Arzneimittel und Therapie

Zahninfektionen: Auslöser für andere Allgemeinerkrankungen?

Zu den weit verbreiteten Krankheiten der Mundhöhle zählen neben Karies vor allem entzündliche Zahnfleischerkrankungen. Die verursachenden Bakterien werden auch für andere Allgemein- erkrankungen verantwortlich gemacht.

Im Mund gibt es eine Vielzahl verschiedener Bakterien, die sich ständig auf der Zahnoberfläche, dem Zahnfleisch und besonders den Zahnbelägen (Plaque) ansiedeln. Die durch die Plaquebakterien gebildeten Giftstoffe wandern ins Zahnfleisch und bewirken eine Zahnfleischentzündung, eine Gingivitis.

Zahnausfall als Folge

Wenn die Zahnbeläge nicht entfernt werden, entwickeln sich zwischen Zahn und Zahnfleisch so genannte Zahnfleischtaschen, in denen sich die Bakterien noch stärker vermehren können. Aus einer Gingivitis kann sich dann eine Paradontitis entwickeln, eine Entzündung des gesamten Gewebes, das den Zahn umgibt (Zahnbettentzündung), und die schließlich auch den Kieferknochen befällt. Die Folge ist Zahnausfall. Die Paradontitis tritt hauptsächlich bei Erwachsenen auf. Im Alter ab 40 Jahren gehen mehr Zähne durch Zahnfleischerkrankungen als durch Karies verloren.

Unterschiedliche Studienergebnisse

Die eine Paradontitis auslösenden Bakterien werden auch für andere Allgemeinerkrankungen verantwortlich gemacht oder sind unterstützend daran beteiligt. In einigen prospektiven Studien wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen paradontalen Erkrankungen und Arteriosklerose sowie der koronaren Herzkrankheit nachgewiesen.

In den USA wurden in einer Kohortenstudie Erwachsene im Alter von 25 bis 74 Jahren in den Zeiträumen von 1971 bis 1974 und von 1985 bis 1987 untersucht. Es zeigte sich, dass Männer, die jünger als 50 Jahre alt waren und an einer Parodontitis litten, ein 3-fach höheres Risiko hatten an koronaren Herzerkrankungen zu sterben, als Männer die zum Studienbeginn gesundes Zahnfleisch hatten.

In einer anderen Studie wurden 1147 Militärveteranen aus Boston über einen Zeitraum von 18 Jahren untersucht. Männer mit paradontalem Knochenverlust (einer Folgeerscheinung der Parodontitis) litten in dieser Studie statistisch gesehen 1,5-mal häufiger an koronaren Herzerkrankungen und starben 1,9-mal häufiger an der koronaren Herzerkrankung als gesunde Probanden.

Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt allerdings eine prospektive Kohortenstudie, die das Risiko koronarer Herzerkrankungen von Probanden mit einer Paradontitis (Zahnbettentzündung), Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder gesunder Kontrollpersonen untersucht hat. Diese Studie begann 1982 und umfasste 8032 Personen im Alter von 25 bis 74 Jahren ohne kardiovaskuläre Erkrankungen. 1859 der Studienteilnehmer litten an einer Paradontitis, 2421 an einer Gingivitis, und 3752 Teilnehmer hatten gesundes Zahnfleisch. In dieser Studie zeigte sich keine Korrelation zwischen einer Gingivitis und der koronaren Herzerkrankung. Auch Studienteilnehmer, die an einer Paradontitis litten, wiesen kein signifikant höheres Risiko für eine koronare Herzkrankheit auf.

Weitere mögliche Risiken von Zahninfektionen

Zahninfektionen werden auch mit anderen Allgemeinerkrankungen in Verbindung gebracht. Eine Studie zeigte, dass chronische Zahninfektionen, vor allem eine Paradontitis, mit einem höherem Risiko für zerebrovaskuläre Ischämie verbunden ist. In dieser Studie wurden Patienten mit zerebrovaskulärer Ischämie mit Kontrollprobanden entsprechendes Alters und Geschlechts miteinander verglichen. Das Fazit war: Ein schlechter Zahnstatus erhöht das Risiko für einen Schlaganfall um das 2,6-fache.

Eine Longitudinalstudie konnte zeigen, dass Personen, die infolge einer Paradontitis unter erheblichem Knochenverlust litten, ein 3-fach höheres Risiko für die Entwicklung eines Schlaganfalls hatten, als Teilnehmer die nur einen geringen oder gar keinen Knochenverlust aufwiesen.

Entzündliche Zahnfleischerkrankungen stehen möglicherweise auch in Verbindung mit einem signifikant höherem Risiko für Frühgeburten und untergewichtige Kinder. Eine Fallkontrollstudie mit 124 Müttern ergab ein siebenmal höheres Risiko einer Frühgeburt, wenn die Schwangeren an paradontalen Erkrankungen litten.

Literatur: Slavkin, H. C., B. J. Baum: Relationship of dental and oral pathology to systemic illness. J. Am. Med. Assoc. 284, 1215-1217 (2000). Hujoel, P. P., et al.: Periodontal disease and coronary heart disease risk. J. Am. Med. Assoc. 284, 1406-1410 (2000).

Zu den weit verbreiteten Krankheiten der Mundhöhle zählen neben Karies vor allem entzündliche Zahnfleischerkrankungen. Die verursachenden Bakterien werden auch für andere Allgemeinerkrankungen verantwortlich gemacht.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.