Arzneimittel und Therapie

Beta-Lactamantibiotika: Dosis und Therapiedauer beeinflussen die Resistenz

In den vergangenen Jahren wurde eine zunehmende Resistenz von Streptococcus pneumoniae gegen verschiedene Antibiotika beobachtet. Die Ursachen hierfür sind unklar. Eine Ursache könnte die unsachgemäße Anwendung von Antibiotika sein. Die Ergebnisse einer französischen Studie zeigen, daß Dosierung und Therapiedauer die Resistenz von Pneumokokken gegenüber Beta-Lactamantibiotika beeinflussen.

Streptokokken (Pneumokokken) sind typische Erreger von Pneumonien, Meningitis, Otitis media und Bakteriämie. Im Kindesalter werden bei diesen Erkrankungen vor allem Beta-Lactamantibiotika (im wesentlichen Penicilline und Cephalosporine) eingesetzt, deren Wirksamkeit jedoch in den letzten Jahren abgenommen hat. In vielen Industrie- und Entwicklungsländern wird die zunehmende Pneumokokkenresistenz mit Sorge betrachtet. So stieg zum Beispiel in Frankreich die Quote penicillinresistenter Streptokokken innerhalb von zehn Jahren von 0,5 auf 32%, und in einigen Teilen der USA sind 25 bis 30% der Pneumokokkenstämme vorübergehend oder vollständig therapieresistent. Die Ursachen für die wachsende Resistenzrate sind unklar. Wahrscheinlich fördert die unsachgemäße Verordnung von Antibiotika die Resistenzentwicklung.

Randomisierte Studie Nachdem In-vitro-Versuche gezeigt haben, daß Beta-Lactame die Entwicklung penicillinresistenter Streptokokken fördern, wurde in einer französischen Studie untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antibiotika und der Resistenzrate von Streptococcus pneumoniae besteht. Dazu wurden randomisiert 941 Kinder mit vergleichbaren demographischen Daten im Alter von drei bis sechs Jahren ausgewählt und ihre Krankheiten sowie die verordneten Medikamente (Art, Dauer, Dosierung) während der letzten 30 Tage festgehalten. Bei jedem Kind wurde ein Rachenabstrich genommen, der labormedizinisch (minimale Hemmkonzentration von Penicillin G und Cefotaxim, serologische Bestimmung) untersucht wurde. Bei 55 (5,7%) Kindern war im Mund-Rachen-Raum Streptococcus pneumoniae nachweisbar. 29% dieser Streptokokkenkulturen waren resistent gegen Penicillin, 11% resistent gegen Cefotaxim.

Zu lang und zu niedrig dosiert fördert die Resistenz In diversen statistischen Analysen wurde untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Penicillinresistenz und der Krankheit sowie der Antibiotikatherapie besteht. Zwischen der Art der Krankheit (Otitis, Bronchitis, Gastroenteritis, Pharyngitis, Erkältungen) und der Resistenzrate bestand kein Zusammenhang. Gleichfalls bestand zwischen der Verordnung von Antibiotika und der Resistenz keine Beziehung. Betrachtet man aber die einzelnen Antibiotikagruppen, zeigt sich ein anderes Bild: Die Gabe von Beta-Lactamantibiotika erhöhte das Risiko, penicillinresistente Streptokokken im Rachenraum zu tragen (odds ratio 3,0; 95% Konfidenzintervall 1,1 - 8,3; P = 0,03). Und zwar erhöhten eine zu geringe Dosierung der Beta-Lactame (odds ratio 5,9; 95% Konfidenzintervall 2,1 - 16,7; P = 0,002) und eine mehr als fünf Tage dauernde Behandlung (odds ratio 3,5; 95% Konfidenzintervall 1,3-9,8; P = 0,02) das Resistenzrisiko. Aus diesen Studienergebnissen geht hervor, daß eine zu lange Therapiedauer und eine zu niedrig gewählte Dosierung das Resistenzrisiko erhöhen. Allerdings ist die Aussagekraft der Studie aufgrund der geringen Fallzahl begrenzt. Bei einem Nasen-Rachen-Abstrich (in vorliegender Studie wurde nur ein Rachenabstrich vorgenommen) hätte sich wahrscheinlich die Zahl der Streptokokkenträger erhöht, da der Nasenraum eine ökologische Nische für Streptokokken darstellt. Mit einer größeren Fallzahl hätte sich wiederum die Aussagekraft der Studie erhöht.

Literatur Guillemot, D., et al.: Low dosage and longtreatment duration of b-lactam. Risk factors for carriage of penicillin-resisant streptococcus pneumoniae. J. Am. Med. Assoc. 279, 365-370 (1998). Low, D. E., et al.: Strategies for stemming the tide of antimicrobial resistance. J. Am. Med. Assoc. 279, 394-395 (1998). Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

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