Nebenwirkung von Antidiabetika

Gelenkschmerzen unter DPP-4-Hemmern

Stuttgart - 04.09.2015, 13:50 Uhr

Gelenkschmerzen? DPP-4-Inhibitoren könnten eine Ursache sein. (Bild: Visty/Fotolia)

Gelenkschmerzen? DPP-4-Inhibitoren könnten eine Ursache sein. (Bild: Visty/Fotolia)


Laut einer aktuellen Warnung der amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA können DPP-4-Hemmer, eine Wirkstoffgruppe zur Behandlung des Typ-2-Diabetes, Gelenkschmerzen verursachen. Diese verschwanden zwar bisher in allen Fällen nach Absetzen der Präparate wieder, waren aber mitunter so stark, dass die Patienten stationär aufgenommen werden mussten.

Seit Zulassung des ersten DPP-4-Inhibitors in den USA im Jahr 2006 bis Ende 2013 wurden 33 Fälle von schweren Arthralgien nach Einnahme von Wirkstoffen dieser Gruppe in der Datenbank der FDA (Adverse Event Reporting System = FAERS) erfasst. Am häufigsten wurden die Probleme unter Sitagliptin (Januvia®, 28 Fälle) beobachtet, dem in den USA am häufigsten verordneten DPP-4-Inhibitor. Aber auch unter den anderen Substanzen (Saxagliptin, Linagliptin, Alogliptin und Vildagliptin) kamen sie vor.

Der Zeitraum, nach dem die Symptome das erste Mal auftraten, bewegte sich zwischen einem Tag bis zu mehreren Jahren nach Beginn der Therapie. Weniger als einen Monat nach Absetzen der Präparate waren sie wieder verschwunden. Als starkes Indiz für einen kausalen Zusammenhang zwischen der DPP-4-Hemmer-Einnahme und den Gelenkbeschwerden wertet die FDA die Tatsache, dass bei acht Patienten die Symptome nach Reexposition wieder auftraten. In zwei Fällen unter dem gleichen Wirkstoff, in sechs Fällen unter einem anderen Vertreter der Wirkstoffklasse.

Autoimmunreaktion keine Erklärung

Obwohl zehn der 33 Patienten mit Fieber und Schüttelfrost, Hautausschlag und Schwellungen typische Begleiterscheinungen einer Autoimmunreaktion hatten, scheidet dies nach Ansicht der FDA als Erklärung aus. In Labortests, die von 13 Patienten verfügbar waren, fanden sich zwar vereinzelt unterschiedliche Hinweise auf ein autoimmunologisches Geschehen, aber keine spezifischen Hinweise auf eine Autoimmunerkrankung, die mit Gelenkbeschwerden einhergeht. Zudem wiesen acht Patienten keinerlei Marker für eine derartige Erkrankung auf.

Die Fachinformationen der hier erhältlichen Substanzen (Sitagliptin, Saxagliptin und Vildagliptin) führen Osteoarthrosen und Schmerzen in den Extremitäten als „gelegentliche“ Nebenwirkung ohne Angabe eines Schweregrads auf, bei Sitagliptin mit dem Zusatz „ungeachtet eines Kausalzusammenhangs mit der Medikation“. Im der UAW-Datenbank des BfArM finden sich derzeit keine Meldungen über Nebenwirkungen in diese Richtung nach Gabe der Wirkstoffgruppe.

Nicht sofort absetzen, aber mit Arzt sprechen

Die FDA hält es nicht für notwendig, die Präparate bei derartigen Beschwerden sofort abzusetzen, aber sie möchte die Ärzte für diese Nebenwirkung sensibilisieren. Gegebenenfalls soll aber eine Therapieumstellung auf andere Antidiabetika in Erwägung gezogen werden.


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1 Kommentar

Mechanismus

von Christine Salzer am 27.11.2019 um 10:00 Uhr

Ist Sarkopenie mit nachfolgenden Schluckbeschwerden und Aspiration unter DDP-Hemmern bereits pharmakologisch oder lediglich pathobiochemisch erklärbar? Welche Rolle spielt das gehemmte Enzym im Muskelstoffwechsel?

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