Brexit

EU-Apotheker wollen nicht mehr nach Großbritannien

Berlin - 10.10.2017, 10:30 Uhr

Keine Zukunft in England: Laut Apothekerkammer ist die Zahl der EU-ausländischen Apotheker, die in England arbeiten wollen, um 82 Prozent gesunken. (Foto: DAZ.online)

Keine Zukunft in England: Laut Apothekerkammer ist die Zahl der EU-ausländischen Apotheker, die in England arbeiten wollen, um 82 Prozent gesunken. (Foto: DAZ.online)


Zumindest im englischen Apothekenmarkt wirft der Brexit jetzt schon seine Schatten voraus: Einer Studie der englischen Apothekerkammer zufolge ist die Zahl der aus anderen EU-Mitgliedsstaaten stammenden Apotheker, die im Königreich arbeiten wollen, um 82 Prozent gesunken. Die Kammer geht davon aus, dass die gesunkenen Bewerberzahlen mit dem Brexit zusammenhängen.

Seit dem 23. Juni 2016 steht fest: Großbritannien wird die EU verlassen. Knapp 16 Monate nach dem Referendum sind die Details des Brexits zwischen der EU und Großbritannien aber immer noch nicht ganz geklärt. Was feststeht, ist, dass auch der Pharma- und Apothekenmarkt vor Umbrüchen steht. Man denke nur an die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), die derzeit in London ansässig ist und ein neues Zuhause braucht. Aber auch für den Im- und Export von Arzneimitteln sowie die gegenseitigen Berufsanerkennungen müssen komplett neue Regeln aufgestellt werden.

Und gerade was das Personal betrifft, merkt der britische Apothekenmarkt schon jetzt die ersten Veränderungen: Laut einer Studie des General Pharmaceutical Council (GPhC), der in England die regulatorischen Funktionen der Apothekerkammer innehat, ist die Anzahl der EU-ausländischen Apotheker, die sich für einen Job im Königreich bewerben, in den vergangenen Monaten um mehr als 80 Prozent gesunken.

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Der Studie zufolge haben sich im ersten Quartal des laufenden Jahres insgesamt 94 Pharmazeuten bei der Kammer registrieren lassen und somit eine Arbeitsgenehmigung erworben. Nur 30 dieser Apotheker kamen aus anderen EU-Ländern. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2016 hatten sich insgesamt 243 Apotheker registriert, 166 von ihnen kamen aus anderen europäischen Ländern. Fest steht also: Die EU-Apotheker sind wichtige, benötigte Fachkräfte im Vereinigten Königreich.

Die Kammer hat die Gründe der zurückgegangenen Bewerberzahlen nicht genau untersucht, schreibt in ihrer Analyse aber: „Dieser bemerkenswerte Rückgang zeigt wahrscheinlich den Einfluss des Brexits und unserer neuen Sprachvoraussetzungen.“ Zur Erklärung: Im September 2016 hatte die Kammer eine neue Anerkennungs-Richtlinie für ausländische Bewerber aufgestellt, in der neue Sprachvoraussetzungen definiert wurden. Seit Dezember müssen die EU-Bewerber nun eine neue, Pharmazie-spezifische Sprachprüfung ablegen.

Zuletzt hatte die Zahl der insgesamt ausgestellten Registrierungen aber wieder zugenommen: Im 4. Quartal 2016 hatte die Kammer nur 53 Pharmazeuten registriert, im ersten Quartal – wie oben beschrieben – stieg die Zahl dann wieder an. Über das gesamte Jahr hinweg hatten sich 2016 rund 3400 Apotheker erfolgreich bei der Kammer beworben. Insgesamt sind derzeit knapp 54.000 Pharmazeuten bei der Kammer eingeschrieben und weitere rund 23.000 „Pharmacy technicians“, die in England eine ähnliche Rolle haben wie hierzulande PTA.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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