Aus der Hochschule

Prof. Elisabeth Stahl-Biskup feierlich verabschiedet

Wissenschaftliches Symposium in Hamburg

Am 3. Februar wurde Prof. Dr. Elisabeth Stahl-Biskup, die am 14. Januar ihren 65. Geburtstag gefeiert hat, mit einem wissenschaftlichen Symposium im Hamburger Institut für Pharmazie feierlich verabschiedet. Prof. Dr. Peter Heisig, Leiter der Abteilung Pharmazeutische Biologie und Mikrobiologie, eröffnete als Moderator das Symposium mit dem Titel "Der Lehre, der Forschung, der Bildung – 40 Jahre für die Hamburger Pharmazie".
Prof. Dr. Elisabeth Stahl-Biskup Fotos: privat

Grußworte

Prof. Gräner, Dekan der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, sagte Grußworte der Universität und würdigte das langjährige Engagement von Frau Prof. Stahl-Biskup sowohl in der Lehre und Forschung als auch in diversen Funktionen der akademischen Verwaltung – auch unter manchmal widrigen Umständen. So erinnerte er an die langen Jahre des Wartens auf den Umzug der Pharmazeutischen Biologie aus einem teilweise als Wohnhaus genutzten, angemieteten Gebäude in ein Laborgebäude des Fachbereichs Chemie.

Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, stellte sich als ehemaliger Hamburger Pharmaziestudent und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitskreis von Frau Prof. Stahl-Biskup vor. Er hob die seit vielen Jahren bestehende, sehr gute Kooperation zwischen der Apothekerkammer und Prof. Stahl-Biskup bei der Organisation der Fortbildungsveranstaltungen hervor.

Prof. Luinstra, Leiter des Fachbereichs Chemie, würdigte besonders die Aktivitäten von Prof. Stahl-Biskup beim Verfassen von Lehrbüchern, von denen einige den Rang als Standardlehrbuch erlangt haben. Prof. Hans-Jürgen Duchstein, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmazie und Vorsitzender der Landesgruppe Hamburg der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG), dankte seiner Kollegin, die sich stets uneigennützig für das Fach Pharmazie und für den Fortbestand des Studiengangs Pharmazie in Hamburg eingesetzt hat, und stellte sie in einer kurzen Präsentation in die Mitte der "Powerfrauen" der Pharmazie. Er äußerte den Wunsch, gemeinsam mit ihr noch viele weitere DPhG-Fortbildungsveranstaltungen in Hamburg organisieren zu können.

Flavonoide gegen Diabetes

Prof. Dr. Wolfgang Blaschek, Kiel, überbrachte die Glückwünsche der Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoff-Forschung (GA), für die Frau Prof. Stahl-Biskup jahrelang in verschiedenen Funktionen tätig war. In seiner anschließenden Präsentation "Vom Apfelbaum zum Grünkohl: Flavonoide als Inhibitoren der SGLTs (Natrium-abhängige Glucose-Cotransporter) zur Behandlung von Diabetes" stellte Blaschek Ergebnisse seiner derzeitigen Forschung vor. So konnte er nachweisen, dass Phlorizin aus Apfelbaumrinde in vitro SGLT2 hemmt und dadurch die Glucoserückresorption in der Niere verringert. Phloretin, das Aglykon von Phlorizin, hemmt einen anderen Glucosetransporters, GLUT1, und reduziert dadurch die Glucoseaufnahme in Gewebezellen, ein für die Diabetestherapie unerwünschter Effekt. Eine gelungene Kombination aus beiden Naturstoffen ist Dapaglifozin, ein maßgeschneiderter selektiver SGLT2-Inhibitor ohne GLUT1-Aktivität.

Aus dem in Norddeutschland so beliebten Grünkohl lassen sich, so Blaschek, weitere Flavonoide isolieren, die SGLT1 bereits im Darm hemmen und dadurch die Glucoseaufnahme reduzieren. Zusammenfassend stellte er fest, dass nicht nur Arzneipflanzen, sondern durchaus auch Nahrungspflanzen eine interessante Quelle für pharmazeutisch relevante Naturstoffe sein können.

Arzneipflanze Thymian

Mit dem Vortrag "Thymian – eine Arzneipflanze mit Tradition und Zukunft" widmete sich Dr. Frauke Gaedcke, Andernach, einer Pflanze, die mit dem wissenschaftlichen Lebenslauf von Prof. Stahl-Biskup eng verbunden ist. So wies Gaedcke auf die von Stahl-Biskup verfasste Habilitationsschrift zur phytochemischen Charakterisierung verschiedener Thymus -Arten und das von ihr mitherausgegebene Fachbuch "Thyme – the genus Thymus" hin. Dann zeigte Gaedcke, wie sich die phytochemische Analytik von Thymian seit 1926 (DAB 6) bis heute (EuAB 7) entwickelt hat. Sie schloss ihren Vortrag mit Tipps für "Thymianreisen", z. B. zum Thymianfest im Aostatal.

Laudatio und Danksagung

Die Laudatio auf "Elisabeth Stahl – eine schwäbische Pharmazeutin im hanseatischen Norden" hielt Prof. Dr. Adolf Nahrstedt, Münster. Er zeichnete ihren Lebensweg mit vielen Originalfotos nach und würdigte ihre Leistung für die Pharmazeutische Biologie, besonders die Analysen von ätherisches Öl enthaltenden Pflanzen, die vielen Beiträge zur Phytotherapie und die Mitarbeit am Arzneibuchkommentar. 

Die beliebte Professorin inmitten von Studierenden der Universität Hamburg.

Abschließend dankte Prof. Heisig seiner Kollegin für die über elf Jahre lange, sehr kollegiale Zusammenarbeit. Er wies darauf hin, dass gerade die so unterschiedliche Ausrichtung ihrer beiden Arbeitskreise – Phytochemie einerseits und Mikro- und Molekularbiologie andererseits – eine sehr gute Mischung ergeben haben, sodass an der Universität Hamburg in einer der kleinsten Abteilungen für Pharmazeutische Biologie die gesamte Breite des Faches mit der geringsten Zahl an Mitarbeitern gelehrt werden konnte. Für das verbleibende Team stellt dies eine besondere Herausforderung dar.

Als letzte ergriff Frau Prof. Stahl-Biskup das Wort, um allen Personen zu danken, die ihren Lebensweg begleitet haben. Sie zitierte, was ihr Vater anlässlich ihrer Habilitation gesagt hatte: "Wir alle wünschen dir, dass dich dein Beschluss, der Forschung und Lehre zu dienen, nie gereut, und wenn es einmal Zeit ist für die Laudatio anlässlich deines Abschieds, dass sie von vielen Apothekern und Nachwuchswissenschaftlern in dankbarer Erinnerung gelesen wird." Dieser Wunsch sei nun in Erfüllung gegangen. Ihr Dank richtete sich auch an ihre Doktoranden, die jeweils einen Beitrag zum wissenschaftlichen Gesamtwerk geleistet haben und von denen viele anwesend waren, um ihre "Doktormutter" zu feiern. Schließlich dankte Stahl-Biskup allen Kollegen und Mitarbeitern, besonders Frau Sabine Badziong für ihre hervorragende Sekretariatsarbeit sowie den derzeitigen Studierenden, die sich tatkräftig an den Vorbereitungen beteiligt hatten und bei der anschließenden "lukullischen Diskussion" mit für das leibliche Wohl der Gäste sorgten.


Prof. Dr. Peter Heisig



DAZ 2012, Nr. 9, S. 123

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