sulfasalazin, Methotrexat (oft in Kombination mit systemischen Glucocorticoiden), Gold, Azathiorpin oder Cyclosporin A. Mit Ausnahme von Cyclosporin A zeigten sich hierbei jedoch keine oder nur wenige positive Wirkungen auf die Hauterscheinungen.

Neuere Therapieansätze auf der Basis von Biologicals wie Infliximab und Etanercept (das für die Psoriasis-Arthritis ebenfalls zugelassen ist) basieren auf der Erkenntnis, dass den krankhaften Prozessen an Haut und Gelenken gemeinsame Entzündungsmechanismen zugrunde liegen. Bedeutsam ist dabei eine überschießende Ausbildung und Aktivierung von T-Helferzellen vom Typ 1, die physiologisch eine wichtige Rolle bei der zellulären Abwehr spielen. Es konnte gezeigt werden, dass den von diesen Zellen vermehrt produzierten Zytokinen wie dem Tumornekrosefaktor alpha (TNFα) eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und Unterhaltung der entzündlichen Reaktionen an Haut und Gelenken zukommt.

Signifikante Überlegenheitgegenüber Plazebo

Infliximab ist ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch und irreversibel sowohl an löslichen als auch an zellmembrangebundenen TNFα bindet. Die Zulassung zur Therapie der Psoriasis-Arthritis beruht unter anderem auf den Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten IMPACT-Studie (Infliximab Multinational Psoriatric Controlled Trial) mit 104 Patienten. Sie erhielten 5 mg/kg Körpergewicht Infliximab in den Wochen 0, 2, 6 und im weiteren Verlauf alle acht Wochen als Infusion.

Bezüglich der Gelenkbeschwerden ergab sich bei 36 der 51 mit Infliximab behandelten Patienten (70,6%) bereits nach 16 Wochen eine ACR-20-Response gegenüber nur 9,8% unter Plazebo (5 von 51 Patienten). 52,9% der Patienten unter Infliximab ereichten eine ACR-50-Ansprechrate, 25,5% die ACR-70-Kriterien. Dagegen wurden die ACR-50- bzw. 70-Kriterien bei keinem Patienten der Plazebo-Gruppe erzielt. Nach Abschluss der plazebokontrollierten Studienphase wurden die Untersuchungen in einem offenen Design fortgesetzt.

Nach 50 Wochen ergab sich eine anhaltende, praktisch unveränderte Wirksamkeit der Infliximab-Therapie. Die Hautläsionen besserten sich innerhalb von 16 Wochen nach den PASI-Kriterien unter Infliximab bei allen Patienten um 50%, 70% der Patienten erreichten sogar 75%. Bei keinem Patienten der Plazebo-Gruppe wurde eine derartige Abheilungsrate der Hauterscheinungen erreicht. Als häufigste Nebenwirkungen wurden in der Studie Kopfschmerzen, Erkrankungen der oberen Atemwege und Bronchitis beobachtet, ihre Häufigkeit war in beiden Studienarmen vergleichbar. Es traten keine malignen Erkrankungen, Tuberkulose oder opportunistische Infektionen auf.

 

Quelle 

Armstrong B., et al.: Effect of influenza vaccination on excess death occurring du- ring periods of high circulation of influen- za: cohort study in elderly people. Brit.

Med. J. 329, 660 ! ! ! ! – ! ! ! ! 663 (2004).

 

Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

 

Infliximab

Infliximab (Remicade®) ist ein chimärer, human-muriner monoklonaler Antikörper, der mit hoher Affinität sowohl an lösliche als auch an transmembrane Formen von TNFα, aber nicht an TNFβ bindet. Infliximab hemmt die funktionelle Aktivität von TNFα bei einer Vielzahl von In-vitro-Bioassays. Es verhinderte die Erkrankung bei transgenen Mäusen, die Polyarthritis aufgrund einer veranlagungsbedingten Expression von menschlichem TNFα entwickelt hatten. Wurde Infliximab nach dem Ausbruch der Krankheit verabreicht, so ermöglichte es eine Heilung der Gelenke mit Erosionen.

In vivo bildet Infliximab rasch stabile Komplexe mit menschlichem TNFα, ein Vorgang, der mit dem Verlust der TNFα-Bioaktivität einhergeht. In den Gelenken von Patienten mit rheumatoider Arthritis wurden erhöhte Konzentrationen von TNFα gefunden. Sie korrelieren mit einer erhöhten Krankheitsaktivität. Bei rheumatoider Arthritis reduziert die Behandlung mit Infliximab sowohl die Infiltration von Entzündungszellen in den entzündeten Bereichen der Gelenke als auch die Expression von Molekülen, die die zelluläre Adhäsion, die Chemotaxis und den Abbau von Gewebe vermitteln.

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