Arzneimittel und Therapie

Verhaltensauffälligkeiten bei der Demenz: Den Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiere

Bei der Demenz ist das kognitive Defizit nur ein Aspekt. Die meisten Patienten entwickeln zusätzlich Verhaltensauffälligkeiten. Sie reagieren aggressiv, sind krankhaft misstrauisch, ziehen sich sozial zurück und werden von Wahnvorstellungen geplagt. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus mit nächtlichen Unruhezustände werden für die Angehörigen zur zusätzlichen Belastung. Mit Risperidon lassen sich die Verhaltensstörungen behandeln und auch der Schlaf-Wach-Rhythmus kann durch das atypische Neuroleptikum stabilisiert werden.

Rund 1,2 Millionen Menschen leiden hierzulande an einer Demenz. Diese äußert sich nicht nur in Gedächtnisstörungen und der zunehmenden Unfähigkeit, sich in Raum und Zeit zu orientieren. Die Mehrzahl der Patienten entwickelt darüber hinaus Verhaltensauffälligkeiten. Dabei kann aggressives und krankhaft misstrauisches Verhalten im Vordergrund stehen, der soziale Rückzug, eine verstärkte Unruhe oder Wahnvorstellungen. Die Symptome können variieren, sie können zeitweise nachlassen, in anderen Krankheitsphasen auch wieder zunehmen.

Die innere Uhr geht falsch

Keinesfalls dürfen solche Beschwerden als quasi normale Begleiterscheinung betrachtet werden. Sie verlangen vielmehr eine zielgerichtete Therapie. Denn gerade die Verhaltensstörungen sind für die Angehörigen eine oft unerträgliche Bürde, was zur Konsequenz hat, dass so mancher demente Patient wegen solcher Symptome in ein Pflegeheim eingewiesen werden muss.

Das gilt insbesondere für die Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, die bei dementen Patienten weit verbreitet sind. So ist zum Beispiel für Alzheimer-Patienten das so genannte Sun-Downing typisch: Mit Eintritt der Dämmerung steigt die Verwirrtheit und die Patienten werden zunehmend unruhig und beginnen oft unkontrolliert zu Schreien, eine Situation, die den Angehörigen das Leben zur Qual machen kann.

Auch ohne Sun-Downing sind die Veränderungen des Schlafs belastend. Denn bei dementen Patienten geht die innere Uhr falsch. Die Zeitgeber sind abgeschwächt, die Melatoninproduktion ist gedrosselt und die Kurve der Körpertemperatur ist verschoben. Die Patienten verbringen deutlich weniger Zeit im Bett als gesunde ältere Menschen und auch die echte Schlafzeit ist geringer.

Außerdem ist der Schlaf nicht so tief wie bei Gesunden, es kommt zu einem häufigen Wechsel zwischen den Schlafstadien, der Schlaf ist fragmentierter und unruhiger. Das beeinträchtigt zwangsläufig den Schlaf der Angehörigen, die morgens wenig ausgeruht sind und sich den Belastungen durch die Pflege schon bald nicht mehr gewachsen fühlen.

Risperidon bessert rasch Verhaltensstörungen

Doch die Verhaltensauffälligkeiten und auch die Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus lassen sich mit Neuroleptika behandeln. Besondere Bedeutung scheint dem atypischen Neuroleptikum Risperidon (Risperdal® 1 mg) zuzukommen, das als einziger Vertreter dieser Gruppe für die Indikation der Verhaltensstörungen bei der Demenz zugelassen ist.

Die vorliegenden Studien und Anwendungsbeobachtungen dokumentierten, dass unter Risperidon die beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten innerhalb kurzer Zeit nachlassen, wobei eine signifikante Besserung der Gesamtsymptomatik wie auch der Einzelsymptome zu erzielen ist.

Sicherer Gang und weniger Schwindel

Das Atypikum ist den herkömmlichen Neuroleptika überlegen, wie eine offene Vergleichsstudie bei 302 Patienten mit leichter bis mittelgradiger Demenz belegt. Sie wurden mit Risperidon in einer mittleren Dosierung von 1,3 mg/die oder mit Melperon (mittlere Dosierung 61 mg/die) behandelt. Nach vier Wochen ergab sich in beiden Gruppen eine signifikante Reduktion der Verhaltensauffälligkeiten, wobei jedoch Risperidon dem Melperon überlegen war.

Das Atypikum besserte vor allem die Symptome Misstrauen, Wahn und Halluzinationen signifikant stärker als das Vergleichspräparat. Gleichzeitig wurden unter Risperidon die Symptome Schwindel und Gangunsicherheit stärker gebessert als unter Melperon. Die Tagesmüdigkeit der Patienten nahm unter Melperon sogar tendenziell zu – anders unter dem Atypikum, das den Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisierte.

Die Reduktion der Gangunsicherheiten wie auch der Tagesmüdigkeit führte zudem zu einer rund vierfach niedrigeren Sturzneigung unter Risperidon, was sich auch in einer niedrigeren Rate an gravierenden Sturzfolgen niederschlug. In einer achtwöchigen Anwendungsbeobachtung bei fast 4500 dementen Patienten mit dem Leitsymptom eines gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus wurde außerdem in 74 Prozent der Fälle eine klare Besserung des Schlaf-Wach-Rhythmus erwirkt.

Belastung der Angehörigen wird geringer

Durch das Atypikum bessert sich auch die Belastung der Angehörigen. Das zeigt eine erste Zwischenauswertung einer sechswöchigen Studie bei 42 Patienten mit Demenz und Verhaltensstörungen, die mit einem niederpotenten Neuroleptikum behandelt worden waren und auf Risperidon umgestellt wurden.

Innerhalb von nur zwei Wochen nach der Umstellung ergab sich eine hochsignifikante Besserung der Verhaltensstörungen bei gleichzeitig hochsignifikanter Steigerung der Alltagskompetenz der Patienten. Davon profitierten vor allem die Pflegepersonen, die eine deutliche Entlastung angaben. Sie benötigten weniger Zeit für die Pflege, konnten wieder mehr soziale Kontakte pflegen, ihren Alltagsaktivitäten wieder besser nachgehen und fühlten sich insgesamt deutlich wohler.

Weniger extrapyramidale Nebenwirkungen unter Risperidon

Das Benzisoxazol-Derivat Risperidon ist zugelassen für die Behandlung chronischer schizophrener Psychosen einschließlich Exazerbationen sowie zur Behandlung von chronischer Aggressivität und psychotischen Symptome bei Demenz-Patienten.

Risperidon ist ein selektiver monoaminerger Antagonist mit hoher Affinität zu serotonergen 5-HT2- und dopaminergen D2-Rezeptoren. Risperidon bindet ebenfalls an α1-adrenerge Rezeptoren und, mit geringerer Affinität, an H1-histaminerge und α2-adrenerge Rezeptoren. Risperidon hat keine Affinität zu cholinergen Rezeptoren.

Obwohl Risperidon als potenter D2-Antagonist die Positiv-Symptome der Schizophrenie verbessert, verursacht es eine geringere Dämpfung der motorischen Aktivität und seltener Katalepsien als klassische Neuroleptika. Ein ausgewogener zentraler Serotonin- und Dopamin-Antagonismus kann die Neigung zu extrapyramidalen Nebenwirkungen vermindern und die therapeutische Wirksamkeit gegenüber den Negativ- und affektiven Symptomen der Schizophrenie vergrößern.

Zur Verfügung steht Risperidon als Filmtablette und Lösung zum Einnehmen (Risperdal®), als langsam freisetzendes Pulver mit Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionssuspension (Risperdal® Consta) sowie als Schmelztablette (Risperdal® Quicklet).

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