Übernahme durch Bayer

Scharfe Kritik am Monsanto-Deal im Bundestag

Berlin - 22.09.2016, 07:00 Uhr

Freude über die Einigung (14. September 2016): Bayer-CEO Werner Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant demonstrieren traute Einigkeit. (Foto: dpa)

Freude über die Einigung (14. September 2016): Bayer-CEO Werner Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant demonstrieren traute Einigkeit. (Foto: dpa)


Welche Folgen hat die Übernahme des umstrittenen Agro-Konzerns Monsanto durch Bayer? Im Bundestag diskutierten Abgeordnete den Deal: Politiker fast aller Fraktionen kritisierten ihn scharf.

Dreimal musste Bayer sein Angebot für den Kauf von Monsanto erhöhen, bevor vergangene Woche der US-Konzern in die Übernahme einwilligte. Mit 66 Milliarden US-Dollar wäre es der teuerste Kauf eines deutschen Unternehmens im Ausland, noch müssen die Kartellbehörden zustimmen. Die Grüne-Fraktion im deutschen Bundestag thematisierte die Fusion am gestrigen Mittwoch in einer aktuellen Fragestunde – bei Parlamentariern aller Fraktionen außer der Union stieß die Übernahme auf harsche Kritik.

„Eine Fusion dieser beiden Unternehmen würde zu einem Mega-Konzern führen, der fast ein Drittel des Saatgutes und ein Viertel der Pestizide kontrollieren würde“, sagte Grünen-Abgeordnete Katharina Dröge. Die Verlierer seien die Landwirte in Deutschland wie auch Kleinbauern in Entwicklungsländern, denen die Fusion ihre Lebensgrundlage entziehen würde. Dröge kritisierte Monsanto, das einerseits versuche, den Markt mit genmodifiziertem Saatgut zu kontrollieren – andererseits stelle es Herbizide her, gegen die nur die modifizierten Sorgen resistent sind.

Bauern werden in die Zange genommen

„Mehr als 70 Prozent der Deutschen sagen, sie wollen kein Gen-Food auf ihrem Teller“, betonte die Grünen-Politikerin. Sie befürchte, dass die Fusion durch die Kartellbehörden nicht verhindert werden könne, da sie möglicherweise argumentierten, dass die Märkte zu unterschiedlich seien. „Das trägt den Gefahren und Risiken und der Bedeutung dieses Konzerns keine Rechnung“, sagte Dröge. Ihr Fraktionskollege Harald Ebner wies darauf hin, dass Bayer 2013 mehr als 200 Patente auf Gentechnik-Pflanzen hielt – mehr als alle anderen Firmen in Europa. „Die Bauern werden von zwei Seiten in die Zange genommen, da können wir nicht einfach zugucken“, betonte er.

Der CDU-Abgeordnete Matthias Heider sieht es eher als Vorteil, dass Bayer durch die Übernahme zum weltgrößten Agrarkonzern wird, wie er im Bundestag sagt. „Bayer ist ein Vorzeigeunternehmen in Deutschland“, erklärte er. Es liege im Interesse des Landes, dass ein deutsches Unternehmen weltweite Bedeutung hat – und sich gleichzeitig den europäischen Standards verpflichtet. Auch angesichts der steigenden Weltbevölkerung sieht er die Übernahme als begrüßenswert an. Er rief dazu auf, mutig nach vorne zu gucken – „und nicht in den Rückspiegel“, wie Heider sagte. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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