Arzneimittel und Therapie

Sexuell übertragbare Krankheiten: Feigwarzen im Genitalbereich

Die Therapie von Feigwarzen im äußeren Genitalbereich ist in den letzten Jahren um zwei wichtige Möglichkeiten zur Selbstbehandlung bereichert worden: die topische Anwendung von Podophyllotoxin (Wartec Creme 0,15% und Condylox Lösung) und Imiquimod (Aldara 5% Creme).

Feigwarzen (Condylomata acuminata) treten vorwiegend bei Erwachsenen im Genital- und Analbereich auf. Meist erscheinen 5 bis 15 oder mehr der zunächst stecknadelkopfgroßen Knötchen bei einem Patienten. Sie können zu "Beeten" zusammenfließen oder auch blumenkohlartige Wucherungen bilden. Bei unbeschnittenen Männern sitzen Feigwarzen meist auf der Vorhaut, bei beschnittenen Männern am Penisschaft. Aber auch Hodensack, Leistenbeugen, Damm und Analregion können betroffen sein. Bei Frauen treten Feigwarzen insbesondere an Schamlippen, Scheide, Gebärmutterhals und nahe der Harnröhrenmündung auf.

Humane Papillomaviren

Feigwarzen werden durch humane Papillomaviren (HPV) induziert. Die Verursacher sind in über 90% der Fälle die Genotypen 6 und 11. Insgesamt kennt man mehr als 80 verschiedene HPV-Typen. Persistierende Infektionen mit HPV 16 oder HPV 18 scheinen mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs assoziiert zu sein. Bei 1 bis 2% der Genitalwarzen lässt sich auch DNA von HPV 16 oder HPV 18 nachweisen. Bei der malignen Entartung dürften weitere Risikofaktoren, wie das Rauchen, eine Rolle spielen.

Aufgrund von Studien schätzt man, dass ungefähr 1% der Bevölkerung an Feigwarzen leidet. Von subklinischen oder latenten genitoanalen Papillomavirus-Infektionen dürfte sogar ein Großteil der sexuell aktiven Bevölkerung betroffen sein. HPV-assoziierte Erkrankungen stellen heute die am weitesten verbreiteten sexuell übertragbaren Krankheiten dar.

Die Betroffenen fühlen sich durch anogenitale Warzen entstellt und in ihrem Sexualleben beeinträchtigt. Symptome, wie Entzündung, Juckreiz, Bluten und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, können auftreten. Eine seltene HPV-6- oder HPV-11-assoziierte Erkrankung ist der Buschke-Löwenstein-Tumor. Er metastasiert zwar in der Regel nicht, wächst aber infiltrierend und zerstörend in die Tiefe.

Breite Palette an Behandlungsmöglichkeiten

Bei einem Teil der Patienten mit Feigwarzen kommt es zu Spontanremissionen. Bei den übrigen sollten die Warzen entfernt werden. Das kann mit verschiedenen Methoden geschehen:

  • Chirurgisch: Exzision, Elektrokauter, Lasertherapie
  • Kryotherapie mit flüssigem Stickstoff
  • Verätzen mit Trichloressigsäure
  • Medikamentös: bisher Podophyllin-Lösung, heute Podophyllotoxin-Creme oder -Lösung oder Imiquimod-Creme.

Vollständig beseitigt werden kann das humane Papillomavirus durch die heutigen Behandlungsmöglichkeiten nicht. Das Rezidivrisiko ist daher oft hoch.

Podophyllin

Die Behandlung mit Podophyllin gilt heute als überholt, einerseits wegen der geringen Wirksamkeit, andererseits wegen des Risikos lokaler und systemischer Nebenwirkungen. Podophyllin ist ein 20- bis 25%iger, nicht standardisierter Extrakt aus dem Harz der Wurzeln der Podophyllum-Pflanze (Podophyllum peltatum aus Nordamerika und Podophyllum emodi aus Indien). Er enthält nicht nur mehrere Lignane, darunter Podophyllotoxin, sondern auch die Flavonoide Quercetin und Kaempherol, die in vitro mutagen wirken. Podophyllin ist eine instabile Lösung, aus der Podophyllotoxin rasch auskristallisiert.

Podophyllotoxin

Ein entscheidender Fortschritt für die lokale Behandlung von Feigwarzen sind Podophyllotoxin und Imiquimod. Beide kann der Patient selbst anwenden, sodass häufige Arztbesuche unnötig sind. Podophyllotoxin ist der aus Podophyllin isolierte Hauptwirkstoff. Indem der Mitosehemmstoff die Zellteilung in der Metaphase stoppt, führt er zur Nekrose der Feigwarzen.

Angeboten wird Podophyllotoxin als 0,5%ige Lösung oder 0,15%ige Creme. Die Creme eignet sich auch zur Anwendung am weiblichen Genital. Der Patient trägt die Creme drei Tage lang zweimal täglich auf, gefolgt von vier behandlungsfreien Tagen. Podophyllotoxin braucht nicht abgewaschen zu werden. Die Behandlung endet nach spätestens vier Wochen. Therapierefraktäre Warzen sollten dann mit einer anderen Methode weiterbehandelt werden.

Nach ein bis vier Behandlungskursen mit Podophyllotoxin-Lösung waren bei 60 bis 80% der Patienten die Feigwarzen am Penis verschwunden. Ebenso hoch war die komplette Remissionsrate für Feigwarzen an Schamlippen und Analregion bei ein bis vier Kursen mit Podophyllotoxin-Creme. Die Rezidivquote in verschiedenen Studien schwankte zwischen 7 und 38%.

Imiquimod

Einen ganz anderen Wirkungsmechanismus besitzt Imiquimod. Der Immunmodulator induziert unter anderem die lokale Produktion von Alpha- und Gamma-Interferon. Imiquimod-Creme wird dreimal pro Woche abends aufgetragen und am nächsten Morgen abgewaschen. Die Behandlung dauert bis zu 16 Wochen. In einer Studie konnten sich 56% der Patienten - 77% der Frauen und 40% der Männer - mit 5%iger Imiquimod-Creme von anogenitalen Warzen befreien. Die Rezidivquote lag bei 13%.

Behandlung von Feigwarzen - was zu beachten ist

  • Die Selbstbehandlung kann beim ersten Erscheinen von Feigwarzen in den meisten Fällen empfohlen werden.
  • Die Selbstbehandlung führt innerhalb von 1 bis 6 Monaten bei den meisten Patienten zum Erfolg. Bei bis zu einem Drittel können die Feigwarzen persistieren.
  • Wenige kleine Warzen können unter Lokalanästhesie chirurgisch, diathermisch (Erwärmung durch Hochfrequenzströme), kryotherapeutisch oder mit Trichloressigsäure behandelt werden.
  • Persistieren die Feigwarzen oder treten sie an denselben Stellen wieder auf, sollte auf ein anderes Behandlungsprinzip gewechselt werden.
  • Treten Feigwarzen an anderer Stelle erneut auf, kann dasselbe Behandlungsprinzip eingesetzt werden.

Ratschläge für den Patienten

  • Jetzige und frühere Sexualpartner der letzten sechs Monate sollten ebenfalls auf Feigwarzen untersucht werden.
  • Bis zum erfolgreichen Abschluss der Behandlung sollten - insbesondere beim Verkehr mit neuen Sexualpartnern - Kondome benutzt werden.
  • Wenn in einer stabilen Partnerschaft nur einer an Feigwarzen erkrankt, weist dies nicht zwangsläufig auf ein "Fremdgehen" hin: Die Latenzzeit bis zum Ausbruch der Erkrankung ist oft lang.
  • Frauen, die Feigwarzen hatten, sollten regelmäßig Gebärmutterhals-Abstriche durchführen lassen.

Quellen: Von Krogh, G., et al.: European course on HPV associated pathology: guidelines for primary care physicians for the diagnosis and management of anogenital warts. Sex. Transm. Inf. 76, 162-168 (2000). Podophyllotoxin in the treatment of genital warts. Monographie. Stiefel Laboratorium GmbH, Offenbach am Main 1999. Interdisziplinäres Symposium der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität Rostock und der Deutschen STD-Gesellschaft "Condylomata acuminata und andere HPV-assoziierte Krankheitsbilder der Genitoanalregion und der Harnröhre", Rostock, 16. bis 17.Juni 2000, unterstützt von Stiefel Laboratorium GmbH, Offenbach am Main. Feigwarzen (Condylomata acuminata). www.netdoktor.de.

Die Therapie von Feigwarzen im äußeren Genitalbereich ist in den letzten Jahren um zwei wichtige Möglichkeiten zur Selbstbehandlung bereichert worden: die topische Anwendung von Podophyllotoxin (Wartec Creme 0,15% und Condylox Lösung) und Imiquimod (Aldara 5% Creme).

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