Arzneimittel und Therapie

Schlaganfall: Atorvastatin senkt Rezidivrisiko

Eine aggressive Therapie mit Atorvastatin kann bei herzgesunden Schlaganfall-Patienten einen erneuten Insult verhindern. Dies zeigen die Ergebnisse einer großen Interventionsstudie. Die Reduktion ischämischer Insulte und kardiovaskulärer Ereignisse war allerdings von einer geringen Zunahme hämorrhagischer Schlaganfälle begleitet.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Patienten, die an einer koronaren Herzkrankheit leiden oder ein erhöhtes koronares Risiko aufweisen, von einer Statintherapie profitieren. Durch die Lipidsenkung wird unter anderem auch das Schlaganfallrisiko gesenkt. –Diese Risikoreduktion geht mit dem Ausmaß der LDL-Cholesterin-Absenkung einher. Nicht bekannt war bislang, ob durch Statine auch das Rezidivrisiko nach einem er–littenen Schlaganfall oder bei transienten ischämischen Attacken gemindert werden kann. Eine amerikanische Studie, die SPARCL-Trial (SPARCL, Stroke Prevention by Aggressive Reduction in Cholesterol Levels), ging dieser Frage nach.

Weltweite Studie In dieser doppelblinden, multizentrischen Studie an über 200 Zentren wurden 4731 Patienten ohne koronare Vorerkrankung randomisiert, die während der letzten sechs Monate einen Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacken erlitten hatten und deren LDL-Werte zwischen 100 und 190 mg/dl lagen. Ein Teil der Patienten erhielt knapp fünf Jahre lang täglich 80 mg Atorvastatin, der andere Teil ein Placebo. Primärer Studienendpunkt war die Inzidenz tödlicher oder nicht-tödlicher Schlaganfälle. Sekundäre Studienendpunkte waren unter anderem schwere kardiovaskuläre Ereignisse.

Nach einer medianen Beobachtungszeit von 4,9 Jahren konnten folgende Aussagen getroffen werden:

  • Unter der hochdosierten Statintherapie wurde der LDL-Cholesterinwert von durchschnittlich 133 mg/dl auf 73 mg/dl gesenkt. In der Placebo-Gruppe veränderte sich der LDL-Wert nur unwesentlich und betrug durchschnittlich 129 mg/dl.
  • Im Verlauf der Studie hatten 265 Probanden der Statin-Gruppe (11,2%) und 311 Patienten der Placebo-Gruppe (13,1%) einen tödlichen oder nicht-tödlichen Schlaganfall erlitten. Die absolute Reduktion der Fünf-Jahres-Ereignisrate betrug 2,2% und war nur knapp statistisch signifikant (adjustierte Hazard Ratio 0,84; 95%iges Konfidenzintervall 0,71-0,99).
  • Die NNT (number needed to treat) lag bei 46, das heißt 46 Patienten müssen fünf Jahre lang therapiert werden, um einen Schlaganfall zu verhindern.
  • Die Zahl ischämischer Schlaganfälle sank von 274 (Placebo-Gruppe) auf 218 (Statin-Gruppe). Dagegen kam es bei den hämorrhagischen Schlaganfällen zu einem Anstieg von 33 (Placebo-Gruppe) auf 55 (Statin-Gruppe).
  • Die absolute Fünf-Jahres-Reduktion des Risikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse betrug 3,5% (Hazard Ratio 0,80; 95%iges Konfidenzintervall 0,69 bis 0,92; p = 0,002).
  • Die Gesamtmortalitätsrate war mit 216 Todesfällen in der Statin-Gruppe und 211 Todesfällen in der Placebo-Gruppe vergleichbar (p = 0,98), ebenso die Raten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse. Bei Patienten der Statin-Gruppe traten häufiger erhöhte Leberenzymwerte auf.

Statine für alle Schlaganfallpatienten? Welche Auswirkungen werden diese Studienergebnisse auf künftige präventive Therapien bei Schlaganfallpatienten haben? Ist jeder Schlaganfallpatient ein Kandidat für eine aggressive Statintherapie? Ein Kommentator der Studie betrachtet die obigen Ergebnisse differenziert und weist unter anderem auf die Heterogenität der Studienpopulation hin. Für die Gesamtpopulation sei ein relativ geringer Benefit von rund 2% erzielt worden. Es sei nun möglich, dass spezielle Subgruppen in weit größerem Ausmaß von der Statintherapie profitieren, es sei allerdings auch denkbar, dass gewisse Subgruppen keinen Nutzen von der Therapie haben, so der Kommentator. Der Einsatz von Statinen sollte differenziert erfolgen, ein geeigneter Einstieg, um pro und kontra individuell zu erwägen, sei der Klinikaufenthalt aufgrund des Schlaganfalls.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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