Arzneimittel und Therapie

Beta1-selektive Betablocker: Therapie der Hypertonie im Alter

Ein Großteil der alten Menschen leidet an Hypertonie. Um die Gefahren dieses Krankheitsbildes zu senken, muß eine rechtzeitige und adäquate Therapie stattfinden. Zum Einsatz kommen unter anderem Betablocker, insbesondere die inzwischen zur Verfügung stehenden beta1-selektiven Substanzen.

Jede chronische arterielle Hypertonie macht eine individuelle Therapiestrategie notwendig. Im Alter soll die blutdrucksenkende Therapie vor allem den beschriebenen pathophysiologischen Mechanismen entgegenwirken, d.h., den peripheren Gefäßwiderstand senken und die dadurch eingeschränkte Herzfunktion regulieren. Anzustreben ist eine Normalisierung des Blutdrucks, d. h. eine Senkung des diastolischen Blutdrucks auf unter 90 mm Hg sowie des systolischen Drucks auf 145 mm Hg oder darunter (bei über 65jährigen Patienten unter 160 mm Hg). Da eine rasche Blutdruckabnahme subjektiv oft schlecht vertragen wird und insbesondere bei älteren Patienten gefährliche Komplikationen wie z. B. zerebrale Ischämien hervorrufen kann, hat die Blutdrucksenkung langsam zu erfolgen. In der Regel versucht man zunächst, mit einer Monotherapie die Hypertonie in den Griff zu bekommen. Die Auswahl des Antihypertonikums sollte dabei der Gesamtsituation des Patienten (u.a. dem Lebensalter und eventuelle Begleiterkrankungen) angepaßt und die Dosis zur Vermeidung von Nebenwirkungen möglichst niedrig gehalten werden.
Mittel der ersten Wahl sind a1- und Beta-Rezeptorenblocker, Diuretika, Calciumantagonisten sowie ACE-Hemmer.

Betablocker hemmen kompetitiv Beta-Adrenorezeptoren. Durch Blockade von Beta1-Rezeptoren wird die positiv inotrope und chronotrope Wirkung der Catecholamine am Herzen und durch Blockade der Beta2-Rezeptoren deren erschlaffende Wirkung an der glatten Muskulatur aufgehoben. Außerdem hemmen Beta-Rezeptorblocker Stoffwechseleffekte der Catecholamine. Therapeutisch erwünscht ist vor allem die Beta1-Blockade, die auch bei der Therapie der Hypertonie beim alten Patienten im Vordergrund steht.
So eignen sich von der umfangreichen Palette der heute zur Verfügung stehenden Betarezeptorenblocker vor allem diejenigen, die eine möglichst hohe Selektivität für Beta1-Rezeptoren besitzen. Zu den ß1-selektiven Betablockern zählen Atenolol, Acebutolol, Celiprolol, Betaxolol, Metoprolol und Bisoprolol. Allerdings ist ihre Selektivität nur relativ und nicht absolut und geht bei höherer Dosierung meist verloren. Eine neuere Substanz mit relativ hoher Selektivität zu Beta1-Rezeptoren ist Nebivolol (Nebilet®).
Für Nebivolol wurde neben der Beta1-Rezeptorblockade und der damit verbundenen Abnahme des Herzzeitvolumens und der Senkung des erhöhten systolischen Blutdrucks in verschiedenen Studien zum anderen über die Steigerung der NO-Synthese eine Vasodilatation an den Gefäßen und dadurch eine Senkung des diastolischen Blutdrucks nachgewiesen. Vor allem bei begleitender koronarer Herzkrankheit ist diese Hemmung der ß1-Rezeptoren bei gleichzeitiger NO-abhängiger Gefäßerweiterung ein wichtiges antianginöses Wirkprinzip.

Vorteil der selektiven Beta1-Rezeptorblocker ist neben dem guten Wirkungsprofil auch die Tatsache, daß Nebenwirkungen wie Atemwegskonstriktionen seltener auftreten. Dennoch sind auch diese Substanzen bei Asthmapatienten kontraindiziert. Weitere Nebenwirkungen, die häufiger auftreten sind Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Parästhesien. Seltener werden Diarrhoe, Obstipation, Übelkeit, Dyspnoe und Ödeme beobachtet. Um diese Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, gilt auch für die Therapie mit ß1-selektiven Rezeptorblockern, insbesondere auch bei älteren oder alten Patienten, daß sie unter ärztlicher Überwachung und einschleichend durchgeführt werden muß.





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