Umfrage in der Schweiz

„Hausapotheker-Modell“ vorstellbar

Berlin - 27.06.2014, 16:27 Uhr


Die Schweizer setzen großes Vertrauen in ihre Apotheker – ein so großes, dass viele sich sogar vorstellen können, in der Grundversicherung ein Modell zu wählen, in dem der Stammapotheker erste Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen wäre. Das geht aus einer Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern für den Apothekerverband pharmaSuisse hevor.

Danach suchen 80 Prozent der Befragten immer die gleiche Vertrauensapotheke auf. 40 Prozent dieser Stammkunden könnten sich sogar vorstellen, in der Grundversicherung ein „Hausapotheker-Modell“ zu wählen. „Das zeigt, welch hohen Stellenwert die Apotheke bei der Bevölkerung hat – und beweist, dass die Apotheker ihre Rolle ausbauen müssen, um gemeinsam mit anderen Medizinalberufen eine starke und hochwertige medizinische Grundversorgung sicherzustellen“, erklärte pharmaSuisse-Präsident Dominique Jordan.

Die Schweizer Apotheker genießen in weiten Teilen der Bevölkerung einen sehr guten Ruf und großes Vertrauen. Bei leichten Gesundheitsbeschwerden sind sie die erste Anlaufstelle noch vor dem Hausarzt. Bei Krankheiten mit normalem Verlauf befinden sie sich auf Rang drei hinter den Haus- und Fachärzten. Chronisch Kranke wenden sich ebenfalls eher an den Hausarzt oder Spezialisten, auf Platz drei steht bei ihnen das Krankenhaus. Der Apotheker kommt hier aber immer noch auf Rang vier und gehört somit eindeutig zu den als kompetent erachteten Gesundheitsfachleuten.

Generell zeigt die Studie ein großes Interesse an apothekerlichen Dienstleistungen: Neben der Beratung zu Medikamenten und Nebenwirkungen (86%) würden 80 Prozent die Kontrolle eines ärztlichen Rezepts in ihrer Apotheke in Anspruch nehmen, 75 Prozent eine Beratung zu Gesundheitsproblemen. 69 Prozent würden sich für einen Blutdruck-Test interessieren, 68 Prozent für eine Beratung zu alternativen Heilmethoden und 66 Prozent für einen Polymedikationscheck. Weniger groß ist das Interesse für netCare, ein Modell zur integrierten Versorgung (29%).

Geht es allerdings darum, für diese Dienstleistungen zu bezahlen, wird es kritischer. Mehrheitlich als zumindest angemessen empfunden werden 5 Franken (4,11 Euro) für die Beratung zu einem Medikament und dessen Nebenwirkungen sowie für die Kontrolle eines Rezepts, 15 Schweizer Franken (12,33 Euro) für einen Blutdruck-Test, eine Fallpauschale von 50 Franken (41,11 Euro) für die Erstabklärung bei gesundheitlichen Problemen und 100 Franken (82,22 Euro) für einen Gesundheitstest. Einige beurteilen allerdings auch diese Kosten als zu hoch.

Das dichte Apothekennetz wird von vielen als wichtiger Pfeiler der Gesundheitsversorgung in Randregionen gesehen (78%). Mehrheitlich werden auch die Kosteneinsparungen durch die unkomplizierte Lösung von Gesundheitsproblemen wahrgenommen (67%). Gleichzeitig empfindet jedoch eine Mehrheit die Preise in Apotheken als zu hoch (65%). Viele Befragte könnten sich auch vorstellen, dass Apotheken bei einfachen Krankheiten Rx-Arzneimittel abgeben (66%). Mehrheitlich wird vermutet, dass der Verkauf von Medikamenten durch den Arzt Anreize schaffen könnte, teurere oder mehr Medikamente zu verschreiben (52%).


Juliane Ziegler