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Forschungsinstitut: Georg-Speyer-Haus unter neuer Leitung

FRANKFURT (gsh). Das Georg-Speyer-Haus, dessen Gründungsdirektor Paul Ehrlich war, und an dem mit Paul Karrer und Niels Jerne zwei weitere Nobelpreisträger forschten, hat einen neuen Leiter. Prof. Dr.Bernd Groner folgt auf Prof. Dr.Hans Dieter Brede, der seine ganze Kraft bis wenige Tage vor seinem Tod für die Belange des Instituts eingesetzt hat. Groner übernimmt eine der traditionsreichsten Forschungseinrichtungen Deutschlands. Das Institut hat internationale Erfolge in der AIDS- und Krebsforschung aufzuweisen und wurde kürzlich mit Millionenaufwand renoviert.

Die Ernennung von Prof. Dr.B. Groner zum Direktor erfolgte zum 1.Mai 1998, doch wird er dem Institut erst nach geordneter Übergabe seiner bisherigen Aufgaben an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, etwa ab Mitte Juli, voll zur Verfügung stehen. Groner gehört, so eine Pressemitteilung des Georg-Speyer-Hauses, zu den drei produktivsten Krebsforscher der letzten beiden Jahre in Deutschland. Groner wurde am 25.Oktober 1946 in Göppingen geboren, studierte Mikrobiologie an der TU München und Biochemie an der University of Pittsburgh (USA), wo er seine Promotion abschloß. Danach war er als wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin und am Schweizerischen Institut für experimentelle Krebsforschung in Lausanne tätig. Seit 1980 konnte Groner seine wissenschaftliche Arbeit eigenverantwortlich in leitenden Funktionen gestalten. Seine Stationen führten in vom Institut für Genetik in Karlsruhe über das Ludwig Institut für Krebsforschung in Bern und das Friedrich Mieler Institut in Basel, wo er auch habilitierte, zur Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, wo er dem Institut für experimentelle Krebsforschung bis zuletzt als Direktor vorstand.

Die Herausforderung suchen Groner ist ein Verfechter der "Amerikanischen Schule". Er hat lange Zeit seiner Ausbildung in den USA verbracht und das dortige Wissenschaftssystem schätzen gelernt; es ist ohne Zweifel das produktivste der Welt. Das treibende Element ist der Wettbewerb. Betuliche Forschung im Elfenbeinturm hat keine Chance auf anhaltende Förderung, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die gebe es nur für effiziente Projekte und bei nachgewiesenen Erfolgen. Der Maßstab sei wissenschaftliche Exzellenz. Wolle das Georg-Speyer-Haus seinem traditionellen Anspruch gerecht werden und den internationalen Rang festigen und ausbauen, müsse es sich auch dem internationalen Wettbewerb stellen. Das bedeute für die einzelnen Wissenschaftler des Hauses, die besten Forschungsansätze zu entwickeln und im externen Wettbewerb die bestmögliche Förderung oder Finanzierung zu erlangen. Routinearbeiten mit institutseigenen Mitteln solle es nicht geben. Seit Paul Ehrlich, der sein berühmtes Heilmittel Salvarsan gegen die Syphilis in Zusammenarbeit mit den Farbwerken Hoechst entwickelte, gibt es am Georg-Speyer-Haus zwei Leitmotive: Forschung zum Wohle der Patienten und die Umsetzung der Ergebnisse in Produkte und Dienstleistungen mit den geeigneten Partnern. Dieser Tradition fühlt sich Groner als neuer Leiter des Instituts verpflichtet. Er ist Anhänger der translatorischen Forschung, die ihre Ergebnisse möglichst rasch als Therapie an das Krankenbett bringen möchte. Berührungsängste mit der Industrie gibt es keine, die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie ist selbstverständlich und notwendig.

Forschungsthematik Die beiden großen Forschungsthemen des Georg-Speyer-Hauses, AIDS und Krebs, werden beibehalten. Lag der Schwerpunkt bisher überwiegend in der Virologie, sollen nun Ansätze der Molekularbiologie und Immunologie verstärkt werden. Damit befindet sich Groner in der Tradition von Paul Ehrlich, der als Vater der Tumorimmunolgie gilt. Seine eigenen Projekte werden die Aktivität des Institut deutlich ausweiten.

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