Umstrittener Unkrautvernichter

EU-Kommission für Verlängerung der Zulassung von Glyphosat

Berlin - 26.02.2016, 07:30 Uhr

Glyphosat: Weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln. (Foto: Gina Sanders / Fotolia)

Glyphosat: Weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln. (Foto: Gina Sanders / Fotolia)


Mit klarer Mehrheit hat der Bundestag am Donnerstag den Antrag der Grünen abgelehnt, mit dem die Neuzulassung von Glyphosat in der EU gestoppt werden sollte. Auch die EU-Kommission hält an dem Pestizid fest.

Der Unkrautvernichter Glyphosat sorgt weiter für heftige Diskussionen. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass in Tests des Münchner Umweltinstituts Rückstände des Pestizids in mehreren deutschen Biersorten gefunden worden waren. Beim Test von 14 der beliebtesten Biermarken Deutschlands wurden Spuren des Unkrautvernichters festgestellt. Einen Grenzwert für Bier gibt es allerdings nicht. Es ist umstritten, ob Glyphosat krebserregend ist

Für die Grünen kam die Meldung nicht überraschend, sie brachten gleichfalls am Donnerstag einen Antrag in den Bundestag ein, nach dem die „voreilige Neuzulassung“ von Glyphosat gestoppt werden sollte. 

Mit klarer Mehrheit hat der Bundestag den Antrag der Grünen abgelehnt, berichtet die Tagesschau. Die Abgeordneten sprachen sich dafür aus, das Pflanzengift Glyphosat in der EU neu zuzulassen.

Bei einer namentlichen Abstimmung votierten 446 Abgeordnete gegen den Antrag der Grünen-Fraktion, 117 Abgeordnete stimmten für den Antrag der Grünen, drei enthielten sich.

Die EU-Kommission selbst plädiert derweil für eine Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters bis zum Jahr 2031. Über die Verlängerung sollen am 7. oder 8. März nationale Experten der 28 EU-Staaten entscheiden. Der Wirkstoff Glyphosat ist seit rund 40 Jahren auf dem Markt und steckt inzwischen in Hunderten von Pflanzenschutzmitteln.

Der Grünen-Europaabgeordneten Martin Häusling kritisierte: „Die EU-Kommission hat offenbar nicht die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Blick." Die Brüsseler Behörde schlage alle Bedenken in den Wind und wolle die Substanz „weitgehend ohne Mengen- oder Anwendungsbeschränkung erlauben".

POE-Tallowamine verbieten

Aus der EU-Kommission hieß es hingegen, die Behörde greife Bedenken der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa auf. Diese habe Besorgnis bezüglich bestimmter Zusatzstoffe angemeldet, die gemeinsam mit Glyphosat zum Einsatz kommen können. Die Kommission schlägt nun vor, diese sogenannten POE-Tallowamine zu verbieten. Die Stoffe verbessern die Aufnahme von Glyphosat durch die Pflanzen. Generell habe die Behörde die EU-Staaten dazu aufgefordert, mögliche weitere problematische Beistoffe in Pflanzenschutzmitteln zu benennen.

Mitarbeiter der Kommission erinnerten zudem daran, dass es bei den EU-Staaten liegt, über die Zulassung fertiger Pflanzenschutzmittel mit Glyphosat als Inhaltsstoff zu entscheiden - vorausgesetzt, die Zulassung der Substanz Glyphosat bekommt zuvor auf EU-Ebene grünes Licht.

Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln. In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird es vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung verwendet. Getreide darf in Deutschland unter bestimmten Umständen auch vor der Ernte damit behandelt werden. Bundesweit wurden laut Umweltbundesamt im Jahr 2012 knapp 6000 Tonnen reine Wirkstoffmenge aufgebracht.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.