Arzneimittel und Therapie

Hypertonie: Zeitbombe Morgenhochdruck

Trotz Therapie treten in den frühen Morgenstunden bei vielen Patienten gefährliche Blutdruckspitzen auf, die zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen können. Moderne Arzneimittel wie der AT1-Blocker Telmisartan (Micardis®) treten diesem Risiko entgegen.

Bluthochdruck wird oft als "silent killer" bezeichnet, als eine Krankheit, die zwar tödlich ist, für die Patienten aber unmerklich verläuft. Dies stimmt so nicht. Ein großer Anteil der Patienten klagen über Beschwerden, insbesondere in den Morgenstunden. 41,5 Prozent der Patienten litten unter morgendlichen Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerz, Brustschmerz und Luftnot.

Allerdings werden die Symptome von den Patienten häufig nicht mit dem erhöhten Blutdruck in Verbindung gebracht. So konnte sich eine zweite Legende bilden: Hochdrucktherapie verursacht durch ihre Nebenwirkungen Beschwerden, die der Patient mit seiner Krankheit alleine nicht hätte.

Einfluss der biologischen Uhren

Die verschiedenen Körperfunktionen des Menschen unterliegen rhythmischen Veränderungen innerhalb von 24 Stunden. Rhythmen existieren im Blutdruck und Puls, der Körpertemperatur, der Durchblutung von Organen, den Funktionen von Lunge, Leber und Nieren, in den Konzentrationen von Hormonen und Elektrolyten sowie weiteren Bestandteilen des Blutes.

Solche Rhythmen lassen sich bis auf die Ebene der genetischen Information (z. B. DNA-Synthese, Zellteilungsrate) nachweisen. Diese zyklischen Veränderungen werden durch zwei Faktoren bestimmt. Erstens die so genannten biologischen Uhren ("innere Uhren"), welche allerdings von Natur aus "falsch" gehen, da sie in der Regel mit einem 25-Stunden-Tag laufen.

Sie werden durch den zweiten Faktor der äußeren Zeitgeber, dem Wechsel von Licht und Dunkelheit, von Mahlzeiten, körperlicher Aktivität und sozialen Einflüssen gewissermaßen "nachgestellt" und dem geophysikalischen 24-Stunden-Rhythmus angepasst.

Bluthochdrucktherapie und "innere Uhr"

Das 24-Stunden-Blutdruckprofil, wie es mittels der ambulatorischen Blutdruckmessung (ABPM) erfasst werden kann, ist ausgeprägt rhythmisch: Beim Gesunden und den meisten Hochdruckpatienten finden sich zwei Gipfel während des Tages, gefolgt von einem nächtlichen Blutdruckabfall.

Bei einigen Patienten kann der nächtliche Blutdruckabfall abgeschwächt sein, oder es ist sogar ein nächtlicher Blutdruckanstieg zu beobachten, was mit vermehrten Endorganschäden (Herz, Niere, Gehirn) verbunden ist.

Viele Untersuchungen zeigen, dass in den frühen Morgenstunden das Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte, Angina pectoris und plötzlichen Herztod am größten ist. Studien weisen insbesondere darauf hin, dass der morgendliche Bluthochdruck gefährlich ist.

Patienten mit zu starkem morgendlichem Blutdruckanstieg haben ein fast dreifach erhöhtes Risiko für Schlaganfälle (19,3 Prozent vs. 7,3 Prozent). Ziel sollte es daher sein, die Kontrolle des Blutdrucks in den risikoreichen Morgenstunden durch geeignete medikamentöse Therapien zu verbessern.

Telmisartan – Innovation made in Germany

Ein modernes Therapieprinzip in der Behandlung des arteriellen Bluthochdrucks sind die AT1-Blocker, die so genannten Sartane. Diese Gruppe von blutdruck-senkenden Medikamenten zeichnet sich durch eine besonders hohe Verträglichkeit aus. Sie senken den erhöhten Blutdruck, indem sie die AT1-Rezeptoren in den Gefäßen blockieren.

Der körpereigene Stoff Angiotensin II, der normalerweise über diese AT1-Rezeptoren eine Gefäßverengung bewirkt, kann nun nicht mehr an diese Rezeptoren binden: Es kommt zur Gefäßerweiterung und damit zur Blutdrucksenkung. Der erste Vertreter dieser Sartane, das Losartan, zeigte in experimentellen Untersuchungen eine relativ kurz anhaltende blutdrucksenkende Wirkung.

Ziel der Entwicklung von Telmisartan, dem einzigen AT1-Blocker aus deutscher Forschung, war es, eine lang anhaltende blutdrucksenkende Wirkung über 24 Stunden beim Menschen sicherzustellen und damit den blutdruck gerade in den Morgenstunden zu kontrollieren.

Dem Beginn der Entwicklung von Telmisartan 1991 folgte die Patentanmeldung im Dezember 1992 und schließlich die Zulassung im Dezember 1998. Im Rahmen der Entwicklung von Telmisartan konnte in klinischen Prüfungen nachgewiesen werden, dass die Blutdruck-senkende Wirkung konstant über 24 Stunden anhält. Telmisartan (Micardis®) weist zudem eine gute Verträglichkeit auf.

In großen umfangreichen Prüfungen an insgesamt über 45 000 Patienten wird nun der Frage nachgegangen, ob Telmisartan über die blutdrucksenkende Wirkung hinaus protektive Wirkungen bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.

Quelle

Prof. Dr. med. Martin Middeke, München; Prof. Dr. med. Dr. h.c. Björn Lemmer, Mannheim; Dr. rer. nat. Dr. med. Lothar Eckes, Ingelheim; Pressekonferenz "Risiko Morgenhochdruck", veranstaltet von der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim.

Chronopharmakologie Die Chronobiologie, die Wissenschaft von biologischen Rhythmen und inneren Uhren, dringt in jüngster Zeit in den Bereich der Medizin ein. Die durch innere Uhren gesteuerte zeitliche Organisation des Körpers lässt auch die Wirkungen von Arzneimitteln nicht unbeeinflusst. Chronopharmakologische Untersuchungen haben gezeigt, dass nicht nur die richtige Menge der richtigen Substanz an das richtige Zielorgan gelangen muss, sondern dass dies auch zur richtigen Zeit geschehen muss. Dies gilt auch für die Arzneimitteltherapie des Bluthochdrucks.

"Aktion Morgenhochdruck" In einer Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Hochdruckliga und Boehringer Ingelheim wurde der Frage nachgegangen, ob die gängige Hochdrucktherapie tatsächlich zu allen Stunden des Tages wirksam ist. Die so genannte "Aktion Morgenhochdruck" fand mit einer hohen Beteiligung von niedergelassenen Ärzten statt: ca. 3000 Ärzte haben die Daten von über 66 000 Patienten erhoben.

Damit ist diese Untersuchung die bisher größte Aktion dieser Art in Deutschland. Die Daten der Patienten spiegeln die tatsächliche Behandlungsqualität in der Arztpraxis wider und zeigen die Mängel der Blutdruckeinstellung, insbesondere in den frühen Morgenstunden.

Der Anteil der Patienten mit normalen Blutdruckwerten (Blutdruck unter medikamentöser Therapie im Normbereich, d. h. < 140/90 mm Hg) beträgt nur 23,2 Prozent, d. h. drei von vier Patienten haben trotz einer Therapie zu hohe Blutdruckwerte am Morgen.

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