Infektabwehr

Der Hilferuf der Killerzellen

Bonn - 15.02.2017, 06:15 Uhr

Killerzellen geben direkt nach dem Kontakt mit dem Fremdstoff eine Art chemischen Hilferuf ab. Aufnahmen mit einem Spezial-Mikroskops zeigten erstmals, wie sich daraufhin bestimmte Spezialzellen der Körperabwehr zu ihr aufmachen. (Foto: AG Kastenmüller/Universität Bonn)

Killerzellen geben direkt nach dem Kontakt mit dem Fremdstoff eine Art chemischen Hilferuf ab. Aufnahmen mit einem Spezial-Mikroskops zeigten erstmals, wie sich daraufhin bestimmte Spezialzellen der Körperabwehr zu ihr aufmachen. (Foto: AG Kastenmüller/Universität Bonn)


Dendritische Zellen: Als Wachpersonal pausenlos im Einsatz

Dendritische Zellen gehören zu den  sogenannten „professionellen“ antigenpräsentierenden Zellen des Immunsystems. Als Wachpersonal sind sie pausenlos damit beschäftigt, im Körper nach Eindringlingen wie Bakterien oder Viren oder auch krankhaft entarteten Zellen, wie sie bei Tumoren auftreten, zu suchen. Haben sie etwas aufgespürt, so verschlucken sie es und präsentieren es anschließend auf der eigenen Oberfläche. Nach dem Kontakt mit dem Fremdkörper wandern sie in den nächsten Lymphknoten. Dort zeigen sie ihre Entdeckung anderen Immunzellen, damit diese gegen die fremden Strukturen vorgehen. Bis der passende Killer auf die dendritische Zelle stößt, dauert es meist ein wenig. Dann geht es allerdings schnell: Die Killerzelle beginnt sich rasant zu teilen. Die Immunantwort des Körpers ist angelaufen.

 Kooperation auf Zellebene

„Wir haben untersucht, was passieren muss, damit es zu einer möglichst effektiven Vermehrung der Killerzellen kommt“, erklärt Wolfgang Kastenmüller, der die neue Studie geleitet hat. „Bislang dachte man, dass dazu der Kontakt zur dendritischen Zelle ausreicht. Wir konnten aber zeigen, dass die Killerzelle zunächst eine Art Mitarbeiterstab zusammenstellt, indem sie gezielt andere Zelltypen herbeiordert.“

Wie die Forscher herausgefunden haben, stoßen die Killerzellen direkt nach dem Kontakt mit dem Fremdstoff eine Art chemischen Hilferuf aus. Aufnahmen mit einem Spezial-Mikroskops zeigten erstmals, wie sich daraufhin bestimmte Spezialzellen der Körperabwehr zu ihr aufmachen. Nach ihrer Ankunft setzen diese Helfer verschiedene Immunprozesse in Gang. Erst dadurch wird die Killerzelle vollständig aktiviert und beginnt sich nun massiv zu teilen. Außerdem differenziert sich die entstehende Abwehr-Armee: Einige Zellen werden zu besonders schlagkräftigen, aber kurzlebigen Killern, andere etwa zu Gedächtniszellen, die im Falle einer erneuten Infektion schneller aktiviert werden können.

„Die Killerzelle schafft sich also zunächst eine ganz spezifische Mikroumgebung“, betont Kastenmüller. „Diese ist für eine koordinierte und schlagkräftige Immunabwehr essenziell.“ Die Wissenschaftler hoffen, dass sich durch ihre Grundlagenarbeit langfristig neue Möglichkeiten auftun, mit denen Impfungen gegen Viren oder Tumoren weiter verbessert werden können.

Publikation: A. Brewitz et al.: CD8+ T cells orchestrate pDC – XCR1+ dendritic cell spatial and functional cooperativity to optimize priming; Immunity; DOI: 10.1016/j.immuni.2017.01.003. Publication stage: In Press Corrected Proof



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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