Tag der Männergesundheit

Benigne Prostata-Hyperplasie: Hilft da auch was Pflanzliches?

Frankfurt am Main - 03.11.2017, 07:00 Uhr

Beim Kürbis werden die getrockneten Samen arzneilich verwendet. (Foto: Schlierner / stock.adobe.com)

Beim Kürbis werden die getrockneten Samen arzneilich verwendet. (Foto: Schlierner / stock.adobe.com)


Wirkungsmechanismen und relevante Inhaltsstoffe

Die Frage nach den relevanten, bioaktiven Komponenten der Extrakte ist nach wie vor ungeklärt; vor allem Phytosterole und freie Fettsäuren stehen in der Diskussion. Eine Vielzahl an Untersuchungen wurde durchgeführt, vor allem zu proliferationshemmenden, antiandrogenen und antiphlogistischen Effekten der Extrakte und Inhaltsstoffe. Molekularpharmakologisch sind insbesondere hemmende Wirkungen auf verschiedene Enzym-Systeme (z. B. 5α-Reduktase, Cyclooxygen­ase, Lipoxygenase) nachgewiesen. Meist müssen jedoch in den In-vitro-Testsystemen hohe Konzentrationen der Extrakte/Inhaltsstoffe verwendet werden, um diese Wirkungen hervorzurufen. Diese Konzentrationen werden wahrscheinlich im Menschen mit den angegebenen Einnahmemengen nicht erreicht. Da letztendlich weder die wirksamen Stoffe klar identifiziert sind, noch die im Menschen auftretenden Metabolite oder die am Wirkort erzielbaren Konzentrationen bekannt sind, bleibt die Relevanz dieser Daten völlig unklar.

Fazit

Fast schon reflexartig werden in vielen wissenschaftlichen Artikeln zum Thema „Phytotherapie des BPS“ mehr, größere, längere und qualitativ hochwertigere Studien gefordert. Natürlich ist diese Forderung richtig, trotzdem bleibt das Gefühl, dass man sich vor einer Bewertung drückt. In der S2e-Leitlinie heißt es immerhin: „Phytotherapeutika, die in klinischen Studien eine Überlegenheit gegenüber Placebo gezeigt haben, können bei Patienten mit geringen bis moderaten Beschwerden und Leidensdruck in Betracht kommen, wenn chemisch definierte Präparate abgelehnt werden.“ Damit ist zumindest das Einsatzgebiet, milde Formen des benignen Prostata-Syndroms, klar umrissen. Die Grenzen der Phytotherapie sollten mit dem Urologen abgestimmt und eine indizierte chirurgische Maßnahme darf nicht verzögert werden. Natürlich müssen auch während der Therapie mit Phytopharmaka regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen stattfinden. Wichtig wäre nun noch eine Antwort auf die Frage, welche Extrakte empfohlen werden können. Die Leitlinie wird hier leider nicht konkret. Aus den oben dargestellten Fakten lässt sich jedoch eine (subjektive) Einschätzung ableiten, die im oben stehenden Kasten „Eine Frage der Evidenz“ dargestellt ist.

Extrakt Evidenzbasis
Sägepalmenfrüchte-Hexan-Extrakt (Permixon® – in Deutschland nicht erhältlich) gut
Sägepalmenfrüchte-Ethanol-Extrakte (z. B. Prosta Urgenin® uno, Prostagutt® uno) gering
Brennnesselwurzel-Extrakte (z. B. Bazoton® uno) gering
Sägepalmenfrüchte- plus Brennnesselwurzel-Extrakt (Prostagutt® forte) gut
Phytosterol (z. B. Harzol®, Azuprostat®) mäßig
Kürbissamen-Extrakte(Granu Fink® Prosta forte) mäßig
Gräserpollen-Extrakte (Pollstimol®) gering




Dr. Ilse Zündorf, Institut für Pharmazeutische Biologie der Uni Frankfurt, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


Prof. Dr. Robert Fürst, Institut für Pharmazeutische Biologie der Uni Frankfurt, DAZ-Autor
redaktion@daz.online


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