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Import-Quote von fast 20 Prozent reicht den Kassen nicht

BERLIN (ks). 56 Mio. Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen im ersten Halbjahr 2002 bereits durch die vermehrte Abgabe re-importierter Arzneimittel gespart. Doch damit soll es nicht genug sein. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WidO) hat errechnet, dass sich auf das Gesamtjahr hochgerechnet noch weitere 340 Mio. Euro sparen ließen.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres haben die Apotheken in "lediglich 19,5 Prozent" der möglichen Fälle Re-Import-Arzneimittel an die Patienten abgegeben, meldet das WidO. Zur Erinnerung: In diesem Jahr sind die Apotheken aufgrund eines Schiedsspruchs zur Einhaltung eines Re-Import-Anteils von 5,5 Prozent angehalten, im kommenden Jahr steigt dieser auf 7 Prozent.

Dennoch sind die Kassen unzufrieden: Es könnte noch viel mehr gespart werden. Der Einwand der Pharmaindustrie, dass sich die Preise re-importierter Arzneimittel mittlerweile weitgehend den Preisen der Originalpräparate angeglichen haben, weist das WidO zurück. Seinen Berechnungen zufolge lag der Preis des jeweils günstigsten Re-Import-Präparats durchschnittlich 9,95 Prozent unter dem des Originals (Stichtag 1. September 2002). Besonders auffällig sei der Preisunterschied bei den Pillen zur Empfängnisverhütung, auch wenn sich hier für die GKV kaum sparen lässt. Bei dem Spitzenreiter-Präparat Stediril D seien Einsparungen von über 50 Prozent möglich.

Andere Zahlen hatte in der vergangenen Woche die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) präsentiert: Mittlerweile gibt es nicht nur Re-Importe, die fast genauso viel kosten wie ihr Original, sondern auch solche deren Preis den des Originals übersteigt. So ist etwa eine 100er Packung des Original-Calciumantagonisten Dilzem 90 ret. der Fa. Pfizer mehr als zwei Euro billiger als der entsprechende Re-import der Fa. Kohl.

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