DAZ-Adventsrätsel – Tag 11

Warum Hexen fliegen konnten

Stuttgart - 11.12.2023, 07:00 Uhr

Atropa belladonna - heute Heil- und Giftpflanze, im Mittelalter eine Zauberpflanze zur Herstellung von „Flugsalben“ (Foto: Siebenlicht / AdobeStock)

Atropa belladonna - heute Heil- und Giftpflanze, im Mittelalter eine Zauberpflanze zur Herstellung von „Flugsalben“ (Foto: Siebenlicht / AdobeStock)


2020 war sie Giftpflanze des Jahres. Der Schrecken aller Eltern ist die Vorstellung, dass ihr Kind die leuchtend schwarzen, glänzenden Beeren des hochgiftigen Nachtschattengewächses aus Neugierde essen könnte. Die Strukturformeln der Alkaloide, die sie enthält, haben so manchen Pharmaziestudenten verzweifeln lassen, und vor allem auf Waldlichtungen oder Brachflächen finden wir sie in ganz Deutschland: die Tollkirsche, Atropa belladonna.

Die Morphologie der Pflanze und die anticholinergen Wirkungen von Atropin & Co sind uns wohl bekannt – aber woher stammt der Name? Die „Tollkirsche“ hat ihren deutschen Namen aus dem Mittelalter, wo sie zum ersten Mal in Kräuterbüchern auftaucht. Die Früchte waren bekannt für ihre „unsinnig und tollmachende“, halluzinogene Wirkung. Weitere volkstümliche Namen waren Teufelskirsche oder Dollkraut. Erwischte man zu viel von den Beeren, führten sie zu Herzrasen, Bewusstlosigkeit, im schlimmsten Fall zum Tod durch Atemlähmung. Schlafbeere oder Mörderbeere wurde sie deshalb ebenfalls genannt.

Tollkirschen waren Bestandteil von sogenannten „Hexensalben“. Mit ihnen sollen sich im Mittelalter Frauen, die sich selbst als Hexen bezeichneten, eingerieben haben. Dank der halluzinogenen Wirkung hielten sie sich dann für fähig, sich in Tiere zu verwandeln oder glaubten zu fliegen.

Der Gattungsname Atropa leitet sich ab vom griechischen Wort „atropos“ für „unabwendbar“, das der griechischen Göttin Atropos zu ihrem Namen verhalf. Sie war als eine der drei Schicksalsgöttinnen dafür verantwortlich, am Ende der vorbestimmten Lebenszeit eines Menschen seinen Lebensfaden zu durchtrennen. Auch über die Art seines Todes hatte sie zu entscheiden. Entschied sie sich für eine Überdosis Tollkirschen, war es in jedem Fall kein angenehmer.

Dass „belladonna“ daran erinnern soll, dass sich die Frauen höherer Gesellschaftsschichten im Mittelalter Tollkirschensaft in die Augen träufelten, um durch die anticholinerg vermittelte Pupillenerweiterung dem damaligen Schönheitsideal zu entsprechen, ist sicher vielen bekannt. Andere Quellen besagen jedoch, dass der Name von der römischen Kriegsgöttin Bellona abgeleitet wurde, da die Priester, bevor sie sich an die Göttin wandten, in einem Ritual einen Tollkirsch-Absud zubereiteten und tranken. Auch ins deutsche Kino hat es Atropa belladonna geschafft: 2006 erschien ein Schwarzweißfilm über die Abenteuer eines Punks mit dem Namen „Der die Tollkirsche ausgräbt“. 

Frage: 

Wissen Sie, welche deutsche Schauspielerin damit ihr Regiedebut gab?

Die Antwort lautet:

Franka Potente


Diesen Artikel teilen: