Studie zum Dextromethorphan-Missbrauch

Der typische Konsument ist jugendlich und männlich

Stuttgart - 12.03.2014, 10:01 Uhr


Halluzinogen und euphorisierend – diese Wirkungen werden dem Antitussivum Dextromethorphan (DMP) zugeschrieben, vorausgesetzt, man nimmt es in ausreichend hoher Dosierung ein. Internetforen geben detaillierte Informationen dazu, wie man dabei am besten vorgeht. Da die Substanz häufig mit anderen Drogen konsumiert und bisher in Drogenscreenings nicht routinemäßig erfasst wird, ist das tatsächliche Ausmaß des Problems nicht bekannt.

Im Jahre 2011 diskutierte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), DMP-haltige Arzneimittel der Verschreibungspflicht zu unterstellen, um den Missbrauch einzudämmen. Das BfArM beschränkte sich dann darauf, Apotheker anzuhalten, das Antitussivum nicht mehr an Jugendliche abzugeben, da bei dieser Altersgruppe der größte Missbrauchsverdacht besteht.

Um Apothekern zu ermöglichen, die Abgabe nach Risikogruppen auszurichten und den Wirkstoff auf diesem Wege für die Selbstmedikation zu erhalten, wurde an der Universität Düsseldorf eine Pilotstudie initiiert, mit dem Ziel, DMP-Käufe und -Käufer zu identifizieren. Die Untersuchung sollte insbesondere die Frage beantworten, ob bei Jugendlichen eher von einem Missbrauch ausgegangen werden kann als bei Erwachsenen. 30 Apotheken, die im Beobachtungszeitraum 140 DMP-Abgaben dokumentierten, wurden in die Auswertung einbezogen. Folgendes Bild ergab sich: Der ­typische DMP-Konsument ist männlich, jugendlich, lehnt jegliche Beratung ab und verlangt gezielt das Präparat Hustenstiller ratiopharm®., ein hoch dosiertes Monopräparat, das in einschlägigen Foren „empfohlen“ wird. Erwachsene DMP-Käufer bevorzugen flüssige Arzneiformen (auch Kombipräparate) oder niedrig dosierte Lutschpastillen. Diese Charakteristika decken sich weitestgehend mit der Missbrauchsstatistik des BfArM, und auch internationale Erhebungen sehen männliche Jugendliche als die Hauptkonsumenten.

Auch wenn die Untersuchung Schwächen aufweist, hat sie in den Augen der Autoren doch dazu beigetragen, männliche Jugendliche als Risikogruppe zu verifizieren, bei denen die Abgabe DMP-haltiger Arzneimittel mit besonderer Sensibilität erfolgen sollte.

Quelle: Müller S et al. Dextromethorphan-Missbrauch bei Jugendlichen: Wie kann der Apotheker sich verhalten? Med Mo Pharm 2014; 3: 95 ff.


Julia Borsch