Arzneimittel und Therapie

Hepatologie: Wohlstandskrankheit nichtalkoholische Steatohepatitis

Ein neues Schlagwort geistert durch die Hepatologie: NASH, die nicht-alkoholische Steatohepatitis. Als "Fettleberhepatitis" war das Krankheitsbild schon in den 70er-Jahren bekannt. NASH wird für einen Teil der bislang ungeklärten Leberzirrhosen verantwortlich gemacht.

In Deutschland gibt es ca. 1,5 bis 2,5 Millionen chronisch Leberkranke. Rund eine Million Menschen haben eine Leberzirrhose, wobei 60 biw 70 Prozent der Fälle durch Alkohol verursacht sind. Zu den weiteren Verursachern einer Leberzirrhose zählen chronische Virushepatitiden (Hepatitis B und C), Autoimmunhepatitis, chronisch biliäre Lebererkrankungen und toxische Leberschädigungen. Ein Teil der bislang ungeklärten Leberzirrhosen könnte dem Krankheitsbild der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) zuzuschreiben sein. Dabei handelt es sich um eine Fettleber mit entzündlichen Veränderungen und Bindegewebsvermehrung mit dem Potenzial zur Zirrhose. Die nicht-alkoholische Steatohepatitis hat vergleichbare histologische Merkmale wie die alkoholbedingte Steatohepatitis, ohne dass der Patient große Mengen Alkohol trinkt (siehe Kasten)

Ursachen: Übergewicht, Diabetes und Hyperlipidämie

Die nicht-alkoholische Steatohepatitis ist eine Wohlstandskrankheit. Die Ursachen können zwar vielfältig sein, viele NASH-Patienten haben jedoch ein charakteristisches Muster an Stoffwechselerkrankungen mit Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen. Eine nicht-alkoholische Steatohepatitis tritt vor allem im mittleren Lebensalter und überwiegend bei Frauen auf. Im Gegensatz zur alkoholischen Steatohepatitis haben die meisten Patienten keine klinischen Symptome. Wenn überhaupt, treten nur unspezifische Symptome auf wie Druck im Oberbauch, Müdigkeit und Leistungsminderung.

Untergruppe mit hohem Zirrhoserisiko

Auch ohne klinische Symptome kann bereits eine fortgeschrittene Bindegewebsvermehrung oder sogar eine Zirrhose vorliegen. Von den NASH-Patienten haben eher die Älteren, Übergewichtigen, Diabetiker und diejenigen mit einem GOT/GPT-Quotienten über 1 eine fortgeschrittene Fibrose und damit ein hohes Zirrhoserisiko. Insgesamt entwickelt etwa jeder zehnte NASH-Patient eine Leberzirrhose. Die Diagnose kann letztlich nur mit einer Leberbiopsie gesichert werden.

Langsam abnehmen

Bislang gibt es noch keine etablierte Therapie. Während eine extrem rasche Gewichtsabnahme die Zirrhoseentwicklung fördern kann, scheint sich eine langsame Gewichtsabnahme günstig auszuwirken. Medikamentöse Ansätze reichen von Antidiabetika (Metformin, Thiazolidindione) über Radikalfänger bis zu TNF-alfa-Blockern. Keine dieser Therapien wurde in größeren Studien überprüft.

In einer Studie bekamen 24 Patienten mit einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis ein Jahr lang die Gallensäure Ursodesoxycholsäure (Tagesdosis 13 bis 15 mg pro kg KG). Eine Biopsie am Ende der Behandlung zeigte zumindest einen Rückgang der Verfettung. Entzündung und Fibrose blieben unverändert.

Tabelle 1: Ursachen der nicht-alkoholischen Steatohepatitis

  • Metabolische Ursachen: Diabetes mellitus, Fettsucht, jejuno-ilealer Bypass, Kwashiorkokr, parenterale Ernährung
  • Medikamente, Toxine: Amiodaron, Perhexelin, Steroide, Bleomycin, Asparaginase, Tetracycline
  • Angeborene Stoffwechselstörungen: A-Beta-Lipoproteinämie, Glykogenosen, Galaktosämie, Homozystinurie, Weber-Christian-Syndrom, Morbus Wilson

    Tabelle 2: Klinische Assoziation von NASH, Zusammenfassung von neun klinischen Studien (n=299)

  • mittleres Lebenslater 50 Jahre
  • weibliches Geschlecht 73%
  • Fettsucht 84%
  • Diabetes mellitus 32%
  • Hyperlipidämie
  • keine Symptome einer Leberkrankheit 80%
  • vermehrte Fibrose oder Zirrhose 37%

    Kastentext: Definition der nicht-alkoholischen Steatohepatitis

  • Leberbiopsie mit mäßig bis ausgeprägter großtropfiger Verfettung
  • Entzündung mit oder ohne Mallory-Körper (= glasige Gebilde im Zellplasma)
  • Fibrose oder Zirrhose
  • Glaubwürdige Hinweise auf einen Alkoholkonsum unter 40 bis 210 g pro Woche, anamnestisch und fremdanamnestisch oder laborchemisch
  • Ausschluss viraler oder anderer chronischer Lebererkrankungen

    Kastentext: GOT und GPT

    Transaminasen: Glutamatoxalacetattransaminase und Glutamatpyruvattransaminase

    Quelle: 17. Gastroenterologisches Fortbildungswochenende der Falk Foundation e. V. für Klinik-Apothekerm Weimar, 26.-27. April 2002.

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