Neuer BPhD-Präsident

Studenten fordern Stipendien für Pharmazeuten

Stuttgart - 02.06.2017, 17:45 Uhr

Max Georgi, der neue BPhD-Präsident, will mehr Stipendien für das Pharmaziestudium. (Foto: Max Georgi)

Max Georgi, der neue BPhD-Präsident, will mehr Stipendien für das Pharmaziestudium. (Foto: Max Georgi)


Max Georgi ist neuer Präsident des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland. Das Thesenpapier der Approbationsordnung will er weiterhin „am Kochen halten“, das Stipendienangebot für Pharmazeuten ausbauen. Und die Apotheke vor Ort hat aus seiner Sicht Zukunft – wenn man sie für Verbraucher attraktiv hält.

Seit dem 28. Mai 2017 hat der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. (BPhD) einen neuen Präsidenten: Max Willie Georgi steht künftig an oberster Spitze der Jungpharmazeuten – ein neuer Kopf bringt neue Ideen. Welches Thema liegt dem Pharmaziestudenten aus Jena besonders am Herzen? Welche Ziele hat er? Wie geht es mit dem Thesenpapier zur Approbationsordnung weiter? DAZ.online hat nachgefragt.

Welches Thema liegt dem neuen Präsidenten besonders am Herzen?

Max Georgi startet bei der Verbandsarbeit nicht von Null. Der Jenaer Student war seither Beauftragter für Lehre und Studium – deswegen will er auch hier weiterhin seinen Fokus setzen und sein „besonderes Augenmerk auf die Approbationsordnung legen“, erklärt Georgi auf die „Herzensfrage“ von DAZ.online. Anfang des Jahres 2017 hatten die Studenten ein Thesenpapier zur Reform der Approbationsordnung vorgelegt, in dem sie eine Reform des Pharmaziestudiums gefordert haben – mit neuen Fächern wie Ethik oder Pharmaökonomie.

Wie geht es mit diesem Thesenpapier zur Approbationsordnung weiter?

„Weiter vertreten und am Kochen halten“, gibt der neue Präsident zur Antwort. „Primäres Ziel war und ist es, das Thema – die Approbationsordnung muss geändert werden – auf den Tisch zu werfen und einen ersten konkreten Vorschlag zu unterbreiten“, sagt Max Georgi. „Das spiegelt die aktuelle Meinung der Studierenden wider“. Im nächsten Schritt wolle man nun konsequent mit immer mehr Organisationen und Kammern darüber sprechen. Einfach wird das wohl nicht:


Da wird noch eine Menge Arbeit nötig sein, um das hinzubekommen.

Max Georgi, Präsident BPhD zum Thesenpapier der Approbationsordnung 


Noch in diesem Jahr werde es weitere Treffen mit der Bundesapothekerkammer (BAK) und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) zu dem Thema geben. Am dringlichsten anzugehen ist aus Sicht Georgis eine neue Gewichtung des Studieninhalts: „Ich hätte gern mehr Zeit mit der Immunologie verbracht und weniger mit Analytik“, erklärt er. Das sei zum einen seinem persönlichem Interesse geschuldet, allerdings wachse auch der Markt an Biologicals. „Da sollte man sich gut auskennen“, sagt Georgi. Der zeitliche Rahmen, den das Studium derzeit dafür vorsieht, wird künftig nach seiner Ansicht nicht ausreichen, um eben „dies alles gelehrt zu bekommen“.

Ist das Studium also zu kurz?

„Ich würde gerne länger studieren“, bezieht der Pharmaziestudent Stellung zur Frage, ob das Pharmaziestudium verlängert werden soll. „Ich spreche mich dafür aus, die Studienzeit um mindestens ein Semester zu verlängern – oder auch zwei. Die Fülle an Stoff ist da, um das komplett auszufüllen“, meint er. So solle ein Studium nicht nur dazu dienen, „Folien der Dozenten auswendig zu lernen“. Sondern es müsste doch auch Freiräume bieten, dass sich Studenten in ihren jeweils individuellen Interessen fortbildeten, sich engagierten – auch für Verbandsarbeit beispielsweise. Und aktuell „ist dafür nicht die Zeit im Studium.“ Das gehe offensichtlich nicht nur ihm so, erklärt Max Georgi.


Würden Sie nochmals Pharmazie studieren? Auf diese Frage winken die meisten Apotheker ab und lachen. So sollte es doch nicht sein.

Max Georgi, Präsident BPhD


Und welche neuen Ziele hat der neue Präsident?

„Ich finde, dass es im Moment zu wenig Finanzierungsmöglichkeiten für Studenten gibt“, sagt Max Georgi. „Die Stipendienlandschaft im Deutschland bietet nichts Konkretes für Pharmaziestudenten“, kritisiert er die aktuelle Situation, während es für Medizin- und Jurastudenten zahlreiche Angebote gebe. „Ich will sehen, ob ich da was erreichen kann, und auch für Pharmaziestudenten neue Stipendien einrichten“. Das Curriculum des Pharmaziestudiums ist straff gepackt – mit Labor und Protokollen, Vorlesung und Seminaren. In den Ferien absolviert man Praktika, lernt auf Klausuren und hat keine Zeit, arbeiten zu gehen. „Zumindest habe ich bislang noch nicht so viele Pharmaziestudenten getroffen, die das erfolgreich meistern“, sagt er.

Welche Probleme sieht Max Georgi im Studium und im PJ?

„Im Studium ist definitiv zu wenig Zeit, im Praktischen Jahr zu wenig Sicherheit, wenn es um die Entscheidung geht, wo soll ich mein PJ machen?“, sagt der BPhD-Präsident. „Warum kann ich als verzweifelter Student nicht auf offizielle Listen mit zertifizierten Ausbildungsapotheken zurückgreifen, die von den Kammern bereitgestellt werden?“ Bislang gibt es keinen bundesweit einheitlichen Standard für die Ausbildung im dritten Abschnitt. Jeder Apotheker kann frei verfügen, was er einem Pharmazeuten im Praktikum beibringt, wieviel Zeit er investiert – „der BAK-Leitfaden darf keine bloße Empfehlung sein, sondern muss verpflichtend für Apotheken werden, die Pharmazeuten praktisch ausbilden wollen“, findet er. Werde an Universitäten – durch Lehrevaluation der Dozenten – peinlich auf bestimmte Qualitätsstandards geachtet, „gibt es im dritten Ausbildungsabschnitt überhaupt keine Kontrolle“, betont Georgi.

Ist die Vor-Ort-Apotheke für Studenten noch attraktiv?

„Ich würde sagen ja, aber man muss sich aktiv darum kümmern, dass diese Vor-Ort-Apotheke für Verbraucher attraktiv bleibt“, erklärt der BPhD-Präsident. Auch Georgi sieht das dominierende Problem in den derzeitigen Entwicklungen der Europapolitik zum nationalen Gesundheitsmarkt. Man dürfe allerdings auch nicht vergessen, dass die junge Generation digital aufwachse und sich an neue Vertriebswege gewöhnt. Erinnere man diese nicht aktiv an die Vorteile der persönlichen Versorgungsform, „werden sie dem Versandhandel den Vorzug geben“, fürchtet er. „Wir müssen unsere Qualitäten hochhalten – Beratung, fundierte Meinung zu Arzneimitteln und auch der kritische Blick auf die ärztliche Verordnung“. Das von Georgi stark kritisierte EuGH-Urteil dürfe allerdings nicht Anlass werden, „Digitalisierung als Feind zu betrachten“, was letztendlich vielleicht dazu führte, „von ihr und dem Online-Versandhandel überrannt zu werden“, wie er sagt.

Max Georgi persönlich … wie gestaltet er seine nahe pharmazeutische Zukunft?

„So wirklich weiß ich das noch nicht“, gesteht Max Georgi ehrlich. Derzeit noch im dritten Studienjahr – in Regelstudienzeit – tendiere er aktuell dazu, nach der Approbation eine Promotion anzustrengen. Vielleicht in Technologie oder im Bereich der medizinischen Forschung – Stichwort Immunologie. Und der Schritt davor, das praktische Jahr? „Vermutlich werde ich drei PJ machen: Apotheke, Industrie und eine Diplomarbeit“, erklärt der BPhD-Präsident.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Würden Sie nochmals Pharmazie studieren?

von Christian Giese am 02.06.2017 um 15:39 Uhr

"Auf diese Frage winken die meisten Apotheker ab und lachen".
Das Problem ist, dass die meisten zu bequem sind, sich gegen irgendetwas zu erwehren. 80% sind total unpolitisch, lassen sich alles gefallen. Kein Massenauftritt.
Insofern ist die Eingangsfrage berechtigt, die Beantwortung birgt aber letale Züge.

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