Ökotest Superfoods

Wie super sind Goji, Chia, Acai und Co.?

Stuttgart - 22.04.2016, 10:00 Uhr

Superfoods: nicht nur überflüssig, sondern zum Teil auch bedenklich. (Foto: baibaz / Fotolia)

Superfoods: nicht nur überflüssig, sondern zum Teil auch bedenklich. (Foto: baibaz / Fotolia)


Den Superfoods werden wahre Wunder zugeschrieben. Chiasamen sollen das Schlaganfallrisiko senken, Gojibeeren gelten als Anti-Aging-Mittel und Hanfsamen helfen bei Müdigkeit und Erschöpfung. Kann das sein? Ökotest hat die Produkte untersucht. Das Ergebnis ist alles andere als super.

Frauenzeitschriften und Tageszeitungen sind voll von Berichten über Superfoods. Dabei handelt es sich etwa um Waren aus fernen Ländern wie Chiasamen aus den Anden, Gojibeeren aus China oder verschiedene Pulver aus Gräsern, Früchten, Blättern und Algen, die Müslis und Smoothies aufwerten sollen. Wissenschaftliche Belege für die ihnen zugeschriebenen Wirkungen sucht man vergeblich. Das antioxidative Potenzial, das man den Samen und Beeren aufgrund des hohen Gehaltes an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen oder Enzymen nachsagt, sei zwar im Reagenzglas messbar - die jeweiligen Reaktionen fänden jedoch im menschlichen Körper gar nicht so statt, sagt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber Ökotest.

Doch wenn die Produkte schon keinen besonderen Nutzen haben, schaden sie dann wenigstens nicht?

Dieser Frage ist das Verbrauchermagazin nachgegangen und hat die Superfoods auf Rückstände und Verunreinigungen untersucht. Außerdem wurden die Etiketten hinsichtlich nicht erlaubter gesundheitsbezogener Aussagen und der Transparenz der Kennzeichnung kritisch unter die Lupe genommen.

Mehr als zwei Drittel fallen durch

In Bio-Läden, Reformhäusern, Supermärkten und bei Aldi Süd erstanden die Tester vor allem Gojibeeren, Chia-und Hanfsamen, außerdem Weizengras, Algenpulver und Rohkakao sowie weitere, einzelne Produkte (eine Übersicht finden Sie hier). Das Testergebnis war gar nicht super: 

  • Mehr als zwei Drittel der Produkte fallen mit einem „ungenügend“ oder „mangelhaft“ durch.
  • Nur zwei – Morgenland Bio-Gojibeeren und Dr. Goerg Premium Bio-Kokosöl – sind überhaupt empfehlenswert.
  • Besonders enttäuscht zeigt Ökotest sich von den Bioprodukten. Zwei von ihnen, Chiasamen von Basic und Feinstoff Bio Rohkakao Pulver sind nicht einmal verkehrsfähig.

    Zahlreiche von ihnen enthalten Pestizide, darunter Taste Nature Moringa, Pulver und Veganz Weizengras-Pulver, sowie die Chia-Samen von Basic und Alnatura.

Schwermetalle und Schimmelpilze

In den meisten Produkten wurden Mineralölkohlenwasserstoffen nachgewiesen, unter denen sich auch krebserregende Verbindungen befinden können. Grenzwerte dafür gibt es derzeit nicht, schreibt Ökotest.

Des Weiteren fanden die Prüfer die Schwermetalle Blei und Cadmium in den Produkten, auch die mikrobiologische Qualität war zwar meistens, aber eben nicht immer, einwandfrei. Es wurden Schimmelpilze in Hanfprodukten (Hanf Natur Hanfsamen, Davert Geschälte Hanfsamen) und Enterobakterien in Dragon Superfoods GojiBeeren nachgewiesen. Da Superfoods meist roh verzehrt werden, ist das nach Ansicht von Ökotest durchaus bedenklich.

Auch an den Etiketten hatte Ökotest einiges auszusetzen. Sie wurden beispielsweise nicht nachvollziehbare oder fehlende Mengenangaben für beworbene Nährstoffe bemängelt. Die Deklaration sei in vielen Fällen unterirdisch, schreibt Ökotest. Zurückhaltend seien die Hersteller mit blumigen Heilsversprechen. Hier gibt es allerdings enge gesetzliche Grenzen.

Normal statt Superfood

Insgesamt kommt Ökotest zu dem Schluss, dass Superfoods überflüssig sind. Mit normalen Lebensmitteln ist man nach Ansicht der Verbraucherschützer mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt. Umso schlimmer sei es dann, wenn Superfoods mit Mineralöl, Cadmium, Blei oder anderen bedenklichen Stoffen belastet sind.


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1 Kommentar

Unabhängig?

von Matthias Schodits am 02.04.2016 um 15:07 Uhr

Man muss das schon ein bisschen differenzierter sehen. Die Pestizide werden durch die Agrarindustrie tonnenweise in die Umwelt gepumpt. Durch Wind und Regen werden diese dann über die ganze Erde verteilt und machen auch vor biologisch bewirtschafteten Böden nicht halt, was dazu führt, dass Pestizide auch in Bio Produkten landen - aber wohlgemerkt in sehr geringen Konzentrationen

Was machen jetzt aber "Journalisten" wie die vom Öko Test. Sie suchen Spuren von Pestiziden in Bio Produkten und stellen diese dann deswegen an den Pranger. Die Empfehlung ist dann, esst einfach normales Obst und Gemüse, das Geld für Bio könnt ihr euch sparen. Was passiert - diejenigen, die sich dafür einsetzen keine Pestizide einzusetzen, werden dafür bestraft, dass der Müll der Agrarindustrie in ihren Produkten landet. Unter diesem Aspekt hat diese ganze Öko Test Geschichte natürlich einen sehr fahlen Beigeschmack.

Aber wie unabhängig kann ein Magazin schon sein, das von den Anzeigengeldern derjenigen lebt, die es zu bewerten hat? Mit den großen Konzernen lässt sich halt mehr Geld verdienen, als mit den kleinen Bio Bauern.

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