Reiseimpfung

Stiko: Wer noch nie Dengue hatte, sollte sich auch nicht dagegen impfen

Stuttgart - 04.12.2023, 13:45 Uhr

Planen Sie, Ihren Weihnachtsurlaub im Warmen zu verbringen? Haben Sie auch an alle Reiseimpfungen gedacht? (Foto: Racamani / AdobeStock)

Planen Sie, Ihren Weihnachtsurlaub im Warmen zu verbringen? Haben Sie auch an alle Reiseimpfungen gedacht? (Foto: Racamani / AdobeStock)


Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat erstmals eine Empfehlung für einen Dengue-Impfstoff ausgesprochen. In der Folge dürften jedoch nur wenige Menschen in Deutschland für die Impfung mit dem Handelspräparat Qdenga infrage kommen. Wer sich dennoch impfen lässt, sollte die aus zwei Impfdosen bestehende Impfserie auf jeden Fall noch vor Reiseantritt abschließen.

Viele verbringen den Winter nicht nur gemütlich zu Hause auf dem Sofa, sondern nutzen die Urlaubszeit auch für Fernreisen. Seit diesem Jahr ist erstmals eine Impfung gegen das Dengue-Virus auch für Reisende zugelassen. Unter dem Handelsnamen Qdenga® ist der rekombinante tetravalente Lebendimpfstoff seit dem 15. Februar 2023 in der Lauertaxe gelistet (Stand 04.12.2023). Er ist im Rahmen eines 2-Dosen-Impfschemas ab einem Alter von vier Jahren zugelassen.

Wem die Impfung mit Qdenga® aber tatsächlich zu empfehlen ist, dazu hat sich die Ständige Impfkommission (Stiko) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) erst am 30.11.2023 geäußert. Und die Impfempfehlung trifft wohl kaum jemanden, der sich in Deutschland gerade auf seine nächste Fernreise vorbereitet. Denn die Stiko spricht derzeit keine allgemeine Impfempfehlung für „Dengue-Naive“ aus. Was bedeutet das?

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Bereits 2017 war ein anderer Dengue-Impfstoff mit dem Handelsnamen Dengvaxia® von 19 Überwachungsbehörden für den Einsatz in endemischen Gebieten zugelassen – in den meisten davon für das Alter zwischen neun und 45 Jahren. Allerdings sprach der Zulassungsinhaber Sanofi im Jahr 2017 eine Warnung vor seinem rekombinanten tetravalenten Lebendimpfstoff aus, der sich ebenfalls gegen die vier Serotypen des Dengue-Virus richtet – die Gefahr: Eine Erstinfektion mit dem Dengue-Virus verläuft oft unkompliziert. Bei einer Zweitinfektion kann es jedoch zum „Dengue hämorrhagischen Fieber“ (DHF) und zum „Dengue-Schock-Syndrom“ (DSS) kommen. Schuld sind vermutlich sogenannte „enhancing antibodies“, und die können auch durch die Impfung gebildet werden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach deshalb 2017 die Empfehlung aus, nur noch nach überstandener Erstinfektion mit Dengvaxia® gegen Dengue zu impfen. 

Der Zulassungsinhaber von Qdenga®, Takeda, erklärte in einer Pressemitteilung vom 14. Oktober 2022 dann jedoch, dass 4,5 Jahre Nachbeobachtungszeit in der Phase-III-Studie „TIDES“ (Tetravalent Immunization against Dengue Efficacy Study) zeigten, dass der Impfstoff von Takeda (TAK-003) nicht nur seropositive, sondern auch seronegative Personen vor einem Krankenhausaufenthalt und Symptomen durch Dengue schützte. „TAK-003 wurde im Allgemeinen gut vertragen, es gab keine Anzeichen für eine Verstärkung der Krankheit bei den Empfängern des Impfstoffs, und im Rahmen der TIDES-Studie wurden bisher keine wesentlichen Sicherheitsrisiken festgestellt“, heißt es. „Die globale Gesundheitsgemeinschaft hat sich sehnlichst nach einem Dengue-Impfstoff gesehnt, der ohne die Hürde der Vorimpfungstests zugänglich ist“, wird zudem Dr. Ooi Eng Eong zitiert, Professor für neu auftretende Infektionskrankheiten an der „Duke-NUS Medical School“ in Singapur.

Doch die Stiko erklärt nun auch zu Qdenga®, dass „anhand der vorliegenden Studiendaten zum Impfstoff“ derzeit nicht ausgeschlossen werden könne, „dass bei Personen, die bisher noch keine Dengue-Infektion durchgemacht haben („Dengue-Naive“) eine erste Infektion nach der Impfung mit einem schweren Krankheitsverlauf einhergeht“.

Vollständige Impfserie vor Ausreise besonders wichtig

Sollte – nach individueller Abwägung – dennoch eine Impfung ohne vorherige Dengue-Infektion erfolgen, betont die Stiko, sei vor Ausreise eine vollständige Impfserie durchzuführen – d. h. zwei Impfstoffdosen im Mindestabstand von drei Monaten. Die zu impfende Person soll dann ausführlich darüber aufgeklärt werden, dass das Risiko einer Infektionsverstärkung bei nachfolgender Infektion nicht ausgeschlossen werden kann.

Wer tatsächlich schon einmal mit dem Dengue-Virus infiziert war, dem empfiehlt die Stiko die Imfpung mit Qdenga® nun ausdrücklich:

  • als Reiseimpfung vor Reisen in Dengue-Endemiegebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko (z. B. bei längerem Aufenthalt oder aktuellem Ausbruchsgeschehen) oder
  • bei gezielten Tätigkeiten mit Dengue-Viren (z. B. in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien) außerhalb von Endemiegebieten.

Anamnestische Angaben sollen für den Nachweis der Erstinfektion ausreichen, „da häufig kein schriftlicher Nachweis über die Labordiagnostik einer früheren Infektion vorliegt“. „Eine Bestimmung des Serostatus vor der Impfung wird nicht empfohlen, da eine ausreichend zuverlässige Diagnostik nicht überall verfügbar ist“, erklärt die Stiko weiter.

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Qdenga® könne gleichzeitig mit der Reiseimpfung gegen Hepatitis A oder gegen Gelbfieber verabreicht werden. Die Impfungen sollten dann an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen, empfiehlt die Stiko. Zu einer eventuellen Auffrischimpfung könne noch keine Aussage getroffen werden.

Die vollständige Stiko-Empfehlung zur Impfung gegen Dengue mit dem Impfstoff Qdenga® und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung finden Sie hier

Literatur 

Pressemitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) zur Empfehlung des Dengue-Impfstoffes Qdenga (30.11.2023), www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2023-30-11.html 

Auf DAZ.online bereits erschienene und im Text verlinkte Texte.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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