BPI zum Pharma-Gesetz

Hersteller leiden unter höherem Apothekenhonorar

Berlin - 26.07.2016, 16:20 Uhr

Mehr für Apotheker, weniger für die Industrie? Aus Sicht von BPI-Chef Dr. Martin Zentgraf hat das BMG die Honorarerhöhung für die Apotheker mit den Einsparungen im Pharma-Bereich gegengerechnet. (Foto: Sket)

Mehr für Apotheker, weniger für die Industrie? Aus Sicht von BPI-Chef Dr. Martin Zentgraf hat das BMG die Honorarerhöhung für die Apotheker mit den Einsparungen im Pharma-Bereich gegengerechnet. (Foto: Sket)


Kassen wollen niedrigere Umsatzschwelle

In einer gemeinsamen Pressemitteilung beschweren sich zudem alle Pharmaverbände gemeinsam – unter ihnen auch der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) – über „Markteingriffe, die im Pharma-Dialog nie Thema waren, wie zum Beispiel die Verlängerung des Preismoratoriums“. Aber auch mit der vorgeschlagenen Regelung zum Thema „Vertraulichkeit der Arzneimittelpreise“ sind die Verbände unzufrieden. Der Entwurf formuliere zwar klar, dass ausländische Behörden die für Deutschland verhandelten Erstattungsbeträge nicht zur Grundlage ihrer Preisbildung machen dürften. Aber: „Die Konkretisierung fehlt.“ Zur Erklärung: Das BMG will die Vertraulichkeit der Arzneimittelpreise in einer zusätzlichen Verordnung klären. Das Ministerium ließ aber bereits durchblicken, dass weiterhin auch Ärzte und Apotheker den Erstattungsbetrag einsehen können müssen.

Ähnlich verärgert reagierten auf der anderen Seite auch die Krankenkassen auf den Referentenentwurf des AM-VSG. Hier sorgte insbesondere die Höhe des Umsatz-Schwellenwertes für Unverständnis. Das Ministerium will mit dem Vorhaben eine Umsatzschwelle in Höhe von 250 Millionen Euro einführen. Überschreitet ein Unternehmen im ersten Jahr nach Markteinführung diesen Betrag, gilt der Erstattungsbetrag rückwirkend.

Leser empfehlen

BMG zu vertraulichen Arzneimittelpreisen

Auch Apotheken sind Institutionen

Vertraulichkeit von Arzneimittelpreisen

Zwischen Geheimniskrämerei und absoluter Transparenz

Der AOK-Bundesverband hatte schon nach dem Bekanntwerden einiger Eckpunkte zum AM-VSG bekräftigt, dass die Arzneimittelpreise aus seiner Sicht schon ab Tag Eins nach Markteinführung reguliert werden müssten. Auch am heutigen Dienstag sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-BV: „Bei der Arzneimittelreform brauchen wir einen konkreten Euro-Schwellenwert, der deutlich macht, dass es sich nicht bloß um eine Scheinlösung handelt. Dazu müsste dieser Schwellenwert, wie bei den Orphan Drugs, bei höchstens 50 Millionen Euro liegen. Ungleich wirksamer wäre ohnehin die rückwirkende Geltung des zwischen Pharmaunternehmen und Krankenkassen verhandelten Erstattungsbetrages ab dem ersten Tag nach Markteinführung.“

Auch aus dem Lager der Ersatzkassen hagelte es Kritik. Für den Verband der Ersatzkassen (vdek) gehen die Pläne des BMG „nicht weit genug“. „Es fehlt insgesamt eine in die Zukunft gerichtete Strategie zum Umgang mit sehr hochpreisigen Arzneimitteln. Mondpreise wie zum Beispiel bei den neuen Hepatitis-C-Präparaten müssen ein Ende haben. Denn allein im Jahr 2015 musste die gesetzliche Krankenversicherung für diese neuen Arzneimittel 1,4 Milliarden Euro zusätzlich ausgeben“, sagte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. Positiv sei zwar, dass das Preismoratorium für Fertigarzneimittel bis 2022 verlängert werden solle. Dies reiche aber nicht aus, um die Kostenschübe durch hochpreisige neue Arzneimittel zu kompensieren.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Höheres Apothekenhonorar zulasten der Industrie?

Industrie unzufrieden

vfa kritisiert Querfinanzierung durch Sparmaßnahmen bei Herstellern

Herstellerverband gegen Honorar-Plus

Pharmakonzerne zum Apothekenhonorar

Ist das Honorarplus für Apotheker verfassungswidrig?

Kritik am geplanten Pharma-Gesetz

50-Millionen-Euro-Schwelle reicht der AOK nicht

AMNOG-Regelungen werden nachjustiert

Preisstopp bis 2022

BMG zu vertraulichen Arzneimittelpreisen

Auch Apotheken sind Institutionen

AOK-Chef: Arzneimittelgesetzgebung darf kein Pharmawunschkonzert werden

Kassen kritisieren Pläne für Pharma-Gesetz

Herausgeber des Arzneiverordnungs-Reports fordern konkrete politische Schritte

Hochpreiser treiben Arzneimittelausgaben

3 Kommentare

Gesundheitskosten

von Heiko Barz am 26.07.2016 um 19:40 Uhr

Irgendwann sollte einmal die Erkenntnis reifen, dass die %Zahl für die Gesundheit - sprich KKassen Anteil - vom normalen Arbeitnehmerlohn, in eine neue Gedankenspirale münden muß.
Wenn der finanzielle Wert, der von den meisten benutzten Freizeitindustrie, zum Vergleich auf die persönlichen Gesundheitskosten herunter gebrochen wird, müßte die individuelle Gesundheit einen wesentlich höheren Werte-Standart erfahren.
Solange aber die Gesundheit (Kosten) weniger wert ist als die Freizeit mit all ihren verrückten Exzessen, und niemand diesen absichtlich verdrängten "Stein" ins Rollen bringen will, ( kann ja auch wahltechnisch sehr unangenehme Folgen haben ) ändert sich an der Strategie der gesundheitlich Verantwortlichen ohne besonderen Druck gar nichts!!
Wir haben in Deutschland einen völlig verschobenen Werte-Canon.
Das persönliche Freizeitverhalten ist bei Weitem wichtiger als die individuelle Gesundheit.
Die Kosten für die individuelle Freizeit werden mit ausgesprochen positiven Erlebnissen verknüpft, dagegen sind die für die Gesundheit aufzubringenden Gelder immer mit unangenehmen Erfahrungen verbunden und ja, in welcher Höhe auch immer, durch den KKassenbeitrag gedeckelt.
So oder ähnlich denkt "Lieschen Müller" und unterliegt dabei einem fatalen Irrum, denn die bei uns geforderten breiten Gesundheitsangebote und Leistungen werden wohl auch durch ständig angehobene Qualitätsnormen finanziell nicht einmal andeutungsweise ausreichend gedeckt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

:D

von Peter Lahr am 26.07.2016 um 16:50 Uhr

„Schon dieser Punkt, also das faktische Einfrieren auf dem Preisstand vom 1. August 2009"

Ups, das ist für die schon schlimm???? Willkommen in unserer Welt. Dieses Argument dürfte die gleichen Reaktionen der Kassen wie bei uns heraufbeschwören :D a la "Ihr macht doch mit anderen Mitteln Umsatz und Gewinn also ist das ok, und selbst wenn es nochmal 6 Jahre auf dem Niveau von 2009 bleibt, danach dürft ihr auf höchstens 3% mehr hoffen und danach wird erstmal ein Forschungsauftrag zur Preisfindung neuer AM vergeben, außerdem verkauft ihr doch ach so viele Packungen mehr, das muss berücksichtigt werden"

Ich könnte mich totlachen........

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Richtig...

von Bernd Jas am 27.07.2016 um 9:09 Uhr

...Herr Lahr,
jedoch haben Sie noch einen Punkt vergessen.
Nämlich diesen, dass BPI-Chef Dr. Martin Zentgraf zu sagen lernen muss:
"Es hätte schlimmer kommen können!"

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.