Therapie von Cannabisabhängigkeit

Hilft CBD beim Cannabis-Entzug?

Stuttgart - 07.09.2020, 07:00 Uhr

400 mg CBD täglich erhöht die Anzahl der cannabisfreien Tage von Cannabisabhängigen und verringert deren THC-Konsum – kann Cannabidiol also zur Behandlung der Cannabisabhängigkeit eingesetzt werden? (Foto: Tinnakorn / stock.adobe.com)

400 mg CBD täglich erhöht die Anzahl der cannabisfreien Tage von Cannabisabhängigen und verringert deren THC-Konsum – kann Cannabidiol also zur Behandlung der Cannabisabhängigkeit eingesetzt werden? (Foto: Tinnakorn / stock.adobe.com)


Es gibt keine zugelassene Therapie der Cannabisabhängigkeit. Nun gibt es einen neuen Ansatz: Cannabidiol. 400 mg CBD täglich erhöhte die Anzahl der cannabisfreien Tage von Cannabisabhängigen und verringerte deren THC-Konsum. Cannabidiol ist wie Tetrahydrocannabinol in Cannabispflanzen enthalten, es wirkt jedoch nicht psychoaktiv und berauschend. Wie also unterstützt Cannabidiol einen Cannabisentzug?

Wie behandelt man eine Cannabisabhängigkeit? Bislang gibt es keine zugelassene medikamentöse Therapie der Cannabissucht. Erst 2019 veröffentlichte das internationale Forschungsnetzwerk Cochrane ein Update seiner 2014 erstellten Übersichtsarbeit „Pharmacotherapies for cannabis dependence“ und kam zu diesem Schluss: „Für alle untersuchten Pharmakotherapien gibt es nur unvollständige Wirksamkeitsnachweise, und bei vielen Ergebnissen ist die Qualität der Evidenz gering oder sehr gering.“ Sie hatten unter anderem Studien bewertet, die THC (Tetrahydrocannabinol), Antidepressiva (SSRI, Bupropion), das bei ADHS eingesetzte Atomoxetin, Antiepileptika wie Gabapentin und auch Oxytocin und N-Acetylcystein (ACC) untersucht hatten.

Nun gibt es einen neuen Ansatz: Cannabidiol (CBD) könnte die Entwöhnung von Cannabis möglicherweise unterstützen. CBD ist wie THC ein Inhaltsstoff der Cannabispflanze, jedoch weist Cannabidiol – im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol – keine psychoaktive Wirkung auf. Londoner Wissenschaftler der Klinischen Psychopharmakologie des University College London untersuchten nun CBD in einer klinischen Phase-2a-Studie (Zur Erinnerung: In Phase 2 wird der potenziell neue Wirkstoff erstmals an erkrankten Patienten eingesetzt, in diesem Fall an Cannabisabhängigen). Veröffentlicht wurde die Arbeit in „Lancet Psychiatry“: „Cannabidiol fort he treatment of cannabis use disorder: a phase 2a, double-blind, placebo-controlled, randomised, adaptive Bayesian trial

Cannabidiol – CBD

CBD, Cannabidiol, ist wie THC Bestandteil der Cannabispflanze. Insgesamt enthält Cannabis über 80 Cannabinoide. Im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol weist CBD keine psychoaktiven und berauschenden Wirkungen auf. Für Cannabidiol sind zahlreiche therapeutische Effekte beschrieben. Das NRF nennt bei seinen „Öligen Cannabidiol-Lösungen“ unter „Wirkungen und Indikationen“ u. a. REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Zusätzlich gäben die „antioxidative Wirkung sowie antiinflammatorische, antikonvulsive, antiemetische, anxiolytische, hypnotische oder antipsychotische Effekte (…) möglicherweise eine rationale Perspektive zur Behandlung bestimmter Nervenentzündungen, Epilepsie, Schwindel, Erbrechen, Angstzustände und Schizophrenie sowie im Zusammenhang mit neurodegenerativen oder Krebs-Erkrankungen.“ Diese bedürften einer ärztlichen Diagnose und individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung. Als Fertigarzneimittel ist CBD (Epidyolex®) zugelassen bei schweren kindlichen Epilepsien (siehe unten).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Topic-Exklusiv

Wie wirkt Cannabidiol?

THC und CBD auf dem Prüfstand

Fahrtauglichkeit nach Cannabis-Konsum

Was bei CBD- und THC-haltigen Produkten erlaubt ist

Prüfpflichten des Apothekers

Vergleich der therapeutischen Anwendung in Deutschland und der Schweiz

Cannabis als Arznei

Aufgepasst bei Cannabidiol-Produkten in der Apotheke

Harmloser Hanf?

1 Kommentar

Entzug

von Danydanone am 08.09.2020 um 11:14 Uhr

Hallo, als klassischer Genußkiffer rauche ich gelegentlich etwa 30g innerhalb von zehn Tagen, ein -zwei Tage treten nach Einstellung Schlafstörung und vermehrter Stuhlgang auf. Danach treten weder Entzugserscheinungen noch andere unangenehme Symptome auf. Womöglich ist mein Organismus außergewöhnlich!
Meinen ersten Joint rauchte ich mit 19 Jahren, vor knapp 20 Jahren. Ein Unbehagen, außer dass man mir im Wald meine Pflanzen klaute, trat bislang nicht auf. Einzige Ausnahme, man konsumiert zusätzlich Alkohol.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.