Kommentar

Der seriöse Versorgungspartner DocMorris

Berlin - 29.11.2016, 13:05 Uhr

DocMorris stellt sich als vertrauenswürdiger, seriöser und kooperativer Versorgungspartner dar. Wie sollten die Apotheker auf diese Strategie reagieren?

DocMorris stellt sich als vertrauenswürdiger, seriöser und kooperativer Versorgungspartner dar. Wie sollten die Apotheker auf diese Strategie reagieren?


Apotheker brauchen mehr Empathie

Für die Apotheker war es wichtig, dass ABDA-Präsident Friedemann Schmidt Müllers Strategie schnell durchblickte. Schmidt wies das Publikum darauf hin, dass Müller zwar einen kooperativen Eindruck erwecke. Die Zusammenarbeit mit Regelbrechern sei für die Apotheker aber ausgeschlossen. Schmidts stärkster Moment bei der gestrigen Debatte.

Trotzdem sollten sich die Apotheker darauf vorbereiten, dass sie in Zukunft des Öfteren mit dem seriösen Versorgungspartner DocMorris konfrontiert werden. Max Müller und seine Kollegen müssen sich in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr so lange wie früher umschauen, bis sie in der Politik jemanden finden, der ihre Argumente versteht und aufgreift. DocMorris braucht keine „wilden“ Taktiken mehr, um den Apothekenmarkt zu revolutionieren. Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, auch die Digitalisierung des Gesundheitswesens drängt. Zudem drückt der demografische Wandel, die Infrastruktur in ländlichen Gebieten dünnt aus. In solchen Zeiten reicht es, wenn sich DocMorris als eine neuartige, digitale Versorgungsalternative darstellt, die mithelfen möchte, den Wandel im Gesundheitswesen mitzugestalten.

Aber was heißt das für die Apotheker? Sie sollten nicht reflexhaft eine Defensiv-Strategie entwerfen, um DocMorris zu diskreditieren. Vielmehr ist es wichtig, sich auf die Vorteile der Apotheke vor Ort zu besinnen. DocMorris kann so digital, fortschrittlich und hilfsbereit wie möglich sein – einige Aufgaben können nun einmal nur die Apotheken vor Ort glaubhaft und patientennah erfüllen: Nacht- und Notdienste, Rezepturen, patientenindividuelle und persönliche Beratungsgespräche, persönliche Botendienste etc. Nicht zu vergessen sind soziale, ja fast seelsorgerische Aufgaben, die der Apotheker in seinem näheren Umfeld für viele Patienten übernimmt.

Überhaupt sollte die ABDA darüber nachdenken, in ihre Argumentation mehr solcher „weicher“ Argumente einzubauen. Warum vertrauen Patienten ihrem Apotheker vor Ort? Was schätzen sie an der persönlichen Beratung in der Apotheke? Warum hat man gerne eine Apotheke in der Nähe? Das Prinzip dabei ist einfach: Geschichten bewegen. Auch Politiker. Eigentlich hätte der Landapotheker aus der Prignitz mit seinem Schicksal eher der ABDA nützen müssen, Schmidt erwähnte seinen Kollegen aber nur am Rande. Denkbar wäre doch, dass die ABDA zu ihren Treffen im Bundestag grundsätzlich einen Apotheker aus der Praxis mitnimmt, der redegewandt ist und den Fachmenschen im Elfenbeinturm erzählen kann, wo der Schuh im Apotheken-Alltag drückt. Argumente müssen sachlich stichhaltig und richtig sein. Sie funktionieren aber am besten, wenn sie empathisch vorgetragen werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Spieß umdrehen

von Stefan Haydn am 30.11.2016 um 17:49 Uhr

Warum drehen wir den Spieß nicht um und fordern von der Politik konsequente Gleichbehandlung?
D.h. Verpflichtung der Versandhändler Rezepturen herzustellen, BTM auszuliefern und zu dokumentieren, Notdienst zu leisten!
Wenn Amazon in der Lage ist eine Bestellung am selben Tag auszuliefern, geht dies doch auch beim Versandhändler. Das nennt sich Express-Bote. Sollte dies den Gewinn des Versandhandels aufzehren ist dies ja nicht unser Problem.

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AW: Gleichbehandlung als Plausibilitätsprüfung.

von Christian Timme am 01.12.2016 um 11:29 Uhr

Endlich die Lösung, Pillenschubser und Pillendreher auf gleicher Augenhöhe. Früher hätte man vergleichende Testmärkte z.B. Stadt und Land definiert und die Käseglocke rausgeholt. Einfach mal machen anstatt noch eine Dekade im Kreis zu laufen.

gekaufte Politiker

von adlerian am 30.11.2016 um 10:49 Uhr

Neulich bei Frontal: SPD Politiker zum kaufen für 7000-20000 €!
Ein Schiff, SPD Größen, natürlich auch Sigmar Gabriel und eine Tafel mit den Namen der Sponsoren dieser flauschig- gemütlichen Sommer Nachmittag. Ganz oben links strahlt der Name : DocMorris!
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/frontal-21-clip-1-104.html
Während unsere Funktionäre steif von einem Fachseminar zum nächsten eilen, schafft DocMorris mit "Volksnahen" Propaganda Fakten!

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...einen Apotheker aus der Praxis...

von Michael Mischer am 30.11.2016 um 8:40 Uhr

War nicht das einer der Gründe für die Mischung aus Hauptamt und Ehrenamt in der ABDA? Dass Apotheker aus der Praxis mit dabei sind?

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Seriöser Doc Morris???

von Heiko Barz am 29.11.2016 um 19:25 Uhr

Solange unsere verantwortlichen Politiker nicht in der Lage sind, uns "Vor Ort" Apothekern die gleichen Waffen und Rechte in die Hand geben, die sie mit vollen Händen DoMo und Co. hinterherwerfen, wird sich nie eine auskömmliche Situation für uns an der Basis ergeben.
Wenn uns die gleiche MWST berechnet würde, wie in Holland üblich, und wenn dann noch die Einkaufs-und Rabattgleichheit dieser agressiven Hollandversender gewährt wäre, gäbe es überhaupt kein Versenderproblem, denn nur durch diese Vorteile können DIE solche finanziellen Anreize schaffen.
Fast Alle auch die Politiker fallen auf diese plumpen Wirtschaftsverdreher herei.
Beim Lesen des oben abgedruckten Artikels komme ich mir vor wie bei der Märchenstunde, in der Doc Morris als Wolf im Schafpelz hofiert wird und dabei kennen wir doch das Ziel dieser Kapitalgesellschaft:
Zerschlagung des gut funktionierenden Deutschen Apothekensystems zugunsten einer oder mehrerer aktienbewehrten Apothekenkette.
Was ist das für ein Europa?

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Die drastische Wahrheit . . .

von Uwe Hansmann am 29.11.2016 um 18:54 Uhr

ist das, was Kollege Wolfgang Müller zutreffend beschreibt. Oder will errnsthaft jemand behaupten, dass eine Apotheke sich via honorierter pharmazeutischer Dienstleistungen in Zukunft noch rechnet? Mutige vor!

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Lassen wir uns jetzt "ganz nett" in den Wahnsin treiben?

von Wolfgang Müller am 29.11.2016 um 16:24 Uhr

Sagenhaft, dass nun nach Lauterbach auch DocMorris-Müller die "Traditionellen Apotheker" ganz offiziell endgültig auf das schmale Brett "(Defizitäre) Pharmazeutische Dienstleistungen" abschieben will! Klar, dass Top-Manager Müller sich dabei bestens charmant/verführerisch/kooperativ geben muss und KANN.

"F.... Hab ich euch jetzt, Blödis" kann man ja Maschmeyer-mäßig immer noch hinterher beim Besäufnis im kleinen Vorab-Feierstunden-Kreis sagen.

Die Tendenz ist klar, die Frage ist nur: Fallen wir WIRKLICH darauf rein.

Die ABDA-Apothekerschaft (wo sind eigentlich die Selbständigen geblieben?) selber lässt toll ambitioniert und Heilberufler-stolz keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass sie die "Schachtelschubserei", die "Logistik", den "Einzelhandel" mit seinen profanen Niederungen insgesamt sowieso wg. Überqualifiziertheit lieber hinter sich lassen will. Zugunsten - töröö - der Honorierung von "Pharmazeutischen Dienstleistungen", gern in entsprechenden "Qualitätsgesicherten (!) Selektiv-Verträgen". Da gibt es sogar schon ein monochromatisches "Perspektivpapier" dazu, und ein ganz großes, immens erfolgreiches, strahlend lukratives Erkundungs-Projekt.

Na gut, sagen sich Lauterbach, DocMorris und Co. also: "Geben wir den Dusseln das doch!

Und wir nehmen den lukrativen Einzelhandel."

Wenn dann der letzte ehemalige Vor-Ort-Apotheker erkannt hat, dass man von den "Honorierten Pharmazeutischen Dienstleistungen + Labor + Rezeptur" sein Essen nicht bezahlen kann: Na ja, streichen DocMorris, Pessina, Celesio, Phönix und Co. den überambitionierten Kram auf ein sinnvolles Maß zusammen, so wie die Ärzte das schließlich schon die ganze Zeit wollen, und übernehmen das dann eben auch noch mit.

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