Ökotest

Die meisten Faschingsfarben kann man sich abschminken

Stuttgart - 03.02.2016, 09:00 Uhr

Getrübte Faschingsfreude: In vielen Schminkstiften sind kritische Inhaltsstoffe enthalten. (Foto: Jean Kobben/Fotolia)

Getrübte Faschingsfreude: In vielen Schminkstiften sind kritische Inhaltsstoffe enthalten. (Foto: Jean Kobben/Fotolia)


Fasching, Karneval, Fastnacht – unter welchem Namen auch immer, die fünfte Jahreszeit ist bald im vollem Gange. Das Verbrauchermagazin Ökotest hat dies zum Anlass genommen, Schminke zu testen. Das Ergebnis verursacht alles andere als gute Laune.

Bei früheren Tests hatte es immer wieder Kritik an Faschingsschminke gegeben. So gab es beispielsweise Funde von Schwermetallen in den Farben, und im Jahr 2014 war der verbotene Stoff Lackrot (CI 15585) in mehreren WM-Fanschminken entdeckt geworden. Das Verbrauchermagazin Ökotest wollte jetzt wissen, ob die vielen negativen Schlagzeilen zu Nachbesserungen geführt haben.

14 verschiedene Schminkeprodukte hat Ökotest dafür unter die Lupe genommen. Sie wurden unter anderem auf bedenkliche Parabene, Paraffine und Erdölprodukte, aromatische Kohlenwasserstoffe sowie weitere umstrittene Inhaltsstoffe untersucht. Der verbotene Farbstoff Lackrot wurde immerhin nicht mehr gefunden, aber sonst gibt es wenig Gutes zu berichten. 

Naturkosmetik als Alternative

Mehr als die Hälfte der Produkte ist mit "ungenügend" bewertet. Lediglich zwei erhielten ein „gut“:

  • „Jofrika Nature for Fun 5 Schminkstifte“ und
  • „Livos Vida Naturschminke“.

Ökotest sieht daher Naturkosmetik als Alternative. Wermutstropfen bei „Livos Vida Naturschminke“ ist allerdings der hohe Nickelgehalt, der über der technisch vermeidbaren Grenze von 5 mg/kg liegt. Menschen mit Nickelallergie könnten hier reagieren, schreibt Ökostest.

Die Mängelliste der anderen Produkte ist lang: 

  • So sind “Edding Funtastics Face Fun” und “Jofrika Aqua Easy Pen" mit Polyaminopropyl Biguanide (PHMB) konserviert – einer Substanz, die als krebserregend, mutagen und reproduktionstoxisch (CMR-Substanz)  eingestuft ist. Der Stoff steht zwar noch auf der Liste der erlaubten Konservierungsmittel, doch die EU-Kommission arbeitet daran, PHMB als erlaubtes Konservierungsmittel zu streichen. Nach Ansicht der EU ist er bereits seit 2015 formell nicht mehr erlaubt, für die Umsetzung sind die Mitgliedsländer aber selbst verantwortlich.
  • Mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (Fries 6 Schminkstifte, Mammut Snazaroo Schminkstifte Neutral, Tedi und die SES Clowny Schminke) wurden weitere Substanzen nachgewiesen, die potenziell krebserregend sind. In den parfümierten Präparaten waren mit Cumarin, Citronellol, Geraniol Duftstoffe enthalten, die Allergien auslösen können.
  • In der Schminke von Bruynzeel wurde mit Isobutylparaben auch ein Konservierungsmittel gefunden, das definitiv verboten ist. Produkte mit dieser Substanz sind seit dem 30. Juli 2015 nicht mehr verkehrsfähig. Die Ökotest-Einkäufer haben die Schminkstifte im Oktober 2015 im Laden erstanden. Eine Nachfrage von Ökotest ergab, dass das Produkt aus dem Jahr 2011 stammt.

Der Kunde hat das Nachsehen

Damals entsprach es den gesetzlichen Anforderungen. Für den Verbraucher ist das aber nicht erkennbar, da bei Kosmetika kein Haltbarkeitsdatum, sondern lediglich eine Aufbrauchfrist nach Anbruch angegeben sein muss. Der Hersteller sieht sich nicht in der Verantwortung. Man stelle alle Informationen zu den Inhaltsstoffen zur Verfügung, der Kunde könne diese selbst checken, rechtfertigt er sich gegenüber Ökotest.

Nach Auffassung der Verbraucherschützer ist das nicht zumutbar. Eltern könnten nicht die wissenschaftliche Diskussion und die Kosmetikbestimmungen so verfolgen, dass sie  beurteilen können, welche der auf der Inhaltsstoffliste genannten Stoffe nicht mehr erlaubt sind oder als kritisch eingeschätzt werden. Die Verantwortung dafür, ob Produkte noch den Bestimmungen entsprechen, scheint auch nicht der Händler zu tragen.

Nach Ansicht der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen, die Ökotest zu der Thematik befragte, muss die verantwortliche Person, die das Produkt in den Verkehr gebracht hat, die belieferten Händler informieren, dass es einen jetzt verbotenen Stoff enthält und nach Ablauf der Übergangsfrist nicht mehr verkauft werden darf. Ob das in diesem Fall passiert ist, ist unklar, schreibt Ökotest. Hier hätten die Kunden klar das Nachsehen.

Auch Kostüme sind belastet

Ökotest weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nicht nur Schminke, sondern auch die billig produzierten Kostüme zum Teil mit Schadstoffen belastet seien. Für dieses Problem gebe es jedoch eine einfache Lösung: Alte Kleider könnten zum Kostüm umgemodelt werden, schreibt Ökotest. Soll es ein Kostüm von der Stange sein, sollte dies vor dem Tragen unbedingt gewaschen werden.


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