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Prognose 2002: Gedämpfte Erwartungen bei den forschenden Arzneimittelhersteller

BERLIN (ks). Der Ausblick der forschenden Arzneimittelhersteller auf das Jahr 2002 ist getrübt. Ursächlich sind vor allem die geplanten Sparmaßnahmen der Bundesregierung im Arzneimittelbereich. Dies ergab eine Umfrage des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) unter seinen 44 Mitgliedsunternehmen. Hauptgeschäftführerin Cornelia Yzer stellte die Ergebnisse der "Prognose 2002" am 17. Dezember in Berlin vor.

Die erneute Anpassung der Festbeträge, die verstärkte Förderung von Reimporten, die neue Aut-idem-Regelung und die wachsenden Hürden für Innovationen lassen die forschenden Arzneimittelhersteller skeptischer in die Zukunft blicken als im vergangenen Jahr. Zwar erwartet die gesamte pharmazeutische Industrie für das laufende Jahr wiederum ein Umsatzplus von rund acht Prozent und damit etwa 60 Milliarden DM (endgültige Zahlen liegen noch nicht vor). Doch für 2002 rechnen nur noch knapp 70 Prozent der Unternehmen mit wenigstens leicht wachsenden Umsätzen - im Vorjahr waren es noch 90 Prozent. Etwa jedes fünfte Unternehmen rechnet sogar mit einem Umsatzrückgang. Im vergangenen Jahr erwarteten dies lediglich 6,5 Prozent.

Preisrückgänge erwartet

Auf rückläufige Preise machen sich 64,7 Prozent der Unternehmen gefasst. Im letzten Jahr äußerten lediglich 37,1 Prozent diese Erwartung. 41,7 Prozent der Firmen rechnen nun sogar mit deutlichen Preisrückgängen. Im Vorjahr waren nur 6,3 Prozent so pessimistisch. Die erwarteten Umsatzrückgänge verdüstern auch die Prognose für die Beschäftigtensituation. Fast ein Drittel der forschenden Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Damit hat sich der Vorjahreswert von 15,2 Prozent mehr als verdoppelt. Nur 28,1 Prozent planen eine Aufstockung der Arbeitsplätze - ein Jahr zuvor waren dies noch 36,4 Prozent.

Weniger Aufwendungen für Forschung und Entwicklung

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung will knapp die Hälfte der VFA-Mitgliedsunternehmen konstant halten. Die Bereitschaft, diese Aufwendungen zu steigern, ist jedoch von 74,2 Prozent im Vorjahr auf 41,9 Prozent gesunken. Yzers Erklärung: "Wer Reformen ankündigt, aber nicht sagt, wie sie aussehen sollen, schafft Planungsunsicherheit". Langfristig verlässliche Rahmenbedingungen seien jedoch Voraussetzung für Investitionen und Forschungsaufwendungen. Die kommenden beiden Jahre mögen noch eine gewisse Sicherheit bieten: die beschlossene Einmalzahlung der forschenden Arzneimittelhersteller zur Entlastung der Gesetzlichen Krankenversicherung hat zur Bedingung, dass 2002 und 2003 nicht in die Marktpreisbildung innovativer Produkte eingegriffen wird. Doch was danach kommen wird, ist unklar. Aufgrund der hiesigen Situation werden die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zunehmend ins Ausland verschoben. 81,5 Prozent der befragten Unternehmen äußerten diese Absicht.

Biotechnologie darf politisch nicht ausgebremst werden

Auch in der bio- und gentechnologischen Forschung zeigt sich Zurückhaltung bei den Pharmafirmen: Nur noch ein gutes Drittel will die Forschungsaufwendungen in Deutschland erhöhen (Vorjahr: 57,1 Prozent). Im Gegenzug wollen 76,2 Prozent der Unternehmen ihr Forschungsengagement in diesen Technologien im Ausland verstärken (Vorjahr: 73,9 Prozent). Yzer wertet dies als überaus bedenklich, "da der Biotech-Standort Deutschland nach seinem Dornröschenschlaf deutlich an Fahrt gewonnen hat und binnen weniger Jahre in die internationale Spitzengruppe aufgerückt ist". Diese positive Entwicklung müsse nun weiter politisch flankiert werden. Yzer forderte daher die Bundesregierung auf, die europäische Biopatentrichtlinie zügig und ohne Abstriche in nationales Recht umzusetzen.

Exportgeschäft und Innovationen

Rosiger sieht es beim Exportgeschäft aus. Dieses erweist sich wiederum als stabiler Faktor für den Pharma-Standort Deutschland. 55,6 Prozent der Unternehmen erwarten für 2002 eine weitere Steigerung des Exports. Schon 2001 ist der Export im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23,2 Prozent auf 24,92 Milliarden DM und der Exportüberschuss um 31,4 Prozent auf 9,23 Milliarden DM angestiegen. Obwohl die Umsatzaussichten getrübt sind, setzen die forschenden Arzneimittelhersteller auch im neuen Jahr auf Innovationen. Für 2002 ist die Markteinführung von 60 neuen Präparaten geplant, darunter 25 mit neuen chemisch definierten Wirkstoffen und sieben gentechnisch erzeugte Innovationen. Sie sollen insbesondere für die großen Volkskrankheiten neue Therapiemöglichkeiten bieten. Mehr als die Hälfte der Innovationen ist in den Bereichen Zentralnervensystem, Atemwege, Infektionen und Hauterkrankungen zu erwarten.

Die erneute Anpassung der Festbeträge, die verstärkte Förderung von Reimporten, die neue Aut-idem-Regelung und die wachsenden Hürden für Innovationen lassen die forschenden Arzneimittelhersteller skeptischer in die Zukunft blicken als im vergangenen Jahr. Dies ergab eine Umfrage des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) unter seinen 44 Mitgliedsunternehmen. Hauptgeschäftführerin Cornelia Yzer stellte die Ergebnisse der "Prognose 2002" am 17. Dezember in Berlin vor.

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