Arzneimittel und Therapie

Rheumatoide Arthritis: Zweifacher Nutzen durch Statine?

Die rheumatoide Arthritis geht mit einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Ziel der Therapie ist daher die Prävention kardiovaskulärer Schäden und eine Unterdrückung entzündlicher Prozesse. Aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften könnten Statine diesen Anforderungen gerecht werden. Erste Ergebnisse mit Atorvastatin sind ermutigend.

Die inflammatorischen Prozesse bei einer rheumatoiden Arthritis zerstören nicht nur die Gelenke, sondern führen auch zu Gefäßschäden. Die Therapie sollte also die Entzündung unterdrücken und gleichzeitig kardiovaskulären Schäden vorbeugen. Diese Überlegungen führten zu den Statinen, die neben ihrer lipidmodulierenden Komponente auch antiinflammatorische und immunmodulatorische Eigenschaften aufweisen. Nachdem entzündungshemmende Effekte von Statinen in vitro und in vivo nachgewiesen wurden und kardioprotektive Wirkungen durch mehrere Studien belegt sind, wurde die Wirksamkeit von Atorvastatin bei Patienten mit rheumatoider Arthritis untersucht.

Die TARA-Studie

In einer randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie (TARA; Trial of Atorvastatin in Rheumatoid Arthritis) wurden diese postulierten Wirkungen der Statine auf den Verlauf einer rheumatoiden Arthritis genauer untersucht. An der Studie nahmen 116 Patienten teil, die seit mehr als zehn Jahren an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt waren und mit DMARDs (disease modifying antirheumatic drugs) therapiert wurden.

58 Patienten erhielten sechs Monate lang neben ihrer Basistherapie (vor allem Methotrexat, Sulfasalazin und Hydroxychloroquin) täglich 40 mg Atorvastatin (Sortis®), die anderen 58 Studienteilnehmer neben ihren DMRDs ein Plazebo. Zu Studienbeginn sowie nach drei und sechs Monaten wurden Veränderungen im Krankheitsaktivitätsscore (Disease activity score; DAS28) sowie Lipidparameter, Marker für das kardiovaskuläre Risiko und Messgrößen für immunmodulatorische Vorgänge festgehalten.

Primärer Studienendpunkt waren Veränderungen im DAS28, wobei Kriterien der Europäischen Liga gegen Rheuma (EULAR) verwendet wurden, um diese Veränderungen festzuhalten. Sekundäre Studienendpunkte waren unter anderem die Erythrozytensedimentation, Veränderungen beim C-reaktiven Protein (klinischer Marker für eine Entzündung), Lipidparameter sowie hämostatische und endotheliale Faktoren.

Benefit durch Atorvastatin

Nach sechs Monaten hatte die Krankheitsaktivität in der Statingruppe im Vergleich zur Plazebogruppe signifikant abgenommen. Insgesamt 31% der mit Atorvastatin behandelten Patienten sprachen gut auf die Statintherapie an (das heißt, sie erfüllten bestimmte EULAR-Kriterien), während es in der Vergleichsgruppe nur 10% waren.

Auch im Hinblick auf die sekundären Endpunkte zeigten sich deutliche Unterschiede: So sanken in der Verumgruppe Blutsenkungsgeschwindigkeit und die Konzentration von C-reakivem Protein im Vergleich zur Plazebogruppe um 28% bzw. um 50%. Auch Fibrinogen und Interleukin-6 wurden signifikant gesenkt, was auf eine Reduktion des kardiovaskulären Risikos hinweist. Lipidparameter wie Cholesterin, Triglyceride und LDL-Cholesterin wurden unter der Statintherapie statistisch signifikant gesenkt. Auftreten und Ausmaß unerwünschter Wirkungen unterschieden sich in Verum- und Plazebogruppe kaum.

Protektive, lipidunabhängige Effekte der Statine 

verbesserte Endothelfunktion

  • gesteigerte Expression der EDRF (endothelium-derived relaxing facor)/NO-Synthase
  • gesteigerte NO-Produktion mit nachfolgender Vasodilatation 

Stabilisierung der atherosklerotischen Plaques

  • Hemmung der Proliferation von glatten Gefäßmuskelzellen
  • verminderte Akkumulation von Cholesterin in Makrophagen
  • verminderte Oxidation von LDL
  • Hemmung von Entzündungszellen (Lymphozyten) 

antithrombotische Effekte

  • Hemmung der Thromboxan-A2-Synthese in Thrombozyten
  • Abnahme der Fibrinbildung
  • gesteigerte Expression des Gewebeplasminogenaktivators und dadurch gesteigerte Fibrinolyse

Nach Igel, M.: Nichtlipidsenkende Effekte von Statinen. Deutsches Ärzteblatt 101(6), (2004).

Statine: Zwei Fliegen mit einer Klappe?

In der TARA-Studie konnte der postulierte zweifache Effekt von Statinen bei einer rheumatoiden Arthritis bestätigt werden: Unter der Statingabe nahm die Krankheitsaktivität ab, was auf entzündungshemmende und immunmodulatorische Wirkungen zurückzuführen ist, und Parameter, die mit kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung stehen, wurden positiv beeinflusst. Allerdings ist es noch zu früh, um Statine in breiterem Umfang bei der rheumatoiden Arthritis einzusetzen.

Zum einen sind die beobachteten Effekte zu schwach und zum anderen sind die langfristigen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf noch nicht bekannt. Zu einer genaueren Bewertung sind weitere Studien erforderlich. Kommentatoren der TARA-Studie schlagen daher vor, Statine nur bei kardiovaskulären Risikopatienten einzusetzen, bis weitere Daten vorliegen.

Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

Quelle 
McCarey D., et al.: Trial of atorvastatin in rheumatoid arthritis (TARA): double-blind, randomised placebo-controlled trial. Lancet 363, 2015-2021 (2004). 
Klareskog, L., et al.: Statins in rheumatoid arthritis – two birds with one stone? Lancet 363, 2011-2012 (2004).

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