WHO

Babynahrung unter der Lupe

Remagen - 23.07.2019, 14:05 Uhr

Was soll in Babykost drin sein und was nicht? (s / Foto: luckybusiness / stock.adobe.com)

Was soll in Babykost drin sein und was nicht? (s / Foto: luckybusiness / stock.adobe.com)


Babynahrung in vier Ländern untersucht

Neben dem Nährstoffprofilmodell hat die WHO auch eine Methode entwickelt, um die entsprechenden Produkte im Einzelhandel überhaupt erst zu identifizieren und die Daten zu ermitteln, die für ihre Beurteilung notwendig sind. Diese Methodik wurde für eine Studie zur Verfügbarkeit, Zusammensetzung und Vermarktung von Babynahrung in vier europäischen Ländern eingesetzt. 

Von November 2017 bis Januar 2018 sammelte das WHO-Regionalbüro für Europa Proben von knapp 8.000 Lebensmitteln und Getränken für Säuglinge und Kleinkinder aus über 500 Geschäften in vier Städten ein (Wien, Österreich; Sofia, Bulgarien; Budapest, Ungarn und Haifa, Israel).

WHO-Einschränkungen missachtet

Bei den Analysen zeigte sich, dass ein erheblicher Anteil der Produkte (von 28 bis 60 Prozent) als für Säuglinge unter sechs Monaten geeignet vermarktet wurde, und zwar in allen vier Städten. Dies sei zwar nach EU-Recht zulässig, räumt die WHO ein, lasse jedoch die Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation von 2016 außer Acht.

Immer noch zu viel Zucker

Außerdem lieferte die Hälfte oder mehr der Produkte in drei Städten über 30 Prozent der Kalorien aus Gesamtzucker. Rund ein Drittel führte Zucker, konzentrierten Fruchtsaft oder andere Süßungsmittel als Zutat auf. Diese hinzugefügten Aromen und Zucker könnten die Entwicklung der Geschmackspräferenzen von Kindern beeinflussen, indem sie ihre Vorliebe für süßere Lebensmittel erhöhen, kritisiert die WHO. Zwar seien Lebensmittel wie Obst und Gemüse, die natürlicherweise Zucker enthalten, für Säuglinge und Kleinkinder grundsätzlich geeignet, jedoch wurden in pürierten Handelsprodukten sehr hohe Gehalte an freiem Zucker gefunden.  

„Von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder wird erwartet, dass sie verschiedenen festgelegten Ernährungs- und Zusammensetzungsempfehlungen entsprechen“, stellt João Breda, Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten fest. „Dennoch besteht die Sorge, dass viele Produkte immer noch zu viel Zucker enthalten.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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